Hochkonzentriert und effektiv hakten die Berger Gemeinderäte und die fünf Rätinnen die Tagesordnung ab … wartete jenseits des Sitzungssaales doch das WM-Halbfinale. Trotz dieses Weltereignisses waren bis auf zwei Räte (von denen einer dann doch beim Fußballschauen erwischt wurde) alle erschienen. Es gab eine kompakte Tagesordnung und eine Sensationsmeldung: einer der besten Gemeinderäte tritt im August zurück!
Wolfgang Reiser von der Bürgergemeinschaft ist einer der erfolgreichsten Berger Unternehmer, einer der größten Arbeitgeber der Gemeinde und ein origineller, meinungsstarker Kopf, der sich quer durch die Fraktionen in seinen Amtszeiten viel Respekt erworben hat, weil er stets pragmatische und vernünftige Lösungen vorzuschlagen hatte. Seine Vernunft, seine unternehmerische Expertise und sein taktisches Denken werden dem Rat fehlen.
Fröhlich nach dem Rücktritt: Rupert Steigenberger und Wolfgang Reiser (rechts) von der Bürgergemeinschaft nach ihrer vorletzten gemeinsamen Gemeinderatssitzung
Schon durch seinen hinteren Listenplatz hatte Wolfgang Reiser bei der letzten Gemeinderatswahl klar gemacht, dass er die Doppelbelastung als international arbeitender Unternehmer und lokal engagierter Politiker nicht unbedingt anstrebte. Dennoch wurde er mit den meisten Stimmen seiner Partei gewählt. Jetzt zog er die Konsequenz daraus, dass er beruflich bedingt öfters im Rat fehlen musste und reichte beim Bürgermeister seinen Rücktritt ein. Nachrücker auf der Liste der Bürgergemeinschaft wäre der Schreinermeister Rupert Pfisterer, der bereits Gemeinderatserfahung besitzt und ebenfalls wie Reiser aus Farchach stammt. Bislang hat er für das Ehrenamt allerdings noch nicht zugesagt. Er wäre – neben dem Bürgermeister und seinem Fraktionskollegen Steigenberger – der dritte Rupert im Rat.
Gegenüber dieser Sensationsmeldung verblasste das restliche Gemeinderatsgeschehen: BGM Monn verkündete, dass zum zweiten Mal in Folge ein neu gepflanzter Baum auf dem Gemeindegrundstück neben dem Hotel Schloss Berg “Opfer eines Anschlages” (wörtliches Zitat) geworden sei. Da scheint der Kampf um den Seeblick unter den noblen Seestraßenbewohnern zu toben. Welch Niedertracht.
Keine Sitzung ohne Neuigkeit vom Aufkirchener Müllhaus: GR Kalinke (QUH) regte an, dem Postwirt zu gestatten, zwei Parkplätze von der Gemeinde abzulösen, damit dieser sein Müllhaus an geeigneter Stelle errichten kann. BGM Monn zeigte sich von der Causa allerdings so entnervt, dass er keinerlei Verhandlungsbereitschaft bekundete. Derzeit gilt der Baustopp der Unteren Denkmalschutzbehörde.
Ansonsten ging es fast nur um Bauvorhaben am Sonnenhof, der Berger Boomtown schlechthin. Zumeist handelte es sich um übermäßig große Baukörper auf nicht unbedingt üppig bemessenen Grundstücken. Sie wurden – bis auf eines – allesamt vom Gemeinderat mit Verweis auf die Veränderungssperre, die auf dem Gebiet liegt, abgelehnt.
Noch konnte dieses überdimensionierte Neubauprojekt am Sonnenhof abgewehrt werden
Dass man am Sonnenhof durchaus bauen kann, wenn man es vernünftig anstellt und nicht nur versucht, mit Gerichtsverfahren gegen die Gemeinde das optimal an Rendite (und das Maximum an Ortsbildzerstörung) aus einem Grundstück herauszuholen, bewies eine Familie, die mit der Gemeinde einen städtebaulichen Vertrag geschlossen hat, in dem alle Ziele des Bebauungsplanes erfüllt werden … sie bekam als einzige vom Rat eine “Ausnahme von der Veränderungssperre” genehmigt … und jubelte laut und erleichtert, als sie den Ratssaal verließ.
Um 20 Uhr 15 waren alle beim Spiel.