Ein dickes Ding – ganze zwei Stunden der etwa dreistündigen Gemeinderatssitzung nahm heute die Zusammenfassung der Vorplanung des Rathausneubaus ein. Zentrale Themen waren die Einsparungen bei der Tiefgarage und die Errichtung der benötigten Stellplätze.
Der Entwurf des Büros Beer Bembé Dellinger
Wir erinnern uns: Im VgV-Verfahren hatte man sich bekanntlich für den Entwurf des Architekturbüros Beer Bembé Dellinger entschieden. Ein Arbeitskreis wurde gebildet – bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderats und der Verwaltung sowie den Planern aus den unterschiedlichen Sparten. In mehreren nicht-öffentlichen Sitzungen wurden wichtige anstehende Entscheidungen bezüglich Ästhetik, Nachhaltigkeit, Raumplanung, Grünplanung u.v.a.m. diskutiert und Empfehlungen für den Gemeinderat ausgesprochen, der dann abstimmte – zum Beispiel, dass ein Holztragwerk errichtet werden soll.
In der gestrigen Sitzung wurden die Ergebnisse der Vorplanung und die Kostenschätzung vorgestellt. Den Anfang machte Sebastian Dellinger mit der Architektur. Er zeigte Grundriss und Schnitte und erläuterte die Varianten der Stellplatz- und Tiefgaragenplanung.
Die Varianten
Die allererste Planung sah 29 Tiefgaragenplätze vor. Hier hatte der Arbeitskreis bereits den Rotstift angesetzt, sodass nun zwei Varianten abzustimmen waren. Der rot gekennzeichnete Bereich war aus Kostengründen gestrichen worden – aber man kam knapp – mit 10:8 Stimmen – überein, die Variante A mit vier zusätzlichen Plätzen zu bauen. Immerhin konnte man die Tiefgarage dadurch um ca. 185 m2 verkleinern. Hauptargument: Mehr Stellplätze auf dem eigenen Grundstück, die Plätze können nicht mehr nachträglich gebaut werden, und so besteht die Möglichkeit, an der Perchastraße eine Bushaltestelle direkt vor dem Rathaus einzurichten. Das überzeugte auch die QUH.
Was die QUH und auch die CSU nicht überzeugte, war die Diskussion um die vorhandenen Stellplätze des MTV Berg – warum man die nicht nutzen könne, fragten GR Kalinke und Hlavaty. Schließlich sei das LRA schon lange um eine Stellungnahme dazu gebeten worden. Der Platz sei zu weit entfernt, meinte Bgm. Steigenberger, die Erfahrung lehre, dass die Menschen auch kürzeste Fußwege scheuen und lieber im nahegelegenen Wohnbereich parken. Die Tiefgarage solle jedenfalls nur der Verwaltung und den Mieter*innen zur Verfügung stehen, nicht den Personen, die im Rathaus nur kurz etwas zu erledigen haben. Auch GR Sewald sprach sich für die strikte Einhaltung der Stellplatzsatzung ohne Doppelnutzung aus – die Gemeinde müsse mit gutem Beispiel vorangehen.
Sebastian Dellinger erläuterte noch die Eckpfeiler: Das Untergeschoss besteht aus Stahlbeton, ab Oberkante Gelände aus Holz. Das Gebäude erhält eine Fußbodenheizung, die Büros eine Fensterlüftung, der Strom wird durch eine PV-Anlage erzeugt. Geprüft werden soll noch die Batteriespeicherung von Strom sowie ein mögliches Betreibermodell für die Verpachtung von Anlagen auf der Dachfläche. Die Oberflächen von Dach, Böden, Decken, Dämmung sowie die Innenausstattung sind noch zu bestimmen.
Die Vorplanung Heizung/Lüftung/Sanitär fasste zusammen: Das Gebäude wird über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe (Tiefenbohrung erforderlich) geheizt/gekühlt, es erhält Fußbodenheizung und Kühlsegel sowie eine Lüftungsanlage für die Bereiche, die keine Büros sind. Die Warmwasserbereitung erfolgt dezentral über Durchlauferhitzer. Da eine Versickerung auf dem Grundstück nicht möglich ist, wird ein Regenrückhaltebecken geplant, das in den Tagwasserkanal einleitet.
Die Elektrotechnik sieht eine PV Anlage in Süd-Ost- und Süd-West-Richtung vor, Sicherheitsbeleuchtung, Ladesäulen, einen Aufzug, Brandschutzmaßnahmen, WLAN und vieles andere mehr. Auch die TG-Rampe muss wohl geheizt werden.
Für die Freianlagen sind zwei Grüninseln zur Straße hin geplant, mit Mitfahrer- und Wartebänken. Auch für Fahrräder und Mülltonnen ist gesorgt. Sogar für vier Fahnenmasten. Ein barrierefreier Ausbau mit Blinden-/Sehbehindertenleitsystem ist ebenfalls vorgesehen.
Für die Kostenschätzung lagen zunächst die Zahlen von 2017 zugrunde. Laut Index des Bayerischen Landesamts für Statistik mussten bis 2019 durch die Kostenentwicklung im Bausektor bereits 8,5 % aufgeschlagen werden, die indizierte Gesamtkostensteigerung von 2017 auf 2002 beträgt bereits 13,5 %. Hinzu kommen Mehrkosten wegen des nachteiligen Baugrunds (keine Versickerung), das Holztragwerk und die Kühlung – Mehrkosten aufgrund von Maßnahmen oder Ausgestaltungsoptionen, die über den Standard hinausgehen Die Kostenschätzung für die Grundausstattung hat sich daher von knapp 14,2 Mio € auf 15,16 Mio erhöht. Die Kosten können weiter steigen – ein Risikobudget von 500T € ist eingeplant. Baubeginn wird allerdings erst 2023 sein.
Das Thema Kunst am Bau wurde auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.
Und die anderen Tagesordnungspunkte schaffen wir hoffentlich morgen.