Wir erinnern uns: Im April riefen wir hier im QUH-Blog auf Anregung von Dr. Corinna Arndt und ihrem Mann David Africa in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchengemeinde Berg zu einer Spendenaktion für eine Suppenküche im südafrikanischen Manenberg auf. David Africas Schwester Gillian hatte es nach einer drastischen Reduzierung der staatlichen Schulspeisung nach der Schließung der Schulen selbst unternommen, zunächst in einer Großküche, dann in ihrer eigenen Küche Essen für mehrere hundert Schüler*innen zu kochen: https://quh-berg.de/berg-manenberg-ein-blick-nach-suedafrika/
Wir veröffentlichen sehr gerne den Bericht über die erfolgreiche Spendenaktion und die Situation in Manenberg.
Gillian beim Kochen der Schulspeisung
Update: Spendenaktion für die Suppenküche in Manenberg, Kapstadt
Es war Mitte April, als die Corona-Welle über Südafrika hereinbrach und der Berger David Africa begann, Spendengelder zu sammeln für eine Suppenküche in seinem Geburtsort, dem Kapstädter Stadtteil Manenberg.
Das ambitionierte Ziel waren 6000 Euro. Das sollte reichen, um 610 bedürftige Schulkinder der Manenberg Primary School einen Monat lang fünf Tage die Woche mit zwei warmen Mahlzeiten zu versorgen, nachdem die Schulspeisung zum Erliegen gekommen war. Eingegangen sind am Ende fast 8000 Euro auf dem Konto der Evangelischen Kirchengemeinde Berg, wofür allen Spendern herzlichst gedankt sei!
Was ist nun mit dem Geld passiert?
Mehr als 36.000 Mahlzeiten wurden bis heute unter einfachsten Bedingungen in der Küche von David Africas Schwester Gillian gekocht und verteilt. Gereicht hat das Geld damit viel länger als erwartet. Das hängt vor allem damit zusammen, dass nicht alles so gekommen ist wie gedacht:
Viele Grundschüler der Manenberg Primary School wohnten weiter weg als ursprünglich angenommen. Manche erhielten bereits Essen von anderen Suppenküchen in ihrer Nachbarschaft. Für viele andere wurde der Weg durch wieder aufflammende Bandenkriege zu gefährlich. Die Gesamtzahl der täglich zu versorgenden Kinder pendelte sich so bei etwa 250 ein.
Um selbst nicht ins Kreuzfeuer zu geraten, verlegte Gillian das tägliche Kochen vom Manenberg People’s Centre, der örtlichen NGO, in ihre eigene Küche. So bildete sich zweimal täglich eine Schlange vor ihrem Haus, die die halbe Straße hinunterreichte. Wer in die Gesichter der Eltern blickte, die sich dort mit ihren Jüngsten anstellten, der sah, wie viel Scham und Überwindung so etwas kostet. Für Gillian ist das seit Monaten das tägliche Gefühlschaos: Dankbarkeit für das, was sie tun kann – und der Schmerz darüber, dass es überhaupt getan werden muss.
Um Corona-Infektionen vorzubeugen, begann das Küchenteam bald, die Essensportionen zu verpacken und den Kindern direkt nach Hause zu liefern. Dafür stehen der Gruppe von vier Köchinnen mehrere junge Männer aus der Nachbarschaft zur Seite, die sich täglich zweimal auf den Weg machen.
Inzwischen haben die Frauen außerdem den Speiseplan noch einmal optimiert (weniger Fleisch, mehr vitaminreiches Obst und Gemüse). Das senkt die Kosten und erlaubt es, die Spendengelder noch länger zu strecken. Nach derzeitiger Prognose kommt das Projekt damit sogar noch gut über die nächsten zwei Monate und damit den südafrikanischen Winter.
Von Entspannung in der Corona-Situation kann am Kap leider keine Rede sein. Die Zahlen stabilisieren sich zwar derzeit in Südafrika, aber fast jeder kennt persönlich jemanden, der sich infiziert hat. Auch Gillians Familie hat es erwischt. Die Angst im Ort ist spürbar, denn anders als wir hier in Berg kann in Manenberg kaum jemand darauf hoffen, dass ihn im Notfall ein Rettungswagen verlässlich auf die Intensivstation bringen wird. Angehörige tun, was sie können. Ein zweiter landesweiter ‘Lockdown’ ist unwahrscheinlich angesichts der massiv leidendenWirtschaft. Inzwischen haben die Schulen wieder teilweise geöffnet, und damit greift auch die staatliche Schulspeisung an einigen Tagen wieder. Gekocht wird deshalb derzeit nur noch an drei Tagen in der Woche.
Gillian und ihre MitstreiterInnen hoffen, dass spätestens ab November wieder das einkehrt, was man in Manenberg ‘Normalität’ nennt.