In der Gemeinde Berg stellen zu unser aller Freude noch einige Milchbauern unsere Versorgung mit Milch sicher – noch. Aber wie lange noch? Seit einer Woche boykottieren die deutschen Bauern die Molkereien.
In einigen Supermärkten soll es bereits zu ersten Lieferengpässen kommen. Nicht so in Berg. Hier steht die Milch noch ausreichend in den Regalen.
Aber auch Berger Milchbauern haben sich dem bundesweiten Boykott des Deutschen Bauern Verbands (DBV) und des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) angeschlossen und kämpfen für einen Milchpreis von 43 Cent.
Michael Friedinger, Bio-Milchbauer aus Farchach, Gemeinderatskandidat der Bürgergemeinschaft und vor allem Kreisvorsitzender des BDM, ist seit Beginn des Boykotts ein gefragter Mann. SZ, AZ, Merkur, aber auch RTL wollten schon Interviews. Frau Friedinger muss ihren Mann ab und zu schon vor der Presse abschirmen. Die QUH konnte Michael Friedinger am Dienstag trotzdem einige Fragen stellen:
QUH: Wie viele Bauern aus der Gemeinde Berg beteiligen sich am Lieferboykott?
Hr. Friedinger: Von 21 Milchbauern der Gemeinde Berg beteiligen sich 17 Milchbauern am Boykott. Dabei sind sowohl Bio- als auch konventionell arbeitende Bauern.
Wir kämpfen für einen fairen Milchpreis und einen Systemwechsel. Wir wollen unsere Milch zu einem Preis von 43 Cent verkaufen. Derzeit legen nicht wir den Preis fest, zu dem wir die Milch abgeben, sondern bekommen, was nach aller Kosten bei Handel und Molkereien übrig bleibt.
QUH: Sind die Berger Bauern auch an Aktionen des BDM, wie beispielsweise an Sperrung der Zufahrten zu Molkereien, beteiligt?
Hr. Friedinger: Am Montag waren einige Bauern bei der Protestkundgebung in Weihenstephan. Über den Verlauf dieser und weiterer Aktionen berichten die Bauern heute beim Streikstammtisch in Aufkirchen, der alle zwei Tage stattfindet. Am Stammtisch tauschen die Bauern ihre Streikerfahrungen aus.
QUH: Belastet Sie der Verdienstausfall?
Hr. Friedinger: Das Schlimmste am Streik ist nicht der Verdienstausfall, sondern dass ich die Milch wegschütten muss.
QUH: Welche Molkereien beliefern die Berger Bauern und bestehen Unterschiede bei der Reaktion der Molkereien?
Hr. Friedinger: Die Bio-Bauern liefern an die Molkerei Scheitz, die konventionell arbeitenden Bauern an die Molkerei Gropper bei Neuburg. Die Molkerei Scheitz wäre bereit, den Forderungen der Bauern nachzukommen. Eine Einigung mit einer Molkerei ist aber derzeit nicht möglich, da eine bundesweite Regelung angestrebt wird.
QUH: Wie können die Berger Bürger ihre Milchbauern unterstützen?
Hr. Friedinger: Am Besten kaufen alle Verbraucher viel Milchprodukte, damit die Regale leer werden. So können wir den Druck auf die Molkereien erhöhen.
QUH: Herr Friedinger, wir danken Ihnen ganz herzlich für das Interview.