Die Sitzung des Ausschusses für Nachhaltigkeit in der Gemeinde Berg am 6.11.

Mehr Gäste befanden sich im Ratssaal, als der Nachhaltigkeitsausschuss überhaupt Mitglieder hat. Kein Wunder – schließlich war die Berger Bürgerbeteiligung mit zwei Tagesordnungspunkten aktiv vertreten. Und später ging es noch um diesen Fisch, ursprünglich in China beheimatet, der in Höhenrain gründlich aufräumen soll: den Graskarpfen.

 

“Wie eine Kuh, nur unter Wasser” – ein junger Graskarpfen
(Foto: N.M. Burkhead, US Geological Survey – Florida Integrated Science Center, Gainesville, gemeinfrei)

Zunächst berichteten Maria Wendisch und Andrea Galloth vom aktuellen Stand in Sachen Jugendbeirat. Von den etwa 800 12-20-jährigen die ursprünglich angeschrieben worden waren, hatten sich ca. 30 zurückgemeldet. Bei einem ersten Treffen wurde Eis gegessen, an der Rathausbaustelle wurden Banner besprüht und es gab eine Führung durch die Baustelle mit dem Bürgermeister. Bald bildeten sich Schwerpunkte, die bei einem Arbeitstreffen mit 12 Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren im Vereinsheim des MTV konkretisiert wurden. Ein weiteres fand im alten Rathaus statt, den Bericht finden Sie hier. Dabei ging es unter anderem um den Nahverkehr – viele wussten z.B. gar nicht, dass es ein gemeindliches Sammeltaxi gibt. Am kommenden Freitag, den 8.11., trifft sich die Gruppe wieder im Rathaus.

 

Konzept Freiflächenfotovoltaik (Quelle: Gemeinde Berg)

Als nächstes stellte die AG Solar, vertreten durch Peter Mathesius, Marco Eckes und Sepp Ballauf, beruhend auf dem Standortkonzept der Gemeinde Flächen vor, die mit Freiflächen-PV bzw Agri-PV bestückt werden könnten. Wenn wir bis 2035 CO2-neutral werden wollen, haben wir eine Versorgungslücke von etwa 32 GWh zu decken.

Sinnvoll erschließbar seien nur zusammenhängende Flächen ab 10 Hektar. Die so genannten “bevorzugten Flächen” in einem Korridor entlang der A95 zu bestücken, stieß bei den Eigentümern auf kein Interesse – Anlagen auf diesen Flächen wären privilegiert und bräuchten keinen Bebauungsplan als Grundlage. Anders verhält es sich bei den auf der Grafik gelb markierten Flächen. Die AG Solar hat rund um Biberkor eine Fläche von ca. 38 ha ausgemacht, deren vier Eigentümer großes Interesse zeigten. Die Flächen, angedacht waren zunächst ca. 15 ha,  seien gut erschlossen und teilweise schlecht einsehbar, Einspeisepunkte seien möglich.

Die Vorteile für die Gemeinde laut AG Solar: Wir hätten einen Energiemix aus regenerativen Energien, könnten aktiv mitgestalten, und die Gemeinde erhielte eine Solarabgabe von 2 Cent je KWh – bei 15 ha wären das ca. 300.000 €/Jahr. Es sei ein “gemeinsames Miteinander”.

Bürgermeister Steigenberger verwies auf die Studie des Public Planning Lab, in der ebenfalls von einer Versorgungslücke in der näheren Zukunft die Rede war. Energie werde gebraucht für Mobilität, Wärme und für die tägliche Stromversorgung, “der Bedarf steigt”. Die Überversorgung im Jahr 2022 (- 4,23 GWh) kippt bis 2035  um in eine Versorgungslücke. Etwa 2040 könne zwar man die Windräder repowern und so mehr Energie erzeugen, alleine reiche das allerdings nicht aus. Selbst dann bräuchten wir mindestens 12 ha Freiflächen-PV, so der Bürgermeister.

Das Problem: Die Flächen würden der Landwirtschaft entzogen – vor allem von Seiten der CSU und der EUW wurden Bedenken bis lauter Protest geäußert. Landwirten, die für gepachtete Flächen keine neuen Verträge bekämen, würde die Lebensgrundlage genommen. Und durch die Verknappung würden zudem die Pachtpreise in die Höhe getrieben. Die SPD brachte auch die “anspruchsvolle Bürgerschaft” ins Spiel, die Wert auf die schöne Landschaft hier lege.

