Das Gudden-Kreuz im See wurde nach nur vier Tagen – wahrscheinlich von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung – entfernt … behauptet zumindest die eine Hälfte der Presse. Die andere behauptet das Gegenteil. Die Behörde selbst schweigt (uns gegenüber).
Das Ringen ums richtige Gedenken
Der Starnberger Merkur berichtet heute: “BSV-Sprecher Florian Schröter betonte in seiner Antwort an den Starnberger Merkur am Dienstag, das Kreuz sei „ohne Absprache“ installiert und „aus Gründen der Verkehrssicherheit“ entfernt worden.” (.https://www.merkur.de/lokales/starnberg/berg-ort65526/raetsel-zweites-kreuz-neben-gedenkkreuz-fuer-koenig-ludwig-ii-das-naechste-kini-93116314.html )
Welcher “Verkehr” an dieser Stelle gefährdet wurde und wieso ein erstes Kreuz zwei Meter davon entfernt der Verkehrssicherheit seit über 100 Jahren nicht im Wege steht, wird nicht vermeldet. Noch wundersamer ist allerdings, dass am Morgen die Süddeutsche in ihrem Artikel noch etwas ganz anderes gemeldet hatte: “Die Schlösser- und Seenverwaltung hatte auf Anfrage lediglich mitgeteilt, dass das zweite Kreuz seit Montag abgebaut ist. Wer den Abbau veranlasst hat, ist unbekannt. Die Schlösser- und Seenverwaltung jedenfalls habe nichts damit zu tun, hieß es.” ... auf dem Titelblatt der Lokal-SZ. (https://www.sueddeutsche.de/muenchen/starnberg/berg-am-starnberger-see-koenig-ludwig-votivkapelle-kreuz-gedenken-lux.YUpn1QM3gGGbgLSFdA5V74).
Eine klärende Anfrage der QUH an die Schlösser- und Seenverwaltung über den Verbleib des Kreuzes und welche der beiden Versionen der Geschichte nun richtig sei, blieb bisher unbeantwortet.
Lustig ist allerdings, dass die SZ der QUH unterstellt, sie habe “das Thema auf ihrer Homepage für den Wahlkampf ausgeschlachtet … unter dem Motto „ein Kreuz machen, dann zwei Kreuze gucken”. Sie bezog sich dabei auf unseren Artikel vom Sonntag, in dem wir tatsächlich zur Wahl und zum Radeln aufgefordert haben (https://quh-berg.de/radeln-und-waehlen/ ). Allerdings bekam die Wählervereinigung QUH bei der Europawahl keine einzige Stimme – schon allein deshalb, weil sie natürlich gar nicht angetreten ist.
Das Nachrichtenportal “Nachrichten AG” hatte zuvor schon in eine ganz andere Richtung spekuliert: “Was die zukünftigen Auswirkungen auf die Region betrifft, ist es wahrscheinlich, dass das neue Kreuz für Dr. Bernhard von Gudden in Berg zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und Interesse an der Geschichte des Königs Ludwig II. und seines Arztes führen wird. Dies könnte zu einer verstärkten touristischen Anziehungskraft der Region führen und zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und dem kulturellen Erbe des Ortes Berg.” (.https://nachrichten.ag/deutschland/bayern/starnberg/mysterioeses-kreuz-im-starnberger-see-raetsel-um-dr-bernhard-von-gudden/ ).
Wie die SZ meldet, hat sich Christoph Winkelkötter, der in Starnberg für die Wirtschafts- und Tourismusförderung zuständig ist, sofort von solchen Spekulationen distanziert: “Die Gwt habe nie angedacht, die Aktion zu thematisieren, sagt Winkelkötter.” (SZ).
Wahlkampf oder Tourismusförderung? – Ein Blick in die Vergangenheit (und die Zukunft?)
Gemeinderat Andy Ammer (QUH), der sich schon seit Jahren für eine Würdigung von Dr. Gudden einsetzt, wundert sich allerdings, dass eine Behörde ein stummes Totengedenken zum 200. Geburtstag wegen “Verkehrssicherheit” unterbindet. Er hat angekündigt, sich politisch für eine Neuaufstellung des Kreuzes zu engagieren.
Hallo Herr Dr. Ammer,
ich habe die (Kurz)Geschichte mit den beiden Kreuzen aufmerksam und interessiert verfolgt. Der Stoff aus dem die Träume sind! Wer war’s, wie geschah’s was war los? Sicher ist nur, dass beide Hauptpersonen, der König und sein Arzt, zu Tode kamen. Offen bleibt wann, wie, durch wen und warum. …
Vorerst zu dem, was Ihnen näher liegt, im wahrsten Sinne des Wortes: wie konnte das Gudden-Kreuz unbemerkt in der Nacht zu dessen 200. Geburtstag errichtet werden?
Nachdem der zum Schloss Berg gehörende Park nachts verschlossen ist, müsste das Kreuz von Leoni her mittels eines LKWs auf den mittleren oder unteren (See)Weg verbracht worden sein. Der obere Weg hinter der Kapelle ist der kürzeste und bequemste zum Schloss Berg und dessen Verwalter, der die Öffnung und Schließung wohl vornimmt. Die Entfernung des LKWs müsste am frühen Morgen kurz nach Öffnen des Parks erfolgt sein.
Die zweite (wahrscheinlichere?) Möglichkeit wäre die Verbringung des auf dem Wasser schwimmenden Kreuzes im Schlepp eines Motorbootes bis vor Ort. Das Wasser ist dort m.W. gut kniehoch. Das größte Problem dürfte das Aufrichten/ Ausrichten und vor allem das standfeste, ausreichende Einrammem in den Seegrund gewesen sein. Gibt es über dieses “Fundament” Erkenntnisse? Spätestens beim Abbau “aus Sicherheitsgründen” müsste darüber etwas bekannt geworden sein.
Wie auch immer: wie Sie bin ich der Ansicht, auch Gudden hätte ein ehrendes Andenken verdient. Eine Obduktion blieb damals aus, die des Königs ohne Ergebnis, da sie keine Todesursache nennt– was ihre ureigenste Aufgabe gewesen wäre.
Bleiben Sie am Ball! Es grüßt sie herzlich aus der Pfalz
Klaus B.