Gestern im Gemeinderat: Kleine Revolution!

Es begann ganz friedlich: Mit nettem Hallo wurde die QUH begrüßt. Weil scheinbar nichts Wichtiges auf der Tagesordnung stand, waren wir aber auf der Zuschauerseite ziemlich allein. Selbst die Dame vom Münchner Merkur kam zu spät. Sie verpasste die Photos der FDP vom Ausflug nach Phalsbourg, die allerdings nicht in allen Fraktionen auf Interesse stießen: “Wollen wir anfangen?”

Wie ein kleines Vorgeplänkel war es, als Rupert Steigenberger (Bürgergemeinschaft) vehement darauf hinwies, dass die vergifteten Bäume an der Seestraße schleunigst neu gepflanzt werden müssen, um die mutwillig zerstörte Allee wieder herzustellen. Offenbar hat man von dem Nutznießer der Baumvergiftung nur eine mündliche Zusage, dass er diese Bäume neu pflanzen würde. Offenbar werden dazu allerdings keine Anstalten gemacht. Offenbar wurde von der Gemeinde auch noch nicht mit Nachdruck eine Neupflanzung angefordert. Betroffenes Gemurmel. Gut gemacht, Herr Steigenberger, aber das Beste kam ja erst noch … die offene Wunde der Gemeinde: die Ortsmitte Berg. Herr Steigenberger, Ihr Auftritt bitte!

Denn mittlerweile rächt es sich, dass Gemeinderat und Bürgermeister nicht – wie von der QUH im Wahlkampf lautstark gefordert – frühzeitig versucht haben, mit dem Besitzer des Grundstückes am Berger Maibaum eine Vision zu entwickeln! Jetzt wird gekämpft und gerungen und nur noch reagiert:

Auf Antrag der Bürgergemeinschaft, der an dieser Stelle und über Parteigrenzen hinweg eine hervorragende, kompetente und mutige Gemeinderatsarbeit attestiert werden muss, wurde noch einmal neu über das wichtige Thema “Ortsmitte Berg” verhandelt: Rupert Steigenberger hielt eine flammende Rede. Es gehe jetzt darum “demokratisch Schlimmeres zu verhindern”. Ergebnis: die Genehmigung aus der letzten Sitzung (siehe unten im Blog den Bericht vom 23. Okt.) wurde aufgehoben und … aufgrund des strittigen Fassadenrücksprungs von 3 Metern … noch einmal über das ganze Bauvorhaben diskutiert. Plötzlich war es spannend. Ein Hauch von Palastrevolution lag in der Luft.

Spürbar war im Raum das Unbehagen an der vorgeschlagenen Bebauung durch Erich H., den Betreiber des “Hotels Schloss Berg”. Offenbar fühlt man sich im Gemeinderat auch “etwas über den Tisch gezogen” (Bürgergemeinschaft). Man sei dem Grundstücksinhaber weit entgegengekommen, dieser sei aber – abgesehen von den geforderten Sprossenfenstern – zu kaum einem Zugeständnis bereit. “Wenn jetzt die Genehmigung erteilt wird, haben wir im ganzen Ortskern ein neues Baurecht”.

Andy H. von der CSU zeigte zwar späte Selbsterkenntnis (“Wir sind zu spät dran!”), stritt aber vehement für den vorgelegten Entwurf. Er bezeichnete die Diskussion um den Ortskern als “bloße Geschmackssache”, fand aber nicht einmal seine ganze Fraktion hinter sich.

Die SPD vermutete, hier könnten “architektonische Grundregeln verletzt” sein (Charly B.), und befürchtet “einen Dominoeffekt”.

Dann ein großer Moment: Die Einigkeit (Herr W.) fragte empört nach, wer denn ein Gebäude dieser Größe hier genehmigt habe, wurde aber von ihrem eigenen Bürgermeister belehrt “Wir waren das!”. Die FDP schwieg.

Bürgermeister M. hielt sich ansonsten in der Diskussion auffallend zurück, wagte keine Aussage, zeigte keine Meinung. Von der Zuschauertribüne aus gewann man den Eindruck, die stattfindende Diskussion um das wichtigste Grundstück der Gemeinde widerstrebe ihm. Seine abschließende und wichtigste Wortmeldung war: “Das Gremium wird entscheiden!”

Das tat es dann auch. Mit 10:7 Stimmen wurde für das Grundstück eine “Veränderungssperre” beschlossen und der Vorbescheid vom 10.2. aufgehoben. Das heißt, der Bauantrag liegt erst einmal wieder auf Eis … zumindest bis Erich H. zu einer durchgängigen Fassadengestaltung überzeugt wird, von der der Gemeinderat bislang immer ausgegangen war. Bitter für den Bauherren, eine Chance für die Gemeinde! Bürgermeister M. ließ ins Protokoll aufnehmen, dass er persönlich gegen die “Veränderungssperre” gestimmt habe.

Die idealistische Hoffnung der QUH bleibt, dass ein Wunder geschieht und noch eine Lösung gefunden wird, von der die ganze Gemeinde etwas hat. Der Vorschlag lautet weiterhin: Erich H. ein Drittel des Grundstückes am Maibaum abzukaufen, damit hier eine Ortsmitte gestaltet werden kann.

Kommentieren (1)

  1. Cou-rage
    8. November 2006 um 17:16

    Lob für GRBE (Gemeinderatsberichterstatter) Danke für den tollen Bericht, es ist als wäre man live dabei. Und das ganze bevor die SZ im Weichmacherstil wieder alles schönredet, bin mal gespannt auf die morgige Ausgabe.