Der Ortsrand einer Gemeinde liegt städtebaulich und planerisch besonders im Fokus von Politik und Bürgern. Hier präsentiert sich eine Gemeinde. Eine kleine, ernüchternd katastrophale Ortsrundfahrt.
Ich war mal eine Wiese: Der Pleitegeier über der Fehlplanung in Berg
Für fast 50 Millionen Euro wollte der Investor Euroboden (Selbstauskunft: “Wir sind die Guten”) 24 Reihenhäuser am südlichen Ortsrand von Berg verkaufen. Weder gute Ratschläge des Bürgermeisters, der anmahnte, dass in Berg eher kleine altengerechte Wohneinheiten gebraucht würden, noch die Ablehnungen des Gemeinderates gegen das direkt am Landschaftsschutz gebaute Irrsinnsprojekt halfen. Das Landratsamt war begeistert und machte in seiner Zeitschrift sogar noch unbezahlt Werbung für das Bauvorhaben mit 3,2m schmalen Reihenhausscheibchen. Es half nichts: Nicht einen Käufer hat der Investor gefunden. Die Firma ging im August bekanntermaßen pleite. Kurz vor Fertigstellung übernahm der Insolvenzverwalter, der bis heute keinerlei bekannt gewordenen Erfolg bei der Weiterverwertung der Bauruine vermelden kann. Seit Ende Oktober ist das Insolvenzverfahren offiziell eröffnet. Auch die Anleihen, die der Investor in den Jahren 2919 & 2020 für 92 Millionen Euro ausgegeben hatte, wurden, weil nahezu wertlos, inzwischen von der Börse genommen. Das Geld ist weg.
Im Volksmund “Schießscharten von Berg” genannt
“Nun würden alle Vorhaben verkauft, teilt die Kanzlei mit.”, vermeldete vor ein paar Tagen die “Immobilienzeitung” über Euroboden. Dazu habe man sich bis Ende 2024 Zeit gegeben. https://www.iz.de/unternehmen/news/-entwickler-euroboden-wird-2024-abgewickelt-2000020979. Weiter heißt es: “Oliver Schartl, der Insolvenzverwalter von Euroboden, hat mit der “bestmöglichen Verwertung der Immobilien im Interesse der jeweiligen Gläubigergruppen” begonnen. Mit reduzierter Mannschaft wird der Geschäftsbetrieb zunächst bis Ende 2024 aufrecht erhalten, manches Vorhaben wird fertiggestellt.”
Ob das auch für die Berger Bauruine gilt? – Derzeit wird dort nicht gebaut. Anders als in einem anderen Landschaftsschutzgebiet an der westlichen Ortsgrenze zwischen Aufkirchen und Aufhausen, die gerade zum Verschwinden gebracht wird.
So wird es nie mehr sein: Früher eine mit Recht geschützte Landschaft …
Hier an der Osterfelderstraße, wo der “Verband Wohnen” auf einem für 1 symbolischen Euro von der Gemeinde gepachteten Grundstück im Landschaftsschutzgebiet für den sozialen Wohnungsbau baut, ist keine Insolvenz zu befürchten. Die Landschaftszerstörung ist auch hier unaufhaltbar. Langsam kann man ermessen, wie total hier die Landschaft vernichtet wurde. Vor das Isartal wird sich ein dreistöckiger totaler Riegel erheben. Genießen sie noch ein letztes Mal den Blick.
-… heute Landschaftszerstörung: Das ist nur das Kellergeschoß … darüber kommen 3 Geschosse plus Dach
Kein Horizont zu sehen: Entwurf © Grassinger Emrich Architekten
Wie aus Hohn wurde ironischerweise das alte Verkehrsschild “Landschaftsschutzgebiet” noch nicht versetzt, das genau zeigt, welche planerische Sünde hier begangen und welche Kröte für den sozialen Wohnungsbau geschluckt wurde: Eine Bürgerbegehren gegen das Projekt fand damals nicht genug Unterstützer. Bis Sommer 2025 sollen hier 30 Wohnungen entstehen.
Der Baukran im Landschaftsschutzgebiet
Und wo bleibt das Positive? Das steht am nördlichen Ortsrand von Berg. Das neue Rathaus, dessen Dimensionen jetzt sichtbar sind, duckt sich geradezu vornehm vor der Umgebung und ist so plaziert, dass es die Heimkommenden mit “offenen Armen” empfängt.
Vornehm und dezent: das neue Berger Rathaus
Auch die Bauarbeiten gehen hier an der Nordgrenze von Berg seit der etwas verspäteten Anlieferung von Gerüst und Holz zügig voran. Im Frühjahr 2024 könnte Richtfest sein. Der Einzugstermin Ende des Jahres läßt sich vielleicht trotzdem nicht halten. Einen Mangel hat das Rathaus, den die QUH schon im Entwurf bemängelte: Ausgerechnet die Stirnseiten des dreiflügeligen Gebäudes sind bis auf ein kleine Fenster geschlossen und wirken deshalb nicht so einladend wie das restliche Gebäude. Aber das ist Klagen auf einem hohem, architektonischen Niveau, das sich sonst so selten in de Gemeinde findet.
Hinter dieser Fassade befindet sich im ersten Stock der neue Sitzungssaal des Berger Rathauses.