Die gleiche Prozedur wie jedes Jahr

Vor einem Jahr habe ich unter dem Titel “Nah am Paradies” einen Artikel geschrieben, der heute, ein Jahr und einen Tag später, merkwürdigerweise immer noch Wort für Wort wahr ist, weil erstens große Kunst nicht vergeht und zweitens es zur Heiligkeit dieses Rituals gehört, dass es jedes Jahr wieder stattfindet. Letztes Jahr fand das Konzert um das es geht, ohne uns statt. Ich weiß nicht mehr wieso, nur dass ich das Konzert fluchend verpasste. Dieses Jahr bekomme ich eine neue Chance, allerdings muss die stets Musik-versessene-QUH-Fraktion erst in die heutige Gemeinderatssitzung ( http://www.gemeinde-berg.de/index.php?id=11,30&dbstart=0&year=12.10.2010&detailevent=1095)… aber die 7 Tagesordnungspunkte bringen wir dann eben schnell und konzentriert hinter uns, weil wir runter nach Leoni müssen … und damit schalten wir um zu dem alten QUH-Artikel:

“Bevor Sie weiterlesen, eine Handlungsanweisung: Klicken Sie bitte zunächst sofort hier das Stück “Light in the dark” an, dann hören Sie zwei Momente ganz still zu und Sie werden wissen, wieso ich jetzt gleich etwas unkritisch schwärmen muß.


Die Herren Claudio Roditi, Klaus Ignatzek & Jean-Louis Rassinfosse beim Herstellen von purer Schönheit

Ok, Sie haben es erkannt, es geht um Jazz. Weltklassejazz. Dargeboten in einer kleinen Hütte. Drunten in Leoni. In der Werft vom Ernstl Simmerding, der einmal im Jahr zum Ende der Saison seine Bude leerräumt, weil er den Jazz liebt und weil er es bequemer findet, sich die Welt in die Hütte zu laden, als sich hinaus in die Welt zu begeben. Und also wird der Ernst wieder ein Klavier für Klaus Ignatzek in seine Werft gestellt haben. Der belgische Bär am Bass mit Namen Rassinfosse wird dahinter seinen kleinen Verstärker aufgebaut haben und der südamerikanische Trompeter Claudio Roditi wird rechts stehen und mit breitem Lächeln und dunklen Augen für alle anwesenden Damen seine sanften Bossa Nova Solos blasen. Klaus Ignatzek wird auf seine ruhige Art den Abend leiten. Rassinfosses Bass ist dabei mehr ein Melodie- als ein Rhythmusinstrument. Einen Schlagzeuger brauchen die drei nicht, er würde nur ihre dreistimmige Melancholie stören.

Und damit zur unkritischen Schwärmerei: Als ich vor mehr als einem Jahrzehnt erstmals zufällig in dieses herbstliche Juwel eines Konzertes am vermeintlich falschen Platz stolperte, wußte ich: dieser Flecken Welt, auf dem wir hier leben und der es schafft, im Geheimen solch kleine Wunderwerke zu sich herzuholen, muß ganz nah am Paradies gelegen sein. … Und also werden wir nach dem Konzert hinaustreten, auf den dunklen See blicken, die Nacht wird wunderbar sein und die Musiker werden packen, weil Sie auf ihrer Europatournee von hier unten aus der kleinen Hütte in Leoni weiterziehen müssen auf die großen Bühnen und Jazzfestivals (http://www.klausignatzek.de )”

Wer es überprüfen will, den alten Artikel finden sie unter: /?p=3548/ . Auch die Jahre zuvor haben wir schon auf dieses Konzert hingeweisen. Vgl.: /?p=4501 oder /?p=4043

Nein, es ist nicht die Vergänglichkeit, die uns jetzt immergleich anweht, sondern das ewig Wahre.