Eine einstweilige Verfügung


Kulturvereinsvorsitzender, Autorin, P.E.N.-Präsident

Während der große QUH-Vorsitzende sich gerade in Rom der Pflege der auswärtigen Mitglieder widmet, erhielt Berg Besuch aus Italien: Die seit 1991 in Venedig lebende Journalistin und Autorin Petra Reski las aus ihrem Buch “Mafia. Von Paten, Pizzerien und falschen Priestern”. In dem Buch spürt sie den Fäden der ’Ndrangheta (der kalabrischen Mafia) nach, die unter anderem bis nach Deutschland reichen. Die Mafiaexpertin servierte Fakten zu den Morden von Duisburg im Jahr 2007 und berichtete von ihren Recherchen vor Ort, die sie zum Teil verkleidet durchführte. Niemals, erläuterte Petra Reski, könnten die Mafiafamilien ohne Unterstützung innerhalb der katholischen Kirche und der Frauen existieren.


Die deutsche Version: geschwärzt

Das scheint alles sehr weit weg zu sein. Aber: In Erfurt wurde Petra Reski bei einer Lesung persönlich bedroht. Ein Erfurter Gastronom und ein Duisburger Hotelier erwirkten eine einstweilige Verfügung, so dass das Buch in Deutschland – und wohlgemerkt ausschließlich in Deutschland (es wurde in 15 Sprachen übersetzt) – nur mit geschwärzten Stellen erscheinen darf – “zensiert”, wie die Autorin selbst es ausdrückt. Auch vor der Lesung in Berg war die Starnberger Polizei informiert worden, ward im Katharina-von-Bora-Haus allerdings nicht gesehen.
Dort und nicht mehr im Rittersaal von Schloss Kempfenhausen finden übrigens von nun alle P.E.N.-Autorenlesungen in Berg statt, weiterhin vorgestellt von P.E.N.-Präsident Johano Strasser. Als nächstes liest Hans Pleschinski am 6.5. aus seinem Roman “Ludwigshöhe”.

Kommentieren (3)

  1. jumbo
    15. März 2010 um 18:34

    Polizei ward nicht gesehen… (…) war die Starnberger Polizei informiert worden, ward im Katharina von Bora-Haus allerdings nicht gesehen (…)
    Polizeiarbeit findet auch im “Verborgenen” – nicht für jedermann sichtbar – statt. Muss ja auch so sein. Hätten Sie diese Veranstaltung mit uniformierten Beamten vor der Tür besser gefunden?

    • Elke Link
      15. März 2010 um 19:58

      Nö. Natürlich nicht. Die Autorin wurde aber im Lauf der Veranstaltung darauf angesprochen, wie sie mit ihrer Angst umgehe und ob sie sich bedroht fühle. Sie erzählte daraufhin, sie habe routinemäßig die Polizei über die Lesung informiert.

  2. QUH-Gast1
    17. März 2010 um 22:50

    Ein sehr interessanter Abend Lieber Herr Kaske, lieber Herr Strasser,

    danke für den kurzweiligen Abend im Katharina von Bora Haus.

    Ich gestehe, dass ich Frau Reski vorher nicht kannte.

    Umsomehr waren meine Frau und ich durch die Lesung in den Bann der Ereignisse gezogen. Auch und gerade die Fragen und Antworten nach der eigentlichen Lesung haben uns sehr bewegt. Insbesondere die Frage des jungen Zuhörers nach dem Umgehen mit der Angst vor der Maifa hat Frau Reski sehr emotional beantwortet. Das hat uns sehr bewegt.

    Schade, dass nicht mehr junge Leute den Zugang finden. Wir grauen Mäuse können da viel lernen.

    mit freundlichen Grüssen