Florian Gehlen engagiert sich nicht nur beruflich bei der Polizei, sondern auch in der evangelischen Kirche – nicht zuletzt mit den Berger BlechBläsern, die 2011 die Weihnachtsfeier der Bayerischen Staatskanzlei musikalisch umrahmen durften.
Florian Gehlen
QUH: Wie wird man eigentlich Polizeibeamter?
Florian Gehlen: “Es gibt mehrere Laufbahnen mit unterschiedlichen schulischen Einstellungsvoraussetzungen. Mit Abitur ist der direkte Einstieg in die ‘Kommissarslaufbahn’ möglich. Das war mein Weg. Die Ausbildung besteht hier aus einem Studium an der Beamtenfachhochschule und verschiedenen berufspraktischen Ausbildungsteilen. Mit erfolgreichem Abschluss des Studiums ist man Diplom Verwaltungswirt (FH) und wird zum Kommissar ernannt. Allgemeine Voraussetzungen für alle Laufbahnen bei der Polizei sind neben den schulischen Abschlüssen zusätzlich ein bestandenes Auswahlverfahren und ein Sport- und Gesundheitstest.”
QUH: Was machen Sie denn so den ganzen Tag? Wie sieht ein normaler Tagesablauf bei Ihnen aus?
Florian Gehlen: “Ich arbeite im Schichtdienst. Am ersten Tag arbeite ich von mittags bis abends, am zweiten Tag von morgens bis mittags, habe nachmittags frei und dann geht es am gleichen Abend wieder weiter mit dem 12-stündigen Nachtdienst bis sieben Uhr morgens. Dann habe ich diesen Tag und den danach frei. Und dann geht es wieder mit dem Nachmittagsdienst los. Dieser Rhythmus setzt sich fort, ohne Rücksicht auf Sonn- und Feiertage. Wir sind der erste Kontakt für den Bürger, sowohl beim Publikumsverkehr auf der Wache als auch am Einsatzort. Vieles bearbeiten wir selbst, besondere Straftaten geben wir an die Kripo weiter. Ich bin als Dienstgruppenleiter für die Koordination der Einsätze, die Einteilung der Streifen und den reibungslosen Ablauf zuständig. Bei größeren Einsätzen fahre ich auch selbst als Einsatzleiter mit raus. Außerdem habe ich einen immer größer werdenden Aufwand an Verwaltung und Statistik für meine Dienstgruppe zu bewältigen.”
QUH: Ein schönstes/schlimmes/beeindruckendstes Erlebnis?
Florian Gehlen: “Generell stört mich sehr, dass mehr und mehr zwischenmenschliche Probleme, sei es in der Nachbarschaft oder in Beziehungen, auf dem Rücken der Polizei ausgetragen werden, so nach dem Motto ‘mit dem rede ich schon lange nicht mehr’. Und wir sollen es dann richten. Das Niveau mancher Auseinandersetzungen, zu denen wir gerufen werden, ist schon erschreckend niedrig. Ein schlimmer Einsatz war ein Flugzeugabsturz vor sieben Jahren in Landstetten. Es war im August am Feiertag Mariä Himmelfahrt. Eine zweisitzige Maschine war kurz nach dem Start in eine Stromleitung geraten und brennend auf die Straße gestürzt. Als ich als einer der ersten am Unglücksort war, rannte einer der Insassen noch mit schweren Verbrennungen über das angrenzende Feld. Er ist später im Krankenhaus gestorben. Anfangs herrschte ein unglaubliches Chaos, das man als Einsatzleiter erst einmal einigermaßen in den Griff bekommen muss. Unschön sind alle Einsätze mit Todesopfern, besonders auch dann, wenn wir Angehörige verständigen müssen, die davon noch nichts wissen. Besonders schön ist es, wenn sich jemand dafür bedankt, dass wir helfen konnten und dabei ganz ‘Mensch’ geblieben sind.”
QUH: Was ist das Besondere daran, diesen Beruf in Berg auszuüben?
Florian Gehlen: “Ich arbeite bei der Polizeiinspektion Starnberg. Einerseits ist der kurze Weg zur Arbeit eine tolle Sache und ich kenne mich in meinem Dienstbereich sehr gut aus, weil ich hier aufgewachsen bin. Andererseits entgeht einem als Polizist natürlich nicht, was in seinem Dienstbereich, in meinem Fall also auch in der Heimatgemeinde, so alles los ist. Und plötzlich muss man feststellen, dass man sein Gegenüber kennt… Aber damit kann man professionell umgehen und darauf muss sich jedes ‘polizeiliche Gegenüber’ natürlich verlassen können.”
QUH: Ihr Traumberuf? Oder: Was wollten Sie eigentlich werden?
Florian Gehlen: “‘Traum’ ist wohl ein kaum mehr zu erreichendes Ideal, da alles immer auch Nachteile hat. Aber ich habe meine Berufswahl nie bereut und bin Polizeibeamter mit gleichbleibender Euphorie und großem Idealismus. Leider wird der Idealismus allzu oft von der Wirklichkeit eingeholt, aber ich versuche, kein bürokratischer Beamter, sondern soweit wie mögich der sprichwörtliche ‘Freund und Helfer’ zu sein.”
QUH: Sind Sie politisch aktiv?
Florian Gehlen: “Ich bin in Berg mit der Bürgergemeinschaft aufgewachsen, deren Gemeinderäte und Bürgermeister viel für die Gemeinde erreicht haben. Ich habe sie zweimal als Listenkandidat bei der Gemeinderatswahl unterstützt. Aufgrund meines Schichtdienstes kann ich heute allerdings keine regelmäßigen kommunalpolitischen Aktivitäten ausüben. Ich habe große Hochachtung vor allen, die sich für unsere Gemeinde engagieren, ganz egal welcher Gruppierung sie angehören. Das spielt meiner Ansicht nach auf kommunalpolitischer Ebene auch eine eher untergeordnete Rolle. Entscheidungen treffen und den Kopf hinhalten ist etwas anderes, als gewählte Entscheidungsträger, oftmals anonym, persönlich anzugreifen und zu beleidigen, ohne dabei selbst aktiv zu werden. Dafür habe ich kein Verständnis.”