Dr. Johann Bernhard Aloys von Gudden (1824 – 1886), einer der bekanntesten Psychiater seiner Zeit und die zweitbekannteste Wasserleiche des Starnberger Sees.
Leider nicht in Berg, sondern im Kloster Benediktbeuren wird heute eine Ausstellung über ihn eröffnet. Der Brauereibesitzersohn Dr. Bernhard von Gudden verfasste am 8. Juni 1886 das umstrittene Gutachten über die “Geisteskrankheit” von König Ludwig II und ertrank – soviel ist sicher – fünf Tage später zusammen mit seinem Untersuchungsobjekt im Starnberger See (damals Würmsee). Wir haben aus diesem Anlass den größten bayerischen Krimi in Bildern rekonstruiert.
Brachte die Ereignisse in Rollen: Das ärztliche Gutachten vom 8. Juni 1886
13. Juni; 18 Uhr 35: “Es darf kein Pfleger mitgehen.” Dr. Gudden bedeutet dem Pfleger Mauder bei seinem Spaziergang mit dem König, zurückzubleiben. Das Gegenteil war vorgeschrieben. Der Arzt geht links vom König.
Der Arzt und der entmachtete König haben Mäntel und Schirme dabei. “Das Wetter ist schlecht, regnerisch und ziemlich windig“, notiert der Hofkoch Theodor Hierneis, der das Abendessen vorbereitet: “Kraftbrühe, ein Omelette mit Bries und Brathuhn mit Spargelsalat, abschließend Aprikosenkompott“. Währenddessen wandelt das ungleiche Pärchen im Schlossgarten Richtung Süden. Was an dem Abend weiter passiert, ist bis heute nicht ganz gesichert.
18 Uhr 50: Der König entledigt sich seines Mantels und seines Schirms … wahrscheinlich ist er – eventuell um zu flüchten – ins Wasser des Sees gerannt. Auf dem See waren den ganzen Tag trotz des schlechten Wetters Boote zu sehen. Sein Arzt könnte ihm – mit Mantel – gefolgt sein. (Das Bild gibt die Kleidungsstücke falsch wieder)
18 Uhr 53 und 40 Sekunden (oder 19 Uhr 24): die Uhr des Königs bleibt stehen. Pfleger Mauder hatte allerdings beobachtet, dass sie 30 Minuten nachging. Kam es zum Kampf zwischen dem 1,91 Meter großen, 2 Zentner schweren, alkoholisierten Ludwig II und seinem erheblich kleineren, 62-jährigen Leibarzt? – Auf der rechten Stirn des Arztes findet sich jedenfalls später ein blauer Fleck, der von einem Faustschlag stammen könnte. Sein Hut ist zerknüllt. Wie Ludwig und Gudden ums Leben kommen, ist unklar.
20 Uhr 06 und 25 Sekunden: die Uhr von Dr. Gudden bleibt infolge des Eindringens von Wasser stehen. Die diensthabenden Gendarmen Lauterbach, Klier und Lechl haben bereits mit der Suche nach den im Schloss Berg Vermissten begonnen.
In den folgenden Stunden beginnen alle verfügbaren Personen den Ex-König und seinen Arzt zu suchen. An der Südseite des Parks finden sich Wagenspuren. Um 22 Uhr 30 gibt es ein erstes Telegramm von Berg nach München: “Seine Majestät um ½ 7 mit Medizinalrat Dr. von Gudden im Park spazieren gegangen und bis zur Stunde nicht zurück. … Bitte um weitere Befehle.” – Kurz darauf werden – ineinander steckend – der Mantel und das Jackett des Königs sowie sein Schirm und Hut im Wasser des Sees gefunden.
23 Uhr 10: Der “Leibfischer” des Königs, Jacob Lidl, findet zusammen mit dem Schlossverwalter Huber und dem Nervenarzt Dr. Müller die im See treibenden Leichen. Der Ex-König im Hemd. Die völlig bekleidete Leiche Guddens treibt “eine Tischlänge” dahinter.
24 Uhr: Nach langen Wiederbelebungsversuchen stellt Dr. Franz Carl Müller amtlich den Tod fest.
Die minütliche Rekonstruktion der letzten Tage von Ludwig II entnahmen wir dem grandiosen, faktenreichen Buch: “Ludwig II. – Die letzten Tage des Königs von Bayern” von Alfons Schweiggert und Erich Adami, München-Verlag. Jetzt schon ein Standardwerk!
Ein Portrait von Bernhard von Gudden findet sich im QUH-Blog hier:
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Die abenteuerliche Geschichte um den Berger Fischer Lidl hier:
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