Da staunten manche Gemeinderäte nicht schlecht, als sie sich am vergangenen Dienstag auf Einladung des Helferkreises zu einem Treffen im Hotel Schloss Berg einfanden: Sie waren sogar tief beeindruckt.
Der Helferkreis erzählte von der Ausgestaltung des Camps – “das einzig Freundliche dort sind die Bewohner” – und präsentierte eine Übersicht über die Arbeit, die geleistet wird. Man hat sich in 7 Gruppen organisiert. Diese sind:
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– Allgemeine Koordination
– Sprachkurse
– Arbeitsplatzbeschaffung
– Sport- und Freizeitaktivitäten
– Kinderbetreuung
– Gästevertreter
– Kommunikation & Treffpunkt
Jeder Bereich hat einen sogenannten “HAP”, einen HauptAnsprechPartner. Aus jedem Bereich wurde den Gemeinderäten und dem Bürgermeister berichtet.
Das Wichtigste: Sprachunterricht in Berg (Foto: Michaela Luyken, aus dem Gemeindebrief der Ev. Gemeinde)
Derzeit sind 133 Menschen im Helferkreis engagiert. Sie leisten jede Woche gemeinsam ungefähr 4-500 Arbeitsstunden. Fast jeder Flüchtling hat einen “Paten”. Den Sprachunterricht übernehmen im Wechsel 21 Kursleiter in 9 Kursen. 10 weitere Betreuer geben wöchentlich ca. 80 Stunden Nachhilfe. Dafür fehlt es an Räumen. Von den 111 Gästen besuchen 72 die Kurse – eine extrem gute Quote. In anderen Orten liegt sie teilweise nur bei 30%.
“Wir machen das, weil es unser Ort ist“. Das heißt: Die Arbeit ist ehrenamtlich, aber nicht uneigennützig. So hieß es in der Einladung: Nur, wenn wir es schaffen, diese Männer, Frauen und Kinder zu integrieren, die jetzt in unserer Mitte leben, kann Berg die neue Situation konfliktfrei und ohne erhebliche Verwerfungen innerhalb unserer gemeindlichen Struktur meistern. Wir engagieren uns also nicht “nur” für die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, sondern auch dafür, dass unsere Heimat so lebenswert bleibt, wie sie ist.
Es gibt extreme Unterschiede zwischen den Nationalitäten
Die “Ländervertreter” (jede große Völkergruppe im Camp hat einen Vertreter) berichteten über die unterschiedlichen Ausgangslagen: Die Pakistaner, bei denen es sich ausschließlich um junge Männer handelt, sind arbeitswillig und besitzen größtenteils Englischkentnisse. Bei den Afghanen hingegen sind hauptsächlich ganze Familien zu uns gekommen, deren Ausbildung teilweise äußerst rudimentär ist, bis hin zum Analphabetismus. Am besten funktioniere die Integration bei der Gruppe der Syrer.
Die Einladung des Helferkreises hatte zwei klare Ziele: Zum einen möchte man dringend die Einstellung eines Asylsozialberaters/einer Asylsozialberaterin erwirken, der/die die Arbeiten koordiniert. So beeindruckend professionell der Helferkreis bisher agiert hat, “mehr geht nicht”. “Wir können nicht mehr leisten”, gestand Iradj Teymurian. Die Gemeinderäte zeigten sich endlich überzeugt, dass auch ein Minijob für diese Arbeitslast nicht ausreicht.
Herr Teymurian erläutert die Struktur des Helferkreises
Was wird außerdem noch benötigt?
– Vor allem eine Begegnungsstätte außerhalb der Zelte: Ein leerstehender, genügend großer Raum mit Teeküche ist in Berg nicht verfügbar. Die Kirchen und das Hotel Schloss Berg bietet zwar immer wieder Räume an, auch in den Räumen der Berger Feuerwehr finden Kurse statt, aber es fehlt eine “neutrale” Begegnungsstätte für Flüchtlinge und Berger … das geht von der Hausaufgabenbetreuung bis hin zum gemeinsamen Kochen. Die kath. Kirche hat bereits zugesagt, dass die unbebaute Fläche am Huberfeld genutzt werden dürfe. Kann man eine wetterfeste Hütte – so wie in Tutzing – selbst bauen? Der Bürgermeister sagte zu, bei Eigenleistungen – zum Beispiel Kooperationen des Helferkreises samt Flüchtlingen und vielleicht den Burschenschaften – für das Material aufzukommen.
