Selten wurde ein Bauprojekt gleichzeitig so vehement abgelehnt und befürwortet wie das Wohnzentrum Osterfeld. 30 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen werden hier vom Verband Wohnen auf Berger Flur gebaut. Alle Wohnungen sind barrierefrei erreichbar, drei Wohnungen sind rollstuhlgerecht. Heute wurde das Richtfest gefeiert.
Im Flug
Am heutigen Vormittag versammelten sich Personen aus der Politik, dem Verband Wohnen, vom Architekturbüro Grassinger Emrich, diversen Gewerken sowie der Nachbarschaft. Es gab freudige Grußworte und eine Führung durch den Rohbau. Und Schnitzel von der Metzgerei Wittur.
Hier soll eine Grünanlage im Innenhof entstehen
Nachdem Andreas Oberhofer begrüßt und auch für die Förderung durch den Freistaat Bayern gedankt hatte, sprach Landrat Stefan Frey das “Dilemma” bei allen Entscheidungen, auch bei diesem “ganz wichtigen Projekt im Landkreis ” an. Er betonte gleichzeitig, wie wichtig geförderter Wohnraum sei – im Landkreis stünden derzeit 300 Personen auf einer Warteliste – und dankte den Nachbarn. Architekt Hinrich Böttcher wies auf den auch baulich (durch die Anlage des Innenhofs) geförderten Aspekt der Gemeinschaft hin – eine gute Nachbarschaft sei “in diesen Zeiten wichtiger denn je”.
Andreas Oberhofer, Geschäftsführer Verband Wohnen, Hinrich Böttcher, Grassinger Emrich Architekten, Bgm. Rupert Steigenberger
Rupert Steigenberger ließ die Geschichte des Baus noch einmal Revue passieren. Baubeginn sei zwar im Juni 2023 gewesen, beantragt wurde der Bau aber bereits 2016, damals noch unter Bürgermeister Rupert Monn. 2017 gab es den Aufstellungsbeschluss und das VGV-Verfahren. Der Gemeinderat hatte bei der Vorlage des Entwurfs einiges anzumerken, was von Büro Grassinger Emrich noch eingearbeitet wurde. Wir schrieben im September 2018: “Alle Anregungen für den im April vorgestellten Entwurf wurden in Zusammenarbeit mit dem Planungsbüro Skorka eingearbeitet. Es ging primär um die städtebauliche Konfiguration – also um die Situierung der Gebäude, und weniger um Gestaltung und Landschaftsarchitektur. Die Gebäude wurden so verschoben, dass ein Hof entsteht. Eine Durchwegung wurde vorgesehen, das Bestandsgrün wird erhalten, Holzelemente wurden in die Fassade integriert, Dachüberstände wurden geplant, großflächige Abgrabungen wird es nun nicht geben. Allein der Blick von der Kapelle in die Natur war nicht zu realisieren. Der überarbeitete Entwurf wurde gebilligt.”
Die Besichtigung der Innenräume, rechts im Bild Landrat Stefan Fey
2019 wurde der Bebauungsplan ausgelegt. 2020 regte sich dann erstmals Widerstand. Ein Bürgerbegehren wurde angekündigt, aber letztlich dann doch nicht eingereicht. “Ich hoffe, alle haben eingesehen, wie dringend der Wohnraum benötigt wird”, so Bgm. Steigenberger. Der Bau wurde dadurch allerdings verzögert, dazu kamen nach Corona noch die Energieverteuerung und Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg, was die Baupreissituation zuspitzte. Auch die Zinsen stiegen – die Gemeinde Berg gewährte daher dem Verband Wohnen ein zinsverbilligtes Darlehen in Höhe von 1 Mio EUR. Einsparungen wurden nötig, so ist nun etwa ein Gebäudeteil nicht unterkellert. Pro Wohnung wurde nur ein Stellplatz geplant. Geheizt wird mit einer Holzpelletheizung.
In diesem Jahr sollen noch die Kriterien für das Punktesystem für die Vergabe der Wohnungen definiert werden, sodass eine Bewerbung wahrscheinlich im Frühjahr 2025 möglich sein wird. Ab Oktober 2025 können – nach Plan – die Wohnungen bezogen werden.
Mit Glück bekommt man eine Wohnung mit diesem Blick auf das Hälsbachtal, die Windräder, die Obstbaumallee und Steffe Mairs Bankerl – hier allerdings noch mit Containern
Rupert Steigenberger, seines Zeichens Architekt, gab dem Publikum noch auf den Weg: “Bitte bilden Sie sich erst eine Meinung, wenn auch die Außenanlagen fertig sind!”