Die “ZEIT” antwortet der QUH

Vor einer Woche beschwerten wir uns in einem offenen Brief über eine Kolumne in der Wochenzeitschrift “Die Zeit”, in der die Gemeinderäte und die Verwaltungen von Berg und Münsing als “heimatvergessene Raffzähne” bezeichnet wurden (siehe unseren Artikel hier: https://quh-berg.de/berg-in-der-zeit/ ). Wir baten um eine Entschuldigung, die nun eingegangen ist.

“Ausriss” aus der “ZEIT” vom 20. Juli

Die Autorin schreibt uns:

Sehr geehrter Herr Dr. Ammer,

haben Sie besten Dank für Ihre Post. Es tut mir leid, wenn ich den Gemeinderat von Berg oder gar Sie persönlich mit meiner Kolumne verletzt haben sollte. Das lag mir vollkommen fern. Dass der politische Wille gegen die Willkür von Investoren gänzlich machtlos sein soll, mag ich allerdings nicht recht glauben. Und der Bund sorgt für die Verdichtung am Ufer des Starnberger Sees – ernsthaft?

 

Mit freundlichen Grüßen,

Christine Lemke-Matwey

Ressortleiterin Feuilleton

DIE ZEIT

D – 20095 Hamburg

Dazu ist zu sagen, dass der “politische Wille gegen die Willkür von Investoren” natürlich nicht “gänzlich machtlos” ist, dass aber erstens beim Gemeinderat nicht die letztendliche Entscheidungsgewalt über Neubauten liegt (diese Funktion hat das Landratsamt als Genehmigungsbehörde), dass zweitens der Mangel an Steuerungsmöglichkeiten (keine Verhinderungsplanung) etwas anderes ist als Raffgier und dass auch wer Kolumnen schreibt, sich über die gesetzlichen Vorgaben informieren sollte, sowie letztendlich natürlich im ganzen Bundesgebiet die Innenverdichtung politisch gewünscht und der Außenbereich von Bebauung freigehalten werden soll. Das ist am Ufer des Starnberger Sees nicht anders als in Hamburg.

Wir geben gerne ein Beispiel: Die spektakulärsten Neubauprojekte in Berg, gegen die Gemeinderat und Landratsamt relativ machtlos waren, sind der Autorin womöglich noch gar nicht bekannt. Es geht um den Umbau der ehemaligen Schön-Klinik in ein Villenareal.

Die Umbaupläne der “Villa de Osa”, wie sie dem Gemeinderat vorlagen

Der Plan (dem der von der Gemeinde aufgestellte und mit den Genehmigungsbehörden abgestimmte Bebauungsplan zugrunde liegt) zeigt recht eindrücklich, welche Gestaltungsmöglichkeiten Gemeinderat und Landratsamt haben. Die Größe der Baukörper konnte in Verhandlungen während des Genehmigungsverfahrens etwas minimiert werden (sie überragen nicht die Kuppel der Villa de Osa). Außerdem mussten die Baukörper etwas weiter von der denkmalgeschützten Villa abrücken (gestrichelte Linien). An der Form und Anzahl der Villen konnte nichts geändert werden, da auf dem Grundstück durch die vorhergehende Krankenhausbebauung Baurecht besteht. Ästhetische Maßstäbe, die in das Eigentumsrecht eingreifen, sind in der Regel nicht Sache der Politik.

Visualisierung der geplanten Neubauten an der Villa de Osa, wie sie dem Gemeinderat im August 2021 vorgelegt wurde

Kommentieren (8)

  1. Florian Gehlen
    9. August 2023 um 17:38

    Neubauten bei der Villa de Osa
    Aus meiner Sicht sind die Neubauten, wie sie oben visualisiert sind, um ein Vielfaches schöner, als der Ist-Zustand. Über die Dichte kann man streiten, aber die bisherigen Klinikgebäude, die völlig uneinheitlich an die Villa mit irgenwelchen Gängen angestückelt wurden, waren für mich immer schon eine Schande. Nunmehr wird die Villa wenigstens wieder frei stehen und viel schöner zur Geltung kommen.

    • Gast
      10. August 2023 um 8:42

      ja, ja Herr Gehlen, die Luxusjacht von Microsoft Chef Gates ist auch schöner als ein Kohlenfrachter. Trotzdem war mir die standortnahe Klinik (für sie eine Schande) viel lieber als dies Prunkvillen. Aber für Sie scheint Ästhetik weit vor Nutzen zu kommen.

  2. Florian Gehlen
    10. August 2023 um 8:55

    Lieber Gast, wenn Sie aufmerksam gelesen hätten, hätten Sie festgestellt, dass es in meinem Kommentar nicht um eine Abwägung zwischen Klinikstandort und Luxusbebauung ging. Lesen Sie einfach nochmal.

