Die Vorbereitungen für die diesjährigen Oskar-Maria-Graf-Gedenkfeierlichkeiten im Juni sind angelaufen: Allenthalben wird nach Ausstellungsstücken und Geschichten gesucht. Natürlich ist das Archiv der Gemeinde Berg mit Friedel Mollerus und ihren ehrenamtlichen Mitarbeitern eine der ersten Anlaufstationen, wobei man im Archiv vor allem Beweise findet, wieso man hier in Berg eigentlich gar nicht so viel findet …
Der damalige Bürgermeister Josef Ücker (mitte) mit Annemarie Koch und einer Portraitbüste von Oskar Maria Graf 1994
1994 organisierte die Gemeinde – allen voran der Geschäftsführende Beamte Michael Braun und Bürgermeister Josef Ücker – zum 100. Geburtstag des berühmtesten Sohnes von Berg eine Ausstellung samt ausgiebigem Rahmenprogramm. Da hatte man schon so manchen heimischen Kampf um den Anarchisten, Kommunisten und “Nestbeschmutzer” Oskar Maria Graf hinter sich.
Im Gemeindearchiv lässt sich heute – wenn man lange genug sucht oder einen so kundigen Ex-Archivarbeiter wie Herrn Wenzel an seiner Seite hat – die blamable Geschichte rekonstruieren, wieso es in Berg keine Oskar-Maria-Graf-Straße gibt:
1982 hatte es einen diesbezüglichen Antrag im Gemeinderat gegeben. Der SPD-Gemeinderat Sepp Hingerl hatte den Antrag gestellt, die Grafstraße, die es in Berg schon lange gibt, in Oskar-Maria-Graf-Straße umzubenennen. Der Antrag wurde am 16.11.82 mit 11:8 Stimmen abgelehnt, obwohl Hingerl, der schon im Vorfeld für seinen Antrag viel kritisiert worden war, angeboten hatte, die Kosten für die Änderung der Schilder persönlich übernehmen wollte.
Gemeinderatsbeschluss von 1982: kein Gedenken an Oskar
In der Presse wurde dieser Beschluss heftig kritisiert … in der Berger Bevölkerung hingegen wurde es eher eher begrüßt, “Herrn Oska(!)-Maria” nicht zu ehren, wie dieser Brief an den Gemeinderat beweist:
Brief an den Berger Gemeinderat: “Es wird sehr wenige Menschen geben, die sich … noch an den Dichter erinnern.”
Es ist dem Bürgermeister Ücker (Bürgergemeinschaft) zu verdanken, dass diese Peinlichkeit zumindest teilweise aufgehoben wurde: Er ließ nicht locker und stellte zwei Jahre später persönlich mit Martin Habdank den Antrag, wenigstens den “Platz vor dem Elternhaus des Dichters” “Oskar-Maria-Graf-Platz” zu nennen. Dass dieser Platz kaum ein Platz, sondern eher eine Straßenkreuzung ist, erhöhte die Chancen für den Antrag. Noch aus dessen Begründung ist zwischen den Zeilen herauszulesen, dass erstens die “politischen und parteipolitischen Meinungen” Oskars dagegen sprachen, den Dichter zu ehren, und zweitens sich die meisten Anwohner geweigert hatten, in einer OMG-Straße zu wohnen. Ein Platz, an dem niemand wohnt, war deshalb also die einzige Möglichkeit Oskar Maria Graf in den 80erjahren in Berg zu ehren.
Der 2. Versuch von 1984: ein Platz für Oskar!
Aber nicht einmal dieser Antrag passierte den Gemeinderat ohne Gegenstimmen: drei – heute nicht mehr namentlich bekannte Gemeinderäte – stimmten gegen diese Ehrung von Bergs berühmtestem Sohn.
Zuletzt lasen sie hier im Blog über Oskar Maria Graf, wie sich frühere Gemeindeverwaltungen für Oskar einsetzten: http://quh-berg.de/der-bittbrief-des-buergermeisters-an-die-gemeinde/ oder was man erlebt, wenn man sich in New York, der Exislheimat von Oskar Maria Graf auf dessen Spuren begibt: http://quh-berg.de/zu-besuch-bei-oskar-maria-graf-in-new-york-1022469644/ . Außerdem können Sie rechts in der Spalte unter dem Schlagwort “Oskar Maria Graf” bereits das eine oder andere Fundstück aus dem QUH-Blog finden.