– Arbeit: Der Helferkreis hat außerdem soeben einen Flyer veröffentlicht und ein Anschreiben an die örtlichen Firmen verfasst. Dort heißt es: “Wir bitten Sie als kleine und große Betriebe in der Gemeinde Berg zu prüfen, ob Sie Praktika, Lehrstellen oder Minijobs anbieten können. Zugegeben, der Weg zur Beschäftigung unserer Gäste ist kein leichter: die meisten haben keine Berufsausbildung und trotz der Deutschkurse und der großen Fortschritte ist die Sprache oft noch holprig. … Trotzdem: Arbeit und Beschäftigung sind der beste Weg zur Integration.”
Der Helferkreis hat hierfür 2 Ansprechpartner:
– Karl Morasch: kontakt@morasch-berg.de, 08151/51414 und
– Markus Pfeiffer: helferkreis@oberealpe.de, 08171/ 9978942.
Den Arbeits-Flyer finden Sie hier: Faltblatt Asyl Jobs
– Manpower: Der Helferkreis sucht jetzt schon Paten für die Asylbewerber, die in Höhenrain erwartet werden. Wenn Sie Interesse haben und sich mit engagieren möchten, melden Sie sich über dieses Formular: http://asyl-in-berg.de/pages/unsere-aktivitaeten.php
– Information: Die Gemeinde lädt für Donnerstag, den 17.03., um 20 Uhr in den Gasthof “Die Post”. Dort soll angesichts der geplanten Flüchtlingshalle die dritte Informationsveranstaltung zum Thema “Asyl in Berg” stattfinden.
Fakten Fakten Fakten Für eine größere Akzeptanz der Flüchtlinge / Migranten wären meiner Meinung nach ein paar mehr Fakten wünschenswert. Ich glaube, ich bin nicht der Einzige, den das interessiert.
Warum haben unsere Gäste ihr Land verlassen?
Warum sehen sie in ihrem Heimatland keine Perspektive?
Wollen sie in ihr Heimatland zurückkehren?
Oder suchen sie einfach nach einer besseren wirtschaftlichen Perspektive?
Wie ist der Status der Flüchtlinge / Migranten? (registriert? / Asyl-Antrag gestellt? / Asyl / GFK / subsidiärer Schutz bewilligt?)
usw. usw.
Fragen über Fragen
Fragen Fragen Fragen Lieber zeitweiser,
… diese Fragen zu stellen ist die eine Seite. Der Helferkreis hat auf diese Fragen keine Antwort. Er sagt wörtlich: “Sie sind da, – Wir helfen. Wir fragen nicht nach dem Woher? oder dem Warum?” – Eine Begründung für diesen helferischen Pragmatismus gibt es auch: erstens sind diese Fragen nicht einfach zu klären und egal, wie sie beantwortet werden … diese Menschen werden bis zur gültigen Beantwortung der Fragen evtl. Jahre bei uns gelebt haben. Danach käme jede Hilfe zu spät. Die Integration funktioniert jetzt oder nie mehr.
Frage? Sind die neuen Nachbarn bereits als Asylanten anerkannt? Und sollen hier angesiedelt werden? Oder sind sie Durchreisende? Oder werden Sie doch wieder mangels Anerkennung zurückgeschickt?
Das ist doch das Problem bei der Arbeitsbeschaffung. Ohne Asylanerkennung darf doch gar nicht gearbeitet werden? Oder ist das mittlerweile aufgehoben?
Sollen die Betriebe jetzt auf Verdacht in die Ausbildung der Asylsuchenden investieren?
Respekt für das Engagement.
