Kriegszustand in Berg ausgerufen

Es war der unwürdige Abschluß einer wichtigen und richtigen Veranstaltung: als ein (namentlich bekannter) Bürger aus der Nachbargemeinde Neufahrn der Gemeinde Berg erklärte, ab jetzt würde nun “Krieg” herrschen.


Wieso nicht? – Traktor-Protest vor der “Post”

Weit weniger Bürger als erwartet waren im nur gut halb gefüllten Postsaal erschienen, um sich über den in Arbeit befindlichen Bebauungsplan für die WKAs in den Wadlhauser Gräben informieren zu lassen. Das Publikum eher alt als jung und eher Neufahrn als Berg. Sie hörten, wie auf viele der Fragen, die auch die QUH immer wieder gestellt hat, zumindest versucht wurde, Antworten zu finden. BM Monn hatte die Experten geladen, die kenntnis- aber nicht unbedingt spannungsreich referierten. Herr Sing wurde vorgestellt, der die Gemeinde anstelle der Stadtwerke München (von denen er kommt) die Planung und Realisierung der Anlagen durchführen soll. Das Fazit der artenrechtlichen Prüfung, die an diesem Abend zuerst den Bürgern vorgestellt wurde (den Gemeinderäten war sie noch unbekannt) lautet überspitzt: das Vorkommen der früher weit verbreiteten Gelbbauchunke ist nur noch gering, das der Kolkraben ist sehr hoch. Dem Rotmilan geht es anders als den Bayern: bei ihm fehlt der Horst. Artenschutzrechtlich gibt es bislang – anders als in Inning – keine Bedenken.


In Abwesenheit der QUH: kein Gedränge in der Post

Bürgermeister Rupert Monn war immer Herr der Lage. Auch als die vermeintlich kritischste Frage gestellt wurde: wieviel Geld er denn selbst in die WKAs investieren würde, konterte er, dass seine private Finanzlage hier nicht zur Diskussion stehe.

Nachdem schon am Nachmittag Landrat Roth der QUH gegenüber betont hatte, dass es derzeit keine prinzipiellen juristischen Einwände gegen die Genehmigungen von WKAs gäbe, wurde in der Veranstaltung auch der zweite Hinderungsgrund entkräftet: der Standortsicherungsvertrag mit den Bayerischen Staatsforsten habe Bestand. Herr Seehofer könne da nicht persönlich intervenieren, da gäbe es schließlich bei den Forsten einen Aufsichtsrat. Klartext: Der Ministerpräsident hat bezüglich der Windkraft in Berg schlicht nichts mitzureden, da kann er in Wahlkämpfen mit windigen Versprechen soviel Stimmen fangen, wie er will.


Dem Rotmilan fehlt, was Bayern im Überfluß hat: ein Horst

Wer für erneuerbare Energien und gegen Kernkraft oder Kohleschleudern ist, war an dem Abend höchstens etwas enttäuscht, dass sich niemand mehr wirklich traut zu sagen, er sein dafür, dass eine Gemeinde soviel Energie erzeugt, wie sie verbraucht. Das Verfahren, mit dem Berg seinen demokratisch gefassten Entschluss, selbst Energie zu erzeugen umsetzt, ist jedenfalls weiter über Einwände erhaben.

Dass sich weniger Gäste für die mühevollen politischen Planungen der Gemeinde interessieren als beispielsweise für die Befindlichkeiten des derzeitigen Playboy-Chefs (bei dem der Postsaal voll war), ist freilich etwas ernüchternd.

Kommentieren (8)