Der Berger Fischer Jakob Lidl, der sich nach dem Tode König Ludwigs II. rätselhafterweise ein Häuschen direkt am See in Unterberg leisten konnte und es noch bis zum Bürgermeister in unserer Gemeinde brachte, spielt in der Todesnacht von Ludwig II. am 13. Juni 1886 eine zentrale Rolle. Lidl war es, der die Leichname von Dr. Gudden und Ludwig fand … er könnte auch die zentrale Figur in einer geplanten Flucht des Königs aus seinem Schlossgefängnis in Berg gewesen sein. Sein Grab in Aufkirchen ist jedenfalls heute noch Wallfahrtsort all jener, die von einer Ermordung des Königs überzeugt sind.
Als “unser” Ludwig II davon erfuhr, dass er für geisteskrank erklärt worden war, weilte er auf Neuschwanstein. Er begann mit seinem Flügeladjutanten, Alfred Graf Dürckheim-Montmartin, einen Fluchtplan zu erarbeiten. Dürckheim setzte sich sofort mit Fluchthelfern in Verbindung. Zu diesen gehörten in Seeshaupt die Posthalterin Anna Vogel, die die Durchfahrt seiner Kutsche an Kaiserin Elisabeth in Feldafing zu melden hatte. Freiherr Eugen Beck von Peccoz aus Eurasburg sollte rund um den See in Leoni, Ammerland, Ambach und Seeshaupt Fluchtkutschen postieren. Jakob Lidl würde den König im Schlosspark mit seinem Boot aufnehmen und zu einer dieser Kutschen bringen.
Ludwig wurde in der Nacht zum 12. Juni nach Berg gebracht. Dort war alles für die Unterbringung eines Geisteskranken vorbereitet. Die Fenster waren vergittert, Tür- und Fenstergriffe entfernt, Türen mit Gucklöchern versehen und die Kammerdiener durch Irrenwärter ersetzt. Trotzdem gelang es königstreuen Bediensteten, den ehemaligen König mittels unter die Teller geklebter Zettel von dem Plan zu unterrichten.
Ludwigs Leibfischer und Stegwart, Jakob Lidl aus Berg, der schon öfter mit dem Boot die heimlichen Briefe des Königs hinüber zu Sissi gebracht hatte, hatte die Aufgabe, abends in der Nähe des Ufers im Schlosspark in einem Kahn auf den König zu warten, um dem König die Flucht nach Tirol zu ermöglichen.
Am 13. Juni brach Ludwig in Begleitung von Dr. Gudden gegen 18:45 Uhr bekanntermaßen bei leichtem Sommerregen zu einem Spaziergang durch den Schlosspark auf. Dort wartete unweit des Ufers Jakob Lidl, damals 21 Jahre alt. Der Ex-König spurtete in den See, der Nicht-Schwimmer Gudden versuchte zu folgen. In dem Moment, als der König das Boot besteigen wollte, – so jedenfalls besagt es eine der vielen Theorien, die sich um diesen Moment ranken – fielen vom Ufer her zwei Schüsse … und der König sank leblos quer über das Boot. Schleifspuren auf dem Seegrund hätten das belegt.
Skizze des Tathergangs des Bezirksbautechnikers Haertinger (vgl.: http://www.guglmann.de/deutsch/korrespondenz/120todestag.htm )
In Panik schob der Fischer den König ins Wasser und ruderte zurück zu seiner Fischerhütte. Dort wurde er später aufgefordert, den Suchtrupp für den vermissten Ludwig und seinen Begleiter zu unterstützen und von seinem Kahn aus das Ufer abzusuchen. Nachdem die Leiche gefunden war – Lidl wusste ja, wo er suchen musste – wurde diese allerdings nicht ins Schloss gebracht, sondern erst mehrere Stunden im Bootshaus des Fischers (heute Seestraße 11) verwahrt.
Dem entspricht die angeblich durch einen Zeugen, der bei der Verbrennung der durchlöcherten Königskleider anwesend war, gestützte Theorie ( http://www.sueddeutsche.de/bayern/tod-koenig-ludwigs-ii-zwei-kugeln-in-die-lunge-1.180798 ), dass König Ludwig durch Schüsse in die Lunge umgekommen sei.
Jakob Lidl wurde noch in der Todesnacht mit Geld und Drohungen zum Schweigen gebracht, ihm selbst möglicherweise die Einlieferung in die Psychiatrie angedroht. Lidl hielt sich auch Zeit seines Lebens an sein Schweigegelübde. Er hat nie etwas von dieser Nacht erzählt. Nur der Spruch: „Es wäre leicht gewesen, mich nach Haar zu bringen!”, ist überliefert.
So viel ist sicher: Jakob Lidl findet zusammen mit dem Schlossverwalter Huber und dem Nervenarzt Dr. Müller die im See treibenden Leichen des Ex-Königs und von Dr. Gudden
Hartnäckig hält sich hingegen das Gerücht, Lidl, der sich 1893 ein Haus direkt am See baute, habe in einem Schulheft seine Erinnerungen an die Nacht des 13. Juni 1886 festgehalten. Von diesem Heft habe dessen Witwe Paula ihrem späteren zweiten Mann, dem Fischermeister Martin Mertl, berichtet und dieser wiederum sein Wissen dem Gründer des „Vereins zur Wiedererrichtung eines Denkmals für Ludwig II. e.V.”, Albert Widemann weiter gegeben. Widemann selbst hat das Heft nicht zu sehen bekommen, und seit dem Tod Mertls im Jahr 1963 gilt es als verschollen. Manche behaupten, es könnte in Lidls Grab in Aufkirchen liegen.
Und somit lassen sich diese Ausführungen leider doch nicht mit den Worten „quod erat demonstrandum“ abschließen.
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Jakob lidl baute das Haus nach 1886, 1963 ist falsch
Natürlich – das ist ein Schreibfehler – vielen Dank für den Hinweis! Es muss wohl 1893 sein.