Anerkennung und respekt Lieber QUH-Gast … alle 3 Fälle sind möglich. Aber egal welcher Fall eintritt, unsere Gäste werden im Warten darauf, welches Schicksal sie erreicht, teilweise Jahre bei “uns” oder in Deutschland sein. Also wäre auch im Fall der Nicht-Anerkennung, wahrscheinlicher: der Duldung des Aufenthaltes, eine sinnvolle Beschäftigung dringend nötig (menschlich und auch volkswirtschaftlich) . Es wird gerade daran gearbeitet, die Möglichkeit zur Arbeit zu erleichtern. Derzeit helfen schon unbezahlte Praktikas. Außerdem verweisen wir auf den Flyer des Helferkreises und auf die genannten Kontaktpersonen, die sich auch um die Formalien kümmern.
Praktika Ja, unbezahlte Praktika können mitunter beiden Seiten die Augen öffnen. Hat eine Bekannte hier im Landkreis selbst erlebt. Betreibt einen Bioladen, ist also sozial, weltoffen, unvoreingenommen, ganz der Wunschdeutsche aus Merkels Träumen. Hat zwei Asylpraktikanten aufgenommen. Und was war? Nach nicht mal einer Woche waren die einfach wieder weg. Einfach so. Denn Sie haben gemerkt: Acht Stunden Kisten schleppen, Obst einräumen, das ist nichts für uns, das sollen mal die Deutschen machen. Das waren wohl die letzten Praktikanten dieser Art.
Man sollte das zwar nicht verallgemeinern, aber solche Geschichten habe ich schon mehrfach gehört.
Allerdings u.a. auch mit deutschen Hauptdarstellern — freie Wohnung plus 400 Euro plus Tafel reichen Vielen aus — warum dann frühmorgens aufstehen?
Jetzt kommen einige weitere an diesem Lebensstil Interessierte hinzu….
Wir sind ja sooo ein reiches Land!
Ausbildung Die QUH und der Helferverein haben hier Recht. Man muss davon ausgehen, daß die Asylbewerber eine Weile hierbleiben werden.
Dass es eine schwierige und langwierige Aufgabe ist, zeigen die Erfahrungen in Rosenheim:
http://www.faz.net/aktuell/politik/fluechtlingskrise/ausbildung-von-fluechtlingen-in-rosenheim-14092678.html
Ich denke deshalb nicht, daß man jahrelang nur auf freiwillige Helfer setzen kann.
Vielleicht kann die erwähnte “Junge Arbeit” Erfahrungen austauschen.
http://www.junge-arbeit-rosenheim.de/html/a_umf.html
“Die größte Hürde aber heißt: Deutsch. Wer die Sprache nicht oder kaum beherrscht, hat auf dem Arbeitsmarkt keine Chance. An fast jedem Stand weisen die Aussteller darauf hin, wie wichtig ihnen gute Deutschkenntnisse sind. “Deutsch ist einer der Hauptgründe, warum es mit einer Stelle nicht klappt”, sagt Rüsch. Auch Jahal sagt: “Die Sprache ist mit das größte Problem. Die Jobsuche ist ein harter Wettbewerb.””
http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/jobboerse-fuer-fluechtlinge-deutschkenntnisse-erforderlich-a-1079922.html
Ein seltener Blick in die Realität ist dieser FAZ-Artikel über die Bemühungen in Rosenheim. Bemerkenswert, wie erstmals in dieser Offenheit die beobachteten Unterschiede zwischen den Herkunftsländern angesprochen werden. Die Beobachtungen des Helferkreises Berg sind fast gleichlautend.
Natürlich verdient jedes Individuum seine Chance. Am Ende geht es aber nicht darum, ob WIR das schaffen, sondern, ob unsere Gäste es schaffen, sich hier in unserer Arbeitswelt zu bewähren und ihren Lebensunterhalt inklusive Rentenanspruch zu verdienen.
Es sieht so aus, als ob man in den kommenden Monaten aus all den Schulungsbemühungen heraus ein realistischeres Bild über die Folgekosten der sog. Integration erhält.
Die Informationen gestern Abend bei Hart aber Fair deuten leider ebenfalls auf mögliche kommende Probleme hin.
