Gasflaschen flogen durch die Luft, Straßenlaternen schmolzen, Öltanks fingen an zu brennen. Was für ein Glück, dass der Einsatzplan der Feuerwehr im Kopf schon vorbereitet war. Wie kam`s? Wir sprachen mit dem Einsatzleiter Christian Ebert, dem Kommandanten der FFW Kempfenhausen.
Nachbereitung: der Einsatz im Manthal
Welch ein Zufall: Ein Feuerwehrkommandant begeht systematisch größere Gebäude, die in seinem Einsatzgebiet liegen, um die Einhaltung der Brandschutzrichtlinien zu überprüfen und sich für den Fall der Fälle Ortskenntnis zu verschaffen. Vor vier Wochen war das Objekt “Manthal” an der Reihe. Gemeinsam mit dem Landratsamt wurde eine Mängelliste erstellt, die vom Landratsamt an die Eigentümer verschickt wurde. So hatte Christian Ebert den Einsatz im Geiste schon vorbereitet.
Keine Kompromisse machte das Feuer
Ein Anwohner war durch seinen Rauchmelder geweckt worden. Als er den Rauch roch, wollte er zunächst das weiße Haus, das Sie auf dem Foto sehen, verlassen – es war aber schon zu spät. Er musste wegen der lodernden Flammen auf der Rückseite des Hauses aus dem Fenster im 1. Stock springen. Er alarmierte die Feuerwehr und weckte die Anwohner im vorderen Teil des Hauses – ein Ehepaar und eine vierköpfige Familie, die sich gleich auf die Straße retteten. Die Wirtsfamilie am anderen Ende des Gebäudekomplexes schlief noch.
Alarmstufe B5 – Löscharbeiten
Um 2:45 Uhr ging ein B4-Alarm los, durch den etwa zehn Wehren alarmiert wurden. Da sich das Feuer schon ausgebreitet hatte, wurde die Alarmstufe sofort erhöht. Mindestens 15 Wehren kamen, dazu das BRK, das einen Versorgungswagen bei der Feuerwehr Kempfenhausen aufstellte, und das THW.
Bei der Lagebesprechung: Peter Bauch aus Starnberg und der Kempfenhauser Kommandant Christian Ebert (rechts)
Die Einsatzleitung hat aufgrund seiner Ortskenntnis bei solchen Vorfällen immer der örtliche Kommandant. Naturgemäß waren die Kempfenhauser als erste vor Ort, Starnberg kam als zweites. Ebert gab für kurze Zeit die Einsatzleitung an den Starnberger Kommandanten Markus Grasl ab, der die anrückenden Kräfte einteilen sollte. Ebert wusste, wo die Wirtsfamilie den Schlüssel zum Wirtshaus “Manthaler” hinterlegt hatte – er sperrte auf und holte die Familie aus dem Bett – die Eltern, drei Kinder und ein Gastkind sowie zwei Mitarbeiter.
“Da kam es wirklich auf fünf Minuten an. Die Schlafzimmer liegen zur Brandseite hin. Die Gefahr für die Menschen besteht immer eher durch Ersticken als durch Verbrennen. Der Geruchssinn ist im Schlaf ausgeschaltet. Deshalb sind hochwertige Rauchmelder auch so wichtig. Mit den Kindern auf dem Arm bin ich runter, dann wurden die Angestellten aus dem Dachgeschoss geholt.”
Retten, was zu retten ist
Es war bereits zu spät, das Wohngebäude noch zu retten. Das brennende Holzgebäude war durch die Maueröffnungen bereits in den Dachstuhl des Wohnhauses und auch in den Dachstuhl der Wirtschaft eingedrungen, wo sich der Schießstand der Schützen befand. Die Feuerwehr konzentrierte sich darauf, die Wirtschaft vor den Flammen zu retten und mit einer Riegelstellung zu schützen. Sie wurde von beiden Seiten bewässert.
Nur der Fasan blieb unversehrt – das Dach des Schießstands
Der Einsatz dauerte etwa 20 Stunden. Mehrfach ging vormittags der Alarm wieder los, wenn wieder ein Glutnest aufflackerte, so dass Nachlöscharbeiten nötig waren. Auch zwei Öltanks fingen Feuer – “der explodierte Öltank war wie ein Vulkan”, sagt Ebert. Auch Gas- und Acetonflaschen waren dort gelagert – 35 wurden jetzt erst gefunden, einige flogen in die Höhe, zehn liegen noch zur Kühlung im Lüßbach.
Natürliche Kühlung für die Gasflaschen – alles unter strenger Hühneraufsicht
Im Lüßbach wurden Ölsperren errichtet, die etwa eine Woche dort bleiben, um das ausgelaufene Öl aufzufangen – immerhin ist dort Wasserschutzgebiet.
Bereit für das Brandermittlungsteam
Ein Brandermittlungsteam wird nun sicherlich wochenlang damit zu tun haben, die Ursache des Brandes herauszufinden.
Ob man bei einem solchen Einsatz Angst habe, wollten wir wissen. “Angst? Nein – wovor sollten wir Angst haben? Mit Feuer können wir umgehen. Aber die ersten fünfzehn Minuten sind völlig aus meinem Gedächtnis verschwunden. Ich habe einen Filmriss – das passiert auch bei Unfällen öfter. Ich weiß nur noch, wie ich rein und wie ich raus bin – den Rest hat mir Markus Grasl erzählt.”
Geschmolzene Straßenlaterne
Die Helfer haben eine hervorragende und anstrengende Arbeit geleistet. Wie funktionierte denn das Zusammenspiel so vieler Wehren? “Die Zusammenarbeit war vorbildlich – das war ein Musterbeispiel an Einsatzführung. Auch der Einsatz des THW und des BRK waren großartig. Unsere Feuerwehr Kempfenhausen ist zwar eine kleine Feuerwehr, aber wir haben große Objekte hier. Hier hat sich gezeigt, wie wichtig eine zeitgemäße Grundausstattung ist.”
Wir danken Kommandant Christian Ebert für die Informationen und Jürgen Römmler von Firedoku für die Überlassung der Einsatzfotos. Und:
Glück im Unglück: Familie Götte mit Hund Joker
Das Wirtshaus “Manthaler” ist übrigens seit Montagmorgen schon wieder geöffnet. Zum Glück sind alle wohlauf.
Für die obdachlos gewordene Familie wird weiterhin dringend eine Wohnung gesucht. Auch das Ehepaar ist nur vorübergehend untergebracht. Bitte melden Sie sich bei der Gemeinde, wenn Sie eine dauerhafte Bleibe anzubieten haben.