Es ist ein Weg wie das Leben: Erhebend und niederschmetternd zugleich. – Am Karfreitag findet wieder die gemeinsame, ökumenische Begehung der 14 Stationen des Berger Kreuzweges durch die evangelischen Kirchengemeinde und den katholischen Pfarrverband statt. Die Prozession beginnt an der ersten Station in Leoni um 9 Uhr. Traditionell wird dabei ein Holzkreuz getragen. Jeder Aufenthalt an den 14 Stationen auf dem Weg hinauf nach Aufkirchen wird von einem anderen Verein oder einer Gruppe aus der Gemeinde mit Texten oder Liedern gestaltet.
Kurz vor der letzten Station in Aufkirchen (Photo: ev. Gemeinde)
Der inzwischen vorbildlich restaurierte Kreuzweg (es gibt Paten für jede Station) ist 1,2 km lang. Er führt vom irdischen Paradies Leoni über die Hölle der Neubaugebiete des oberen Kreuzweges bis in die Wallfahrtskirche Aufkirchen. Über 150 Gläubige und Mitwandernde nahmen im letzten Jahr an der Prozession teil. Der Ursprung des Berger Kreuzweges ist durchaus profan: Er wurde 1856 in einer privaten Aktion vom königlichen Baurat und Starnberger Dampfschifffahrtsbegründer Ulrich Himbsel errichtet, dessen Frau und Sohn der Cholera zum Opfer gefallen waren. Derzeit versucht die Gemeinde, wenigstens die Kreuzwegstationen selbst vor der überwuchernden Bebauung in diesem Bereich zu schützen. Denn der spirituelle Gang von Leoni hinauf bis nach Aufkirchen gibt auch Gelegenheit, über das menschliche Wesen nachzudenken, denn es ist ein Gang aus der Natur vorbei an modernen Villen, übergroßen Baukörpern und Bausünden bis hinauf in die Kirche.
Spiritueller Weg durch profane Bebauung: der Berger Kreuzweg
Die 14 Stationen, die an die der Via Dolorosa in Jerusalem angelehnt sind:
- I. Jesus wird von Pilatus zum Tode verurteilt
- II. Jesus nimmt das Kreuz auf sich
- III. Jesus fällt zum ersten Mal
- IV. Jesus begegnet seiner Mutter
- V. Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
- VI. Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
- VII. Jesus fällt zum zweiten Mal
- VIII. Jesus tröstet die weinenden Frauen
- IX. Jesus fällt zum dritten Mal
- X. Jesus wird seiner Kleider beraubt
- XI. Jesus wird ans Kreuz genagelt
- XII. Jesus stirbt am Kreuz
- XIII. Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß Mariens gelegt
- XIV. Grablegung.
Apropos “Grablegung”: Deren ergreifendste Darstellung, die ansonsten nur in Rom im Vatikan zu bewundern ist, wird seit dieser Woche bis Juli in einer sensationellen Ausstellung in der “Alten Pinakothek” in München ausgestellt.
Caravaggios “Grablegung Christi”, derzeit in der Alten Pinakothek in München zu bewundern (Detail)