Es wird spannend, wie weit dehnbar unsere Willkommenskultur sein wird.
Fakt ist, dass unser Sozialsystem schon mit den heimischen Problemfällen gut “ausgelastet” ist und auch dort jede Menge Ungerechtigkeiten zu beobachten sind.
… in eine Realität, wie sie schockierender nicht sein könnte. Dem FAZ-Artikel ist nichts mehr hinzuzufügen, zumal er auch nur berichtet wie es ist und überhaupt nicht wertet. Was soll man da noch schaffen wollen? Von nichts kommt nichts und von gar nichts einfach gar nichts. Wie wird es dann in fünf oder zehn Jahren bei uns aussehen? Ein Million dauerhafte Harz IV Leute zusammen mit der unvermeidlichen Entwicklung von Slums.
Wieso schockierend? Haben Sie tatsächlich den Quark unserer Politiker von den Unmengen hochgebildeter Flüchtlinge, die unser Sozialsystem bereichern und unser Demografieproblem lösen geglaubt? Dann wären Sie aber reichlich naiv!
Vorbild U.S.A. (in diesem Fall mal angebracht). Hier meine unvollständige Analyse, wie ich das System verstanden habe:
In den USA ist die Asylgewährung ein Subset des Einwanderungsgesetzes. Einwanderungsquoten werden jährlich nach Menge und (Brauchbarkeits-) Profil festgelegt, wobei das wichtigste Kriterium der Nachweis ist, dass man dem Staat nicht auf der Tasche liegt. Das gleiche Kriterium gilt im Prinzip für Asylanten, wobei hier private (?) Hilfsorganisationen die Haftung für die Versorgung und die Integration in den Arbeitsmarkt übernehmen. Für die ersten Monate erhalten diese Organisationen je Fall staatliche Unterstützungsgelder, die dann aber wegfallen, sodass sie die Versorgung ihrer “Gäste” selbst tragen müssen…
Dieser Druck sorgt dafür, dass Asylanten jede Art Arbeit annehmen müssen, um selbst zu ihrem Lebensunterhalt beizutragen (im Extremfall Taxi fahren, Rasen mähen, Bedienung, …). Wer dies nicht tut, wird ausgemustert und muss das Land verlassen oder er verschwindet in der Illegalität.
Die Abschiebungsbedingungen sind hier beschrieben:
http://www.alllaw.com/articles/nolo/us-immigration/legal-reasons-immigrant-may-be-deported.html
Deutschland unterscheidet sich insofern von den USA, als wir ein (noch) einigermaßen gut funktionierendes “Soziales Netz” gespannt haben, das aus Steuern und Abgaben der Bürger finanziert wird. Die berechtigte Integration der DDR-Bürger nach der Wende hat dieses System schon stark strapaziert und zu Leistungssenkungen geführt. Umsomehr müssen wir — viel stärker, als die USA — schon heute darauf achten, dass Einwanderer sich nicht nur heute selbst finanzieren können, sondern auch genügend Einzahlungen in das Sozialsystem generieren, sodass sie im Alter keine Belastung darstellen.
In dieses System jetzt “ohne Obergrenze” (!) und ohne qualitative Vorbedingungen Menschen aus aller Welt zu “integrieren”, wie es der Merkel-Plan vorsieht, wird es zerstören.
Schon jetzt wissen wir, dass unseren Kindern ein schwierigerer Lebensweg bevorsteht, als es unserer war. Vieles haben wir selbst aus Hedonismus ihnen schon auf die Schultern gelegt (Umwelt, Schulden) — packen wir ihnen jetzt diese -zig Milliarden an Zukunftsbelastungen auch noch drauf, um uns selbst im Gefühl des “Helfers” und Gutmenschen zu sonnen? (Herr Teymurian versteht sicherlich, wie ich das meine: Jetzt aus Notlagen helfen Ja, aber auf Dauer durchfüttern niemals!)
Wir brauchen DRINGENDST ein Einwanderungsgesetz, das unser Sozialsystem vor weltweiter Ausbeutung schützt! Hier sollten wir m.E. ausnahmsweise einmal von den USA lernen.