Die Flöte als Schiffssirene

Nach Jan Weiler und der QUH-Kurzfilmnacht von letzter Woche war es schon das dritte Kulturhighlight des Monats März. Jokl Kaskes “Kulturverein” und die Kaske-Stiftung luden zum Barockkonzert in den Marstall, und schon wieder gab es mehr Zuschauer als Stühle.


Axel Wolf (Theorbe), Dorothee Oberlinger (Flöte) und Sebastian Hess (Cello) ba-rocken den Marstall

Es mag am barocken Programm gelegen haben oder daran, dass mit der Schön Kinik und einem großen Bankhaus nun zwei finanzkräftige Sponsoren mit im Saal sind: Jedenfalls platzte der Marstall gestern schon wieder aus den Nähten.

Sebastian Hess führte in seiner launigen Art wieder lieber persönlich durch den Abend, statt sterile Programmzettel zu verteilen. Er zeigte stolz sein mit einem vatikanischen Heiligenbild verziertes Cello her und lobte seine wahrlich famosen Gäste: Axel Wolf aus Eurasburg und Dorothee Oberlinger aus der großen Welt der internationalen Klassik samt ECHO-Preis und TOP 100 CDs.


Schon wieder: ein international gefragter Klassik-Star im Berger Marstall

Hinter der Virtuosität von Dorothee hielt sich unser Kempfenhauser Virtuose Sebastian diesmal vornehm etwas zurück und überließ Dorothee Oberlinger einige Male die Bühne für ihre stupenden Flötensoli. Eines davon hatte ihr der japanische Komponist Dai Fujikura auf den Leib geschrieben: Sie habe – erzählte Dorothee Oberlinger dem Publikum – dem Komponisten per Internet und Skype einige Effekte auf der Bassflöte vorgespielt. Insbesondere ein Effekt, bei dem die Flöte wie eine Schiffssirene klinge, habe ihm gefallen, darum herum habe er dann sein Stück für sie komponiert.

Höhepunkt des Abends war zweifellos der “Barock-Hit” “La Follia” von Arcangelo Corelli, der gleich zweimal gegeben wurde: einmal in einer Solofassung für Flöte und dann noch einmal zusammen mit Laute und Cello. Daraus auch unser Minutenausschnitt:


Oberlinger, Hess und Wolf spielen Corellis “La Follia” (deutsch: der Wahnsinn)

Eine gute Nachricht gab es zum guten Konzert obendrein: Wegen der Sponsoren konnte der Berger-Klassik-Abend zum ersten Mal kostendeckend arbeiten, und die Kaske-Stiftung muss nicht unterstützend eingreifen, sondern konnte sich aufs Blumen-Schenken konzentrieren.


Blumen für die Virtuosin

Einer der Sponsoren lud seine Gäste und die Künstler nach dem Konzert zum Umtruck in ein Separee. Das entspricht leider nicht mehr ganz dem barrierefreien, ungezwungenen und betont nicht elitären Zugang zur hohen Kultur, für den die “marstall classics” bislang berühmt und beliebt waren.


Nach dem Konzert … husch husch ins Separee (nicht mit den Bösen Buben, die die Einladung dorthin höflich ausschlugen)

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