Anti-Flughafen-Demo in Weßling

QUH-Mitglied Irmgard Emmerling war dabei und hat uns den nachfolgenden Bericht zukommen lassen. Danke Irmgard!


“Eindrücklich war die Resonanz auf den Aufruf zur Demo: nicht die erwarteten 2000 Teilnehmer waren erschienen, sondern mehr als 4000! Von einer Samba-Trommelgruppe angeführt zogen alle friedlich vom Sportplatz zum Weßlinger See, viele mit einem Luftballon in der Hand.
Dort bildeten die Teilnehmer rund um den See einen Kreis. Hand in Hand für das Fünfseenland war dann auch die sinnige Metapher, die der Redner der Initiativgruppen bei seiner Ansprache am See, für das gemeinsame Tun ausdrückte – verstärkt durch das Bild, dass der See von oben betrachtet ein Herz ergibt.

Was geschehen soll, geht uns alle an, trifft ins Herz unseres Heimatgefühls.

Zur Erinnerung: Die Betreibergesellschaft hat die Genehmigung für Privatflugverkehr für Flugzeuge bis zu 100 Sitzplätzen beantragt. Darüberhinaus 8000 Flugbewegungen pro Jahr zusätzlich. Eine Mengenbegrenzung sieht das Flugrecht nicht vor! Flugzeiten: 7.00 bis 22.00 Uhr! Eine der Flugschneisen geht über Starnberg und Kempfenhausen!

Die Staatsregierung plädierte immer für das „Offenhalten“ der Möglichkeiten. Jetzt verschanzt sie sich hinter dem Flugamt Südbayern: dieses sei zuständig, die Regierung dürfe keinen Einfluß nehmen. Doch das Flugamt untersteht dem Wirtschaftsminister, ist weisungsgebunden, der Wirtschaftsminister trägt die Verantwortung. Ist das bauernschlau oder dummdreist?

Die Korrespondenz der Initiativgruppen mit der Regierung kann eingesehen werden; sie spricht eine deutliche Sprache, wie die Regierung mit den Interessen der Bürger umzugehen gedenkt. Rechtlich besteht die einzige Möglichkeit des Widerstandes in Anfechtungsklagen von Privatpersonen beim Verwaltungsgericht.

Nach der Ansprache spielte ein Bläserquartett auf einem Floß in der Mitte des Sees. Zurück auf dem Sportplatz wurden die 2000 blauen und orangenen Ballons in die Luft entlassen.

20x 99 Luftballons (“… und auch keine Düsenflieger.”)

Nach einigen musikalischen Beiträgen, z.B. der Well-Kinder (Biermösl Blosn), verlasen die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden (BM Monn war nicht darunter – er war beim 60jährigen Jubiläum des FSV Höhenrain) eine gemeinsame Resolution.

Und noch etwas: Auch die natürlichen Grundwasserspeicher zur Trinkwasserversorgung von Starnberg, Gilching und Oberpfaffenhofen würden durch eine Ausweitung des Flughafens belastet, wenn nicht sogar bedroht.”

Kommentieren (2)

  1. aviator
    22. Juli 2008 um 20:55

    Nix für ungut – aber die Flugplatzgegnerdemo in Wessling war nichts anderes als der Versuch, fehlende Logik durch einen inszenierten “Mehrheitsentscheid mit Happening-Charakter” zu ersetzen. Die Gegner der Betriebserweiterung arbeiten im Wesentlichen mit Falschaussagen und Tatsachenverdrehungen. Die Staatsregierung will den Sonderflughafen retten und dessen Bestand langfristig sichern. Dafür hat sie ein Konzept entwickelt und auf den Weg gebracht. Zum jetzigen Zeitpunkt darf sich die Politik deswegen nicht einmischen, weil es sich bei der Bearbeitung des EDMO-Antrags um einen Verwaltungsvorgang handelt, den eine eventuelle Beeinflussung durch politische Vorgaben juristisch angreifbar machen würde. Wenn Frau Emmerling schon Vokabular wie “dummdreist” verwendet, dann trifft das wohl eher auf Ihre eigenen Bemerkungen zu 😉

    Die Flugplatzgegner haben kein Konzept und vor allen Dingen keine Problemlösungsstrategie. Die sagen einfach “Nein”, und nachdem das einerseits keine Lösung darstellt und andererseits auch so einfach nicht funktioniert, werden sie massiv. Es hilft aber nichts: Auch die Flugplatzgegner müssen sich in die Lage der EDMO GmbH versetzen und deren Problem (drohende Einstellung des Flugbetriebs wegen anhaltender Verluste) zur Kenntnis nehmen und entsprechende Schlüsse daraus ziehen. Genau das vermeiden sie aber konsequent und versuchen durch grossangelegte Desinformationskampagnen davon abzulenken.

    Nachdem die Presse den ganzen Flugplatzgegnerunsinn auch noch weitgehend kritik – und kommentarlos verbreitet, benutzen sie das, um die Lokalpolitiker in Geiselhaft zu nehmen. Die wiederum dürfen dann nichts anderes mehr sagen, weil sie sonst vom Gegnermob gnadenlos zur Strecke gebracht werden. Um von ihrer eigenen Ohnmacht abzulenken, zünden die Volksvertreter dann allerlei folgenlose Nebelkerzen und verbrennen nebenbei die von ihren Bürgern muehsam verdienten Steuergelder mit sinnfreien Gutachten und aussichtslosen Gerichtsverfahren.

    Unter den bisherigen Voraussetzungen besteht die ernstzunehmende Gefahr, daß sich die EADS in absehbarer Zeit dazu gezwungen sieht, den Flugbetrieb in Oberpfaffenhofen einstellen zu müssen. Dies kann von einem Tag auf den anderen durch eine Entscheidung der EADS-Führung erfolgen. Als Sonderflughafen ohne Betriebspflicht endet der Flugbetrieb am selben Tag, an dem die Zulassung seitens des Betreibers zurückgegeben wird. Ein darauf gegebenenfalls folgender Antrag auf eine neue Betriebsgenehmigung würde hingegen wie die Neuanlage eines Flugplatzes behandelt und wäre nicht mehr durchsetzbar. Die zwangsläufige Folge der Einstellung des Flugbetriebs wäre daher, daß die darauf angewiesenen Unternehmen (RUAG Aerospace Service GmbH, 328 Support Services GmbH, Flugbetrieb des DLR sowie einige weitere kleinere Unternehmen, insgesamt ca. 1500 Arbeitsplätze) den Standort Oberpfaffenhofen in kürzester Zeit verlassen müßten.

    Davon extrem betroffen wären auch zwei Unternehmen aus der Gemeinde Berg, für eines der beiden in existenzbedrohendem Ausmaß!

    Michael Stock, Farchach

    • quh
      22. Juli 2008 um 22:39

      Vielen Dank… … für diesen Beitrag! Vielleicht werden hier auch einige Argumente der Bürgergemeinschaft, die heute in der Sitzung versehentlich nicht vorlagen, öffentlich. Wir stellen sie hiermit gerne zur Diskussion!