Elke Link, die QUH-Vorsitzende und 3. Bürgermeisterin von Berg, ist neben diesen Ehrenämtern im Brotberuf literarische Übersetzerin. Normalerweise steht man in diesem Beruf nicht besonders im Fokus der Öffentlichkeit, aber seit sie – mit einigen Kolleg*innen – nacheinander die Autobiographien von Michelle und Barack Obama übersetzt hat, wird sie plötzlich auf der Straße darauf angesprochen. Wir sprachen mit ihr über Geheimhaltungsklauseln, das Faszinierende an den beiden Obamas und was man als Lokalpolitikerin vom POTUS lernen kann..
Michelle, Elke, Barack
QUH: Das Buch von Barack Obama über seine Amtszeit ist DAS Buch der Saison. Wie hektisch war die Arbeit daran?
Elke Link: Das Lektorat hat die Vergabe der einzelnen Abschnitte gut gesteuert und auf so viele wie nötig und so wenige wie möglich verteilt, um den Termin einhalten zu können. Es musste ja weltweit zeitlich mit der englischen Originalausgabe erscheinen. Eher war es eine Herausforderung, dass man nie genau wusste, wann wieder ein Schwung Text kommt.
Elke Link: Da gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Bei der Übersetzung von Michelle Obamas „Becoming“ gab es ein gemeinsames Dokument, in das alle Beteiligten Fragen oder Fachbegriffe hineinschreiben konnten. Bei „Ein verheißenes Land“ wurde das vom Lektorat koordiniert und angepasst.
Elke Link: Die Dateien waren mit Wasserzeichen versehen und mussten mit Passwort geöffnet werden. Es durfte ja absolut nichts nach außen dringen. Deshalb wurden auch die Übersetzernamen lange geheimgehalten und gingen erst spät an die Presse. Irgendwo im Ausland wurde offenbar versucht, über die Übersetzer vorab an Informationen zu gelangen.
Elke Link: Nein, kein bißchen. Die Beteiligungen an Büchern hängen von individuellen Verträgen ab. Natürlich gibt es den „Normvertrag“, aber nicht alle Verlage richten sich danach. Nicht einmal über die Konditionen bei diesem Buch dürfen wir sprechen.
Elke Link: Ja – die Obamas waren einfach eine andere Nummer. Und das liegt nicht nur an dem Amt – sie sind alle beide charismatische Persönlichkeiten, deren Fähigkeit zur Empathie und deren Klugheit mich immer wieder aufs Neue beeindruckt hat, und das geht vielen Leserinnen und Lesern sicher auch so. Durch die sehr persönliche Art, die Politik und das Privatleben während der Präsidentschaft und auf dem Weg dorthin zu beschrieben, kommt man vermeintlich sehr nahe.
Elke Link: Mir ist aufgefallen, wie wichtig ihm die Kommunalpolitik ist. Ich glaube, darüber würde ich mit ihm reden wollen. Er hat ja als „Community Organizer“ angefangen und war ganz nahe an den Menschen. Ich fand es bewundernswert, wie er das auch in „Ein verheißenes Land“ immer noch betont. Und als Präsident hat er ja jeden Abend zehn Briefe gelesen, die „ganz normale“ Menschen ans Weiße Haus geschickt hatten. So hat er über dem Einfluss auf das Weltgeschehen die Nöte der Bevölkerung nicht vergessen.
QUH: Danke für das Gespräch und weiter viel Erfolg!