Das 21. Bänkchen

Wir haben in unserer Serie hier ja schon manche fragwürdige, manche “Bad Bank” vorgestellt … heute aber kommen wir zu einer Triple A gerateten Bank (samt Herzchen am rechten Fleck). Wir kehren zurück zum Bismarck-Turm in Allmannshausen und machen diesmal nicht (wie beim 5. Bänkchen https://quh-berg.de/das-5-baenkchen/ ) den Fehler, wie im 19. Jahrhundert von hier aus den See sehen zu wollen, sondern wir wenden uns nach Süden und siehe da …

Das Herz am rechten Fleck

Vor uns liegt einer der schönsten Ausblicke der Gemeinde … das Dorf Allmannshausen mit seiner Kirche Sankt Valentin, die 1641 errichtet wurde und deren Turm von hier aus sich, bescheiden wie der Allmannshauser nun einmal ist, der dahinter blau leuchtenden Alpenkette unterordnet. Ein Weg, den wir von hier aus wegen eines kleinen Abhangs und einer Kuhweide nicht direkt gehen können, windet sich dem Dorf zu.  Nach genau diesem Prinzip wurden früher Landschaftsparks angelegt, in denen die Beziehung zwischen Sehen und Gehen immer eine komplexe ist und nie der direkte Weg zu einem Ziel  führt … hier aber ist es die gewachsene Alpenvorlandlandschaft, die sich hier so pittoresk wie sie nur kann, gebärdet. Man kann sich hier des Gedankens nicht erwehren, dass die Welt eine schöne ist.

Die Welt ist schön, aber

Praxistipp: Drei Bänke stehen hier nah beieinander, der Blick ist von der westlichsten, der mit dem Herzchen, am besten. Drei Bänke für Visionäre, Romantiker, Bergsteiger aber leider auch für Nazi-Groß-Dichter: Wir vergessen jetzt nicht, dass natürlich auch hier der alte Spruch des Ur-Romantikers Ludwig Tieck gilt, der zu Recht behauptet hat: “Selbst die schönste Gegend hat Gespenster”. Der Allmannshauser Schriftsteller Michel Krüger hat sie bekanntermaßen in einem seiner Gedichte beschrieben:

Michael Krüger

MEIN SCHREIBTISCH IN ALLMANNSHAUSEN

Im Haus nebenan, wenn man den Hang hinauf geht,
hat Mussolinis Außenminister gelebt,
bevor man ihn nach Italien brachte und aufhängte.
Und ein Haus weiter Hitlers Lieblingsdichter
Hanns Johst, dem hier offenbar die Worte zuflogen.
Ich schaue auf Kühe, Eichhörnchen und Pferde,
bei offenem Fenster höre ich die ferne Autobahn.
Man wird nicht dazu angehalten,
den Menschen Gutes zu unterstellen.
Wenn die Sonne sinkt, sehe ich mich
im Fenster, aber natürlich können auch Spiegel irren.

(© suhrkamp verlag)