Donnerstag ist Oskartag

Neben Lokalpolitik und Veranstaltungen gehört ein Hauptaugenmerk des QUH-Blogs der lokalen Kultur, insbesondere den Berger Künstlern, insbesondere dem König unter diesen: Oskar Graf. – Dieser hat sich zeitlebens als Teil des von ihm selbst geschaffenen Kunstwerkes “Oskar Maria Graf” gesehen. Abzulesen ist das auch an den Titelbildern seiner Erstausgaben, die auffallend oft des Dichters Antlitz zeigen: eine kleine Biographie von OMG anhand einiger Titelblätter seiner Erstausgaben.

Gleich mit seinem ersten Gedichtband “Die Revolutionäre” (1918) ist der damals erst 23 jährige Bäckerssohn aus Berg mit einem expressionistischen Holzschnitt auf dem Umschlag an der Spitze der internationalen künstlerischen Entwicklung angelangt. / Fünf Jahre später, 1922, ziert zum ersten Mal das Antlitz des Schriftstellers sein Buch: “Frühzeit”, ein Werk in dem Graf sein wichtigstes Thema, sein eigenes Leben, entdeckte. Oskar gibt sich auf dem Bild flegelhaft, aber selbstbewußt. Um ihn der Weltenbrand.

Erneut traut sich Oskar bei “Wunderbare Menschen” (1927), der Schilderung seiner Arbeit an der Münchner Arbeiterbühne wieder aufs Cover: ein neuer Mensch sie3ht uns an. Erstmals als Mitglied der Münchner Boheme, mit dünner Krawatte, aber strengem Blick. / Welch Unterschied weitere fünf Jahre später im “Notizbuch des Provinzschriftstellers Oskar Maria Graf”: Provinz statt Sozialismus. Design und Inhalt gleiten etwas in Folkloristische ab. Der Dichter muß Geld verdienen. Der Anzug weicht dem Sepperlhut. Oskar beginnt seine Selbststilisierung als ungehobelter Flegel vom Land. Unten ist eine Kirche an einem idyllischen See zu erkennen.

Auch die “Dorfbanditen” (1932) zeigen ein nicht unbedingt positives Portrait des Autors: der Dichter etwas feist und körperlos, unsicher zwischen Moderne und Idylle, Boheme und Provinz schwankend. / Wenig verwunderlich: Nach dem Aufruf “Verbrennt mich!” und der Flucht ins Exil verschwindet Graf von den Titelbildern seiner Bücher: hier “Der Abgrund” (1936)

Exil: Grafs Lebenswerk “Das Leben meiner Mutter” erscheint 1940 zuerst auf Englisch, erst 6 Jahre später auf Deutsch. Das Titelbild ein nichtssagendes Aquarell eines gesichtslosen Dorfes: Man sollte nie ein Buch nach seinem Einband beurteilen (die deutsche Erstausgabe dieses Wunderbuches 1946 hat – es waren magere Zeiten – gar keinen Umschlag).

Erst 1959 wagt sich Graf wieder nach Deutschland und zugleich sich selbst wieder auf den Umschlag eines Buches: “Die Erben des Untergangs” mit einem staatsmännischen, in s/w gehaltenen und um Souveränität bemühten Exildichter. / Unser Lieblingscover für alle Zeiten bleibt natürlich “Die Chronik von Flechting” (1925), der “Dorfroman” über Berg: Nicht mit Oskar, aber mit einer prophetischen QUH auf dem Titelbild.

Mehr Graf-Erstausgaben finden Sie auf der Seite der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft: http://www.oskarmariagraf.de/werk-ausgaben.html