Für Auto- und Motorradfahrer beginnen gefährliche Tage. Wir haben Mitte Juli. Von jetzt bis Mitte August befindet sich das Reh in der Brunft. Der Jäger Max Plötz beschreibt uns, was das bedeutet und was für Vorsichtsmaßnahmen man im Straßenverkehr ergreifen sollte.
Brunftzeit (Foto: Max Plötz)
Es ist wieder soweit – die Hormone spielen verrückt. Es liegt in der Luft: Die Rehgeiß ist paarungsbereit – aber eben noch nicht ganz. Der Rehbock spürt es ganz deutlich und hat jetzt richtig Stress. Einerseits muss er sich lästige Mitbewerber um die Dame seines Herzens vom Hals schaffen, andererseits darf er seine Chance für den richtigen Moment bei ihr nicht verpassen. ER treibt SIE, und sie, ganz Dame, lässt ihn zappeln und läuft erst mal weg. Da könnt ja jeder kommen. Nein, da muss sie sich erst ganz sicher sein. Oft tagelang muss er ihr nachlaufen – zuletzt immer im Kreis herum, bis sie stehenbleibt und ihn erhört.
Für so etwas Lapidares wie Straßenverkehr, haben die beiden in ihrer wachsenden Erregung keine Augen. Auch im Vorfeld, wenn sich die Rehböcke gegenseitig vertreiben, ignorieren sie die Straßen mitsamt ihrem Verkehr. „Ich krieg dich – aber dann!“ Die haben jetzt ganz andere Sorgen.
Drum Vorsicht in der Dämmerung – runter vom Gas. Gefährlich sind besonders Waldstücke oder Wiesen nach Maisfeldern. Orte, an denen man sie halt spät kommen sieht. Besonders warmes Wetter hat’s ihnen angetan. Je heißer die Nacht, desto wilder die Gefühle. Bitte denkt dran, wenn ein Reh über die Straße wechselt – es kommt fast immer ein zweites nach.
Was tun, wenn es trotzdem passiert?
Wenn es zeitlich noch locker geht, abblenden und kontrolliert, vorsichtig bremsen. Ansonsten die Spur halten und nicht versuchen ins Gelände auszuweichen. Nach der Kollision Warnblinker an und ruhig bleiben. Falls das Reh nicht sofort tot ist, wenn’s geht, sich merken, in welche Richtung es abgesprungen ist. Im Regelfall wird es den Kontakt mit einem Fahrzeug nicht überleben, es hat aber noch so viel Adrenalin im Blut, um zu flüchten. Die gemeldete Fluchtrichtung macht es dem Jäger später leichter, es zu suchen oder den Hund auf der Spur anzusetzen.
Als nächstes die Unfallstelle mit Warndreieck absichern. Ein Unfallopfer genügt. Unbedingt die Polizei verständigen. Die hat die Möglichkeit den zuständigen Revierpächter zu benachrichtigen und den Wildunfallbericht für die Versicherung zu schreiben.
Einfach weiterfahren, um sich die Warterei zu ersparen, ist keine gute Idee. Im Regelfall ist das Fahrzeug beschädigt und die Polizei klärt den Unfallflüchtigen auf. Das zieht eine empfindliche Strafe nach sich – und Geld von der Versicherung gibt’s auch nicht.Am besten: dran denken, Fuß vom Gas und besonnen fahren, damit alle Beteiligten gesund durch die kommenden vier Wochen kommen.
Max Plötz, Revier Berg
Danke für den Beitrag! Und danke an Andreas von Meyer zu Knonow, der ihn uns vermittelt hat!