In Berg gab es drei sogenannte Königsbäume: eine Königseiche, eine Königsbuche und eine Königslinde. Keiner dieser Bäume steht mehr. Dennoch wollen wir heute (und morgen) die Geschichte der mächtigen Königseiche erzählen – denn sie hat Nachwuchs bekommen: Eine der imposantesten Eichen in Berg steht nicht weit von der Stelle entfernt, an der die Königseiche stand, auf dem Grund des Schatzlhofs.
Die Königseiche in einer Aufnahme von 1936
Schatzlbauer Paul Huber erzählt in seiner Chronik, König Ludwig I. sei zufällig in einer Kutsche auf der Straße vor dem Garten vorbeigefahren, als sein Urgroßvater Andrä Huber dabeigewesen sei, die letzte von mehreren alten Eichen am Hang seines Obstgartens umzuschneiden. König Ludwig sei “ein großer Freund alter Bäume” gewesen und habe dem Schatzlbauern Einhalt geboten. Er wollte den Baum kaufen, um ihn zu erhalten. Nach einigen Verhandlungen erzielte der Schatzlbauer den stolzen Preis von 72 Gulden – “mehr als das doppelte des wirklichen Werts“. Das Geld wurde schließlich ausbezahlt, und Bauer Huber musste – des Schreibens unkundig – drei Kreuze unter den Vertrag setzen, in dem er sich und seine Besitznachfolger verpflichtete, den Baum bis zu seinem natürlichen Ende stehen zu lassen.. Ab da hieß der Baum “Königseiche”.
In den Akten des kgl. Landgerichts Starnberg gibt es einen Eintrag vom 26. November 1841: “Seine Majestät der König, allerhöchst in Kenntnis gesetzt, daß angeblich vorgehabt werde, ganz in der Nähe des Lustschlosses Berg, eine sehr schöne alte Eiche, dann etwa eine Viertelstunde von gedachten Schlosse Berg entfernt, eine gleichfalls sehr bejahrte Buche niedermachen zu lassen, – befehlen allerhöchst, daß befragliches Umhauen, sowie jedes Beschädigen dieser Bäume, auf solange allerhöchst Sie nicht anders verfügen, zu unterbleiben habe.”
Der Landgerichts-Diener Windsperger wurde am 27. November 1841 beauftragt, “angesichts dieß sich nach Berg zu begeben und zu ermitteln von wem jene Eiche und Buche gefällt werden will; ferner auf wessen Grund sie steht; wozu sie gefällt werden, und nicht nur aus diesseitigem Auftrage zu verbieten, an diesem und jedem anderen Baume Hand anzulegen.” Er ermittelte Andrä Huber und seinen Halbbruder Augustin, den Moarbauern, als Eigentümer, und man wurde handelseinig.
So kam es, dass nicht nur die Eiche, sondern auch die Buche, die an der Hammerbreite stand, von König Ludwig I. vor der Fällung bewahrt wurde, “zwei Bäume, deren Erhaltung als Zierde der Gegend allerhöchste beabsichtigt wird“. Ein Beschluß, den man sich auch für heutige Zeiten manchmal wünschen würde. Der dritte Baum im Bunde, die “Königslinde”, wurde nicht gekauft. Sie war Teil der Allee zwischen Berg und Aufkirchen und man hielt ihren Fortbestand für genügend gesichert.(Natürlich ist sie inzwischen längst gefällt worden).
Der romantisch veranlagte König Ludwig II. schließlich, der sich gerne in Schloss Berg aufhielt, ließ sich häufig eine Mahlzeit unter der Königseiche servieren. Die Brotzeit scheint sehr aufwändig gewesen zu sein und Spuren hinterlassen zu haben, denn als 1871 die Mark eingeführt wurde, schenkte König Ludwig II. dem Bauern Huber als Entschädigung “für das von der vielen Dienerschaft und den Hofschranzen zertretene Gras” je eine Münze der neuen Währung, vom Pfennig bis zur 20-Mark-Münze in Gold.
Unter der Königseiche – wohl während des 1. Weltkriegs: Paul Huber links in Uniform, mit seiner Mutter (die aus Assenhausen stammte) und beiden Schwestern
Die Eiche wurde schließlich zur Touristenattraktion. Die Ausflügler aus München kamen im 19. Jahrhundert mit dem Schiff nach Berg und passierten auf ihrem Rundweg auch die weithin bekannte Eiche. Die Eiche und die Linde waren sogar ein beliebtes Postkartenmotiv.
Wie die dramatische Geschichte der “Königseiche” weitergeht, erfahren Sie morgen hier an dieser Stelle!