Die BBB stellte zwar die Gretchenfrage, ob sich die Ausschussmitglieder eine Freiflächenfotovoltaik rund um Biberkor vorstellen könne, der Bürgermeister hielt diese Frage aber für verfrüht. Der Ausschuss dankte der BBB für die bisher geleistete gründliche Arbeit und Unterstützung. Das wird sich alles erst einmal setzen müssen, bevor konkrete Schritte in Angriff genommen werden. Der Bürgermeister wird auch   versuchen, wegen der Grundstücke an der Autobahn in Verhandlung zu gehen.

Die CSU auf Instagram

Klimaschutzmanagerin Sebastiana Henkelmann berichtete von den Ergebnissen des Testlaufs mit der Ausbringung von Gesteinsmehl im Höhenrainer Weiher. Die Maßnahme habe nicht die erhoffte Wirkung gezeigt, der Krautwuchs nehme weiter zu. Der Test sei damit beendet. Man dankte der Initiative der CSU Höhenrain.,die mit vereinten Muskel- und Maschinenkräften von Mitgliedern und Freunden den Weiher nun zum zweiten Mal entkrautete. Auch wurde der Weiher wieder mit Graskarpfen besetzt – “wie eine Kuh, nur unter Wasser”, erklärte uns der Berger Fischer Peter Andrä. Der Fisch kommt ursprünglich aus China, wird aber bereits seit den 60erjahren in Europa und Amerika eingesetzt, um Wasserpflanzen Einhalt zu gebieten.
Nichtsdestotrotz, so Sebastiana Henkelmann, werde sich die Gemeinde nicht scheuen, auch in der Zukunft neue Methoden auszuprobieren.

Am Ende wurden noch zwei Ausschussempfehlungen an den Gemeinderat beschlossen: Zum einen ist der Förderbescheid (90[ der gesamtkosten) für die Kommunale Wärmeplanung eingetroffen, er endet am 30.9.2025. Der Ausschuss sprach sich einstimmig dafür aus, die Einleitung der Ausschreibung der Kommunalen Wärmeplanung für die Gemeinde Berg zu empfehlen.

Gegen eine Stimme wurde der vorzeitige Vorhabenbeginn für die Erstellung eines Konzepts zum kommunalen Sturzflut-Risikomanagement als Empfehlung an den Gemeinderat beschlossen. 2024 war eine Förderung abgelehnt worden, für 2025 wurde sie neu beantragt. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim hat einem vorzeitigen Vorhabenbeginn zugestimmt.
Das Risikomanagement besteht aus folgenden Bestandteilen: Bestandsanalyse, Gefahrenermittlung, Gefahren- und Risikobeurteilung, konzeptionelle Maßnahmenentwicklung, integrale Strategien zum kommunalen Sturzflutrisiomanagement.
Zusätzlich – und unabhängig davon möchte die Gemeinde Pegel- und Regensensoren installieren, die zusammen mit der Stauwehrsteuerung die Situation bei Starkregen verbessern sollen.

Kommentieren (3)

  1. Gast
    9. November 2024 um 9:44

    Wenn auch die letzte schöne Landschaft mit Industrie PV verschandelt ist werdet ihr merken dass man Strom nicht speisen kann.

    • Gast
      11. November 2024 um 11:44

      Wenn auch der letzte Vorrat der Erde an Kohle, Öl und Gas verfeuert ist, werdet ihr merken, dass es gar keine schönen Landschaften mehr gibt.

  2. TR1980
    11. November 2024 um 19:50

    PV stinkt nicht, lärmt nicht, stört nicht. An den Anblick kann man sich gewöhnen – wenn es nicht gerade an den schönsten Aussichtspunkten im Bild steht, fällt es schnell nicht mehr auf.
    Und moderne PV Anlagen auf dem Freifeld sind durchaus mit landwirtschaftlicher Nutzung kompatibel, natürlich nicht alles, aber es geht durchaus was drunter und dazwischen.
    Einzig die Speicherung ist nach wie vor ein Problem, aber auch das wird besser.

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