QUH nennt die Zahlen: Es war die längste Sitzung, die es bisher gab: Vor der Zahl, die offiziell das Sitzungsende markierte, standen zwei Nullen. Fünf Stunden! Das BRK war mit mindestens sieben Leuten aufmarschiert, um den Rat zu überzeugen, den Vertrag über die Trägerschaft über die vier Berger Kindertagesstätten doch noch zu verlängern. Es hagelte Selbsterkenntnisse: Das BRK bezichtigte sich selbst eines “unangemessenen Verhaltens” und “drastischer Kostensteigerungen”. Man müsse um “Entschuldigung und nicht um Verständnis bitten”. Um das “interessante Portfolio in Berg” zu behalten, wolle man “nicht an der Zuschußforderung festhalten” – zumindest nicht in voller Höhe. Allerdings sei das Defizit zu 80% auf Grund von Tarifsteigerungen entstanden.
Doch zunächst zum Tagesgeschäft. Erleichtert verkündete der Bürgermeister, dass die Kosten für den ungeliebten Kreisel am Ortseingang zu 75% vom Staat getragen werden. Dafür wird das landschaftsschädliche Verkehrshindernis tatsächlich den befürchteten Durchmesser von 39m bekommen. Etwas Gelächter zu diesem traurigen Thema gab es etwas später, als der Bebauungsplan für das Betreute Wohnen verabschiedet wurde und auch der Einwand des “Bund Naturschutz” (!) Erwähnung fand, dass der Kreisel wegen der unübersichtlichen Verkehrsführung eine “Gefahr für Senioren” darstellen würde. Ach ja.
Der fertige Bebauungsplan für das “Betreute Wohnen”; rechts die kreisrunde “Seniorengefahr”, die die Häuser geradezu bedrängt
Es gab 2 aufrechte Gegenstimmen gegen den Bebauungsplan “Betreutes Wohnen” von Seiten der CSU. Mit Spannung warteten allerdings die vielen erzieherisch tätigen Besucherinnen im Raum auf den vor 7 Monaten angemahnten Bericht des BRK über die drastischen Kostensteigerungen bei den Kindertagesstätten. Das monatelange Ausbleiben dieses Berichtes und das offensichtliche Chaos beim BRK, das mittlerweile zu einer Auswechslung fast der gesamten Führungsebene geführt hat, hatte zur Kündigung der Trägerschaft durch die Gemeinde geführt.
Vor der Sitzung: Aufmarsch des BRK in Mannschaftsstärke
Dann die Abrechnung. Das BRK, das seit Monaten nicht in der Lage war, Zahlen zu liefern, trat mit geballter Kraft auf: Vorstand, Kreisverbandsvorsitzender, stellvertretender Schatzmeister, designierter Bereichsleiter und diverse weitere Funktionsträger waren anmarschiert. Der Münchner Stadtrat und neue BRK-Vorstand Michael Kuffer (CSU) hielt eine kleine Rede, in dem er mit seinem BRK – wie oben zitiert – hart ins Gericht ging.
Will den BRK wieder auf Vordermann bringen und den Zuschlag von Berg: Michael Kuffer (Foto: CSU)
Dann ging der neue stellv. Geschäftsführer Martin Ulses etwas in die Details. Genauere Zahlen wurden dann erst im nicht-öffentlichen Sitzungsteil vorgelegt. Schon im öffentlichen Teil verstiegen sich die Herren vom BRK allerdings etwas unkollegial in Schuldzuweisungen gegenüber ihrem ehemaligen Mitarbeiter Gerhard Jaeger (s.u.), der selbst anwesend war und mit seiner KinderArt auf den Zuschlag hofft. In einem Brief des BRK-Personalrats an den Gemeinderat hat der Personalrat bedauert, dass in der Presse der Eindruck gewonnen werden konnte: “Herr Jaeger ist für alles Gute verantwortlich und der Rest des BRK für alles weniger Gute.”
GR Ammer äußerte in der Sitzung wiederholt den Wunsch, außer den zerstrittenen Parteien BRK und KinderArt, die sich mit anonymen Briefen und gegenseitigen Vorhaltungen bekriegen, doch auch noch andere Bewerber zu laden. Dieses QUH-Anliegen wurde vom Bürgermeister ebenso auf die nicht-öffentliche Sitzung verschoben wie die Nennung genauer Zahlen, die sich dann bis lang nach Mitternacht hingezogen hat.
Nur soviel kann verraten werden: Eine Entscheidung über die Trägerschaft ist noch nicht gefallen. Noch nicht. Aber der Vertrag läuft am 31.8. aus.
Licht ins Dunkel Auch ohne Kenntnis der genauen Zahlen, klären sich doch langsam Zusammenhänge. So war gestern sehr wohl öffentlich zu erfahren, dass sowohl Herr Jäger als auch dessen ehemaliger Vorgesetzter Herr Janze sich seit Januar bzw. Dezember im Krankenstand befanden und damit wesentlich zu der enormen Zeitverzögerung beitrugen bis das BRK mit komplett neuer Führungsspitze nun zu Kreuze kriechen konnte. Der Fisch stinkt vom Kopfe her. Derer rollten so einige in den letzten Monaten bei BRK. Um so absurder erscheint es einem dieser Köpfe nun die neue Trägerschaft anzudienen. Wesentlich korrekter wäre es auch noch andere, unbelastete Träger ein Angebot abgeben zu lassen.
andere Träger Nach einem Gespräch von mir mit dem Vorsitzenden von “Fortschritt”, Herrn von Quadt, wäre dieser in der nächsten Sitzung zu einer Präsentation seines Konzeptes und seiner “gemeinnützigen GmbH” bereit. Mal sehen. – Allerdings hatten andere Gemeinden (z.B. Feldafing) mit “Fortschritt” auch ihre Probleme.
Andreas Ammer