    • Gast
      10. August 2023 um 10:39

      genau diesen Bezug haben Sie aber durch das Wort Klinikgebäude hergestellt.
      Einfach mal denken beim Schreiben.

      • Florian Gehlen
        10. August 2023 um 14:02

        Sie wollen es nicht verstehen. Ich bin in diesem Blog vor vielen vielen Jahren schon mal auf einen Troll reingefallen.

      • Martin Richter
        10. August 2023 um 14:25

        Hallo Gast ,

        ich finde den Ton in Ihrem letzten Beitrag bei einer sachlichen Diskussion nicht angemessen und angebracht, vorallem als nicht erkennbarer Schreiber. Schade!

        Grüße, Martin Richter

        siehe
        Gast
        10. August 2023 um 10:39

        genau diesen Bezug haben Sie aber durch das Wort Klinikgebäude hergestellt.
        Einfach mal denken beim Schreiben.

  3. Raketenschnecke
    10. August 2023 um 11:17

    Da muss ich der Autorin der ZEIT Zeitung in einem Punkt Recht geben….
    … die meisten Neubauten sind grauenerregend hässlich, schlimmstes umbautes Geld….
    Viele Neubauten fügen sich leider nicht ins Dorfbild ein, verschandelt den Dorf-Charakter.
    Ich Frage mich immer wieder warum geht das in der Gemeinde Berg? Warum wird das zugelassen? Warum gibt es keine andere Bauverordung, Bauanordnung o.ä. in der festgehalten wird das sich das Neu gebaute Gebäude in die Landschaft/Dorfgemeinde einfügen muss.
    Warum wird zugelassen das der Dorf-Charakter flöten geht?

  4. Martin Richter
    10. August 2023 um 12:21

    Sehr geehrtes Team der Quh,
    leiber Herr Ammer
    liebe Gemeinderäte und Leser,

    ich finde die Diskussion spannend aber mit verlaub, Herr Ammer und der Gemeinderat auch aus Ihrer Sicht etwas einfach dargestellt. In meiner beruflichen Tätigkeit bin ich ständig in Gemeinderäten, Stadtverwaltungen und mit OberbürgermeiterInnen und BürgermeisterInnen im Rahmen von intensiven städtebaulichen Gestaltungsprozessen im Gespräch.

    Es ist als Verwaltung, Stadt und Gemeinderat sehr wohl möglich einiges zu Regeln und zu gestalten. Hier sei nur das Stichwort “Gestaltungsbeirat und Gestaltungssatzung” erwähnt.
    Als Frage: Warum ist es möglich, dass Nachbargemeinden (z.B. Münsing) in der Realisierung von Neubauten ein einheitlicheres und ländliches angepasstes Bild realisieren? Warum ist das Erscheinungsbild im Bürgermeister-Josef-Ücker-Ring eher wie in einer Fertighaussiedlung als dem ländlichen Raum angepasster Haus- und Wohnungsbau? Warum wird ein Containerdorf in den historischen Garten der alten Grundschule gesetzt? Ich glaube es gibt noch einge Beispiele und, von der aus meiner Sicht, völlig falschen Standortwahl am Osterfeld ganz zu schweigen.

    Ich bin fest davon überzeugt, dass ein anderer Gestaltungsprozess mit Mut gelingen kann, denn wie schon der Zukunftforscher Rob Creemers sagte: “Geben Sie alte Gedankenmuster auf, um die Zukunft gestalten wollen”. Mit den Endscheidungen im Gemeinderat wird die Zukunft der Gemeinde Berg beschlossen.
    Das gilt auch für die Einbindung von Anwohnern und Bürgern bei der Aufstellung/Überarbeitung von B-Plänen, dies erscheint im ersten Schritt aufwendiger, ist aber wesentlich effektiver und damit schneller, kostengünstiger und für alle zufriedenstellend.
    Bedingt durch Ihren guten und ehrenamtlichen Einsatz mit anderem beruflichen Hintergrund, sind die meisten Gemeinderäte keine städtebaulichen Fachleute, hier könnte der Gemeinderat auch eine fachliche Beratung von außen einbinden. Bei der Fülle von Tagesordnungspunkten zum Thema Bauen in fast jeder Gemeinderatssitzung, wäre das vielleicht eine gute Unterstützung.

    Als Bürger und Wähler wünsche ich mir auch in der Gemeindepolitik, mutige und zukunftsgerichtete Endscheidungen, die unsere schöne Gemeinde zukunftsfähig halten.

    Dabei wünsche ich Ihnen weiter ein gutes Händchen und Gelingen,
    mit besten Grüßen,
    Martin Richter