Apfelbaiser und Hippie Couture: ein Nachruf auf das Café Frühtau

Am heutigen Sonntag hat das Café Frühtau den allerletzten Tag geöffnet. Bis 17 Uhr gehen noch die letzten Stücke über den Ladentisch, dann ist bis Ende Juli nur noch ausräumen und umziehen angesagt. Die Bergerin Petra Richter, Freundin und Stammkundin von Frühtau-Betreiberin Bettina Hofmann, schickte uns einen schönen Text.

Die allererste Postkarte des Café Frühtau

Bettina Hofmann war seit 2003 17 Jahre lang Chefin des Café Frühtau. Hofmann wurde in Schweinfurt in Unterfranken in eine Unternehmer- und Hoteliersfamilie geboren. Ab ihrem 12. Lebensjahr arbeitete sie im familieneigenen „Bio Hotel Sturm“ mit. Sie weiß um die harte Arbeit und den Fleiß, dessen es bedarf, einen Laden mit Café zu führen. Da geht es um mehr als Seide, Kaschmir und Latte Art.

Wie das Leben so spielt, musste Hofmann dreimal gen Berg ziehen, um endlich im Frühtau ihre berufliche Erfüllung zu finden. Schon beim ersten Mal Berg war sie  von dem mondänen Dorf im Süden Münchens, seiner königlich bayrischen Geschichte, König Ludwig II, Cousine Sisi und Oskar Maria Graf angetan. Doch ging es nochmal zurück an die Rhön, dann wieder nach Berg und schließlich noch nach Ibiza. Zum dritten Mal in Berg angekommen, gingen zwei der drei Kinder auf die hiesige  Munich International School, MIS, während die älteste Tochter bereits in London studierte.
Nun nahm Fergie, der temperamentvolle Irish Setter, das Schicksal der Hofmanns in die Hand. Fergie war gern in Berg unterwegs. Und Fergie wusste, wer es gut mit ihr meinte. So stellte Fergie die Frauen Hofmann und Maurer einander vor. Frau Maurer führte die kleine, feine Boutique am Maibaum und suchte eine Nachfolgerin. Das wurde Hofmann: individuell, glamourös, „edel Hippie“ aus feinstem Tuch. Seit 2003 heißt die Boutique „Frühtau“. Das war die Idee der 98-jährigen Großmutter einer Freundin, sie sang während der Namenssuche das Lied „Im Frühtau zu Berge.“ Inspiration für ihre Mode und Schätze fand Hofmann bis heute auf ihren Reisen. Das extravagante Frühtau war ein Geheimtipp am See. Fergie, der Irish Setter, und Hofmann hatten einfach den richtigen Riecher gehabt.
2004 kam das Café hinzu. Hoffmann verwöhnte ihre Gäste mit Hausgemachten der besonderen Art: Schokoladentarte, Käsekuchen und Apfelbaiser, feine Speisen von der Früh bis zum Aperitivo. Sie würzte die Spiegeleier immer mit ein bisschen Pfeffer, Paprika und Curry. Seit 2010 gab es auch vegane Speisen.

Für Feiern, Partys, die Tapas -Abende blieb das Café auch mal länger offen. Der Höhepunkt war die “Brasilianische Nacht” mit Samba und Bossa Nova. Das Fest war so berauschend, dass die brasilianischen Tänzerinnen wie die Prinzessinnen des Karnevals in Rio mit den Herren vom Stammtisch gegenüber auf der Straße tanzten.

Das Frühtau funktionierte auch als Kunstgalerie und Charity Zone bis zur Schließung.

Manchmal wünschte sich Hofmann, sieben Arme zu haben, um zwischen der Kaffeemaschine, der Ducale, dem Service und der Boutique zu funktionieren. Wenn’s schnell gehen musste, spülte sie auch mit ab. So stand sie als erfolgreiche Geschäftsfrau mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen des Frühtau, in Sneakers, die sind besser für den Rücken. Das Geheimnis des Erfolgs des CaféFrühtau liegt im Team, patent und verlässlich. Bettina Hofmann ist ein strenge, aber liebevolle Chefin. Sie glaubt an harte Arbeit, Konsequenz, Bildung und Erfolg.

Gäste und Kunden gab es viele. Hofmann konnte über all die Jahre viele Menschen kennenlernen und Menschenkenntnis sammeln. Das ist der Schatz, den sie mitnehmen wird. Im Frühtau wurde zwanglos geplaudert, daraus entstanden Gespräche und Ideen.

Das Motto war: „Come in and feel well. “ Denn nur wer sich wohlfühlen, kann gut handeln. So ist es klar, dass das Frühtau auch der eigentliche „Quhstall“ für die Berger „Quh“ war. Für zahlreiche Versammlungen öffnete Bettina eigens abends das Frühtau und bewirtete die QUH-Mitglieder liebevoll.

Hofmann gönnt sich nun eine wohlverdiente Pause. Sie bleibt am See und schwimmt auch täglich darin, easy-going, ganz entspannt und gemütlich, nicht zu sportlich. Hofmann freut sich aufs Reisen, vielleicht sogar das Fliegen, sie hat nämlich einen Flugschein, und vor allem freut sie sich auf Zeit mit ihren drei Kindern und drei Enkelkindern.  Zum Abschied FRÜHTAUS BEST:

APFELBAISER

Das Rezept:
Boden: 4 Eigelb, 200g Butter, 150g Zucker, 1Pckg Vanillezucker, 4EL Milch, 275g Mehl, 2TL Backpulver
Belag: 750g Äpfel, 1/2 Zitrone, 1/2TL Zimt
bei 180 Grad 25 Min backen
Baiser: 8 Eiweiß, 300g Zucker
bei 180 Grad 20 min backen

Vielen Dank für diesen Beitrag, Petra – und dir, liebe Bettina, wünschen wir auch im Namen der QUH alles alles Gute für die Zukunft!