Zu den Mücken

Es war DAS Aufregerthema des Jahres: die Mückenplage in der Gemeinde. Eine Petition wurde gestartet, um den Bürgermeister und den Gemeinderat zu bewegen, etwas gegen die Überschwemmungsmücken zu unternehmen. Über 1000 Personen unterschrieben, Tigermücken wurden fotografiert, Fernsehteams rollten an, Radiointerviews wurden gegeben – und nun war es soweit. Am Dienstagabend trat der Ausschuss für nachhaltige Entwicklung in der Gemeinde Berg  zusammen, um über etwaige Maßnahmen zu beschließen. Allein:  Man blieb unter sich. Bei der öffentlichen Sitzung fand sich kein einziger Gast ein.

Mücken in der CO2-Falle (Foto: Sabine Öchsel)

Wären Gäste dagewesen, sie wären nicht sonderlich erbaut von dannen gezogen – denn die Gemeinde hat kaum Möglichkeiten, etwas gegen die Mücken zu unternehmen. Klimaschutzmanagerin Sebastiana Henkelmann hatte sich umfassend informiert und berichtete von den Ergebnissen ihrer Recherche  bei der KABS e.V. (Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V.), beim Bund Naturschutz, bei anderen Gemeinden und von den Erfahrungen mit den CO2-Mückenfallen.

Grundsätzlich sieht es so aus: Für eine Bekämpfung mit b.t.i. (Bacillus thuringiensis israelensis), einem proteinproduzierenden Bakterium, das toxisch auf Stechmücken wirkt (allerdings auch auf die nicht stechenden Zuckmücken, die wiederum die Nahrungsgrundlage für diverse Fische, Vögel, Fledermäuse, Libellen und Amphibien sind), gelten bestimmte Voraussetzungen. GR Stefferl und Graf sprachen sich prinzipiell gegen einen Einsatz aus.

Zunächst müssen die Brutstätten “exakt kartiert” (“Die Natur ist nicht exakt”, kommentierte 3. Bgm. Link) und die Stechmückenarten erfasst werden. Falls es sich um Gebiete im Landschaftsschutz handelt, müssen Anträge bei den zuständigen Behörden gestellt werden – das wäre bei uns der Fall. 2017 wurde bereits ein Angebot zur Kartierung rund um Höhenrain eingeholt und aus Kostengründen abgelehnt – mit den zusätzlichen Flächen in Allmannshausen und Sibichhausen würde man auf Kosten von geschätzt 40-50.000 € kommen.

Im Überflutungsfall hat man nach dem festgestellten Besatz von Stechmückenlarven 7 Zage Zeit, b.t.i. auszubringen – entweder zu Fuß mit Spray oder Tabletten oder als Eisgranulat mit dem Helikopter. Auf Privatflächen allerdings nicht ohne Erlaubnis der Grundbesitzer – und in Schutzgebieten auch nicht ohne eine bestehende Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung, die das Landratsamt bisher als nicht gegeben ansah. Nur bei einem Gesundheitsnotstand ändern sich alle Bedingungen – ansonsten sind die Maßnahmen schlichtweg nicht möglich.

GR Kalinke berichtete von vermehrten Krankheitsfällen in seiner Firma und schlug vor, einen künstlichen Fischweiher im Überschwemmungsgebiet anzulegen und Fische einzusetzen, die die Larven fressen würden. GR Graf gab zu bedenken, dass ein solcher Teich im Überschwemmungsfall überlaufen würde, und beim Ablassen des Wassers lägen dann überall tote Fische.  Bgm Steigenberger berichtete, dass es im Teich in der alten Kiesgrube auch Fische gebe, dort die Mückenbelastung aber mit am größten sei.

GR Sewald sprach sich dafür aus, rechtzeitig zu handeln und bereits jetzt eine Kartierung durchzuführen sowie die Mittel dafür bereitszustellen, um im Gafahrenfall vorbereitet zu sein. “Der Bund Naturschutz findet es besser, wenn wir uns mit Chemie einschmieren. Aber das Problem ist nicht natürlich, es ist hausgemacht.” Er ist sich sicher, dass die Mückenvermehrung am Überschwemmungsbecken liegt.

Auch eine neue technische Überprüfung des Stauwehrs wurde von GR Machnik angeregt, um die Ablassgeschwindigkeit eventuell besser kontrollieren zu können. Der Versuch, einen weiter südlich gelegenen Schieber zu öffnen, führte nur zu einer weiteren Staufläche.

Was bleibt? “Hilfe zur Selbsthilfe”, lautete die Antwort aus dem Rathaus. Tests mit CO2-Fallen zeigten eine gewisse Wirkung (auch mit Eching wurde Rücksprache gehalten), das Aufstellen in Kindergärten sei aber schwierig. Man will Bezugsquellen von Repellents, Tischgeräten, b.t.i. und Fallen auflisten – “dann wird es vielleicht wieder aushaltbar”. GR Machnik regte an, den Petitenten anzubieten, Arbeitsgruppen zu gründen, die in freigegebenen Tümpeln b.t.i. ausbringen könnten.

GR Streitberger konstatierte, dass die zweite Mückenwelle – obwohl die Bedingungen eigentlich ideal waren – ausgeblieben sei – “Wir hätten den Mücken Namen geben können, so wenige waren es.” Als es um die (fehlenden) natürlichen Fressfeinde ging, meinte GR Sewald: “Da wird die Fledermaus eher von den Mücken gefressen!”

Das Thema ist bisher nicht abschließend behandelt, es wurde nur diskutiert und wird dem Gemeinderat noch einmal zum Beschluss vorgelegt.

 

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