Ein großer Tag, ein großes Fest – gestern wurden die vier Berger Windkraftanlagen offiziell eingeweiht. Das Wetter zeigte sich leider nicht so gnädig wie neulich beim Blick von ganz oben über die Alpen und den See. Trotzdem kamen die geladenen Gäste zahlreich – Kommanditisten, Vertreter aus Politik und Industrie, Pfarrer – und auch die Windkraftgegner fehlten nicht.
Der Blick von ganz oben (Foto: Bernhard Hirmer)
So schön wie auf dem Bild war das Wetter wie gesagt nicht. Wegen des Platzregens startete die Veranstaltung mit einer Stunde Verspätung. Für die Besucher war ein Shuttle vom MIS-Parkplatz in Buchhof zur WKA eingerichtet worden. Ein großes Festzelt erwartete die zahlreichen geladenen Festgäste, mit musikalischer Untermalung durch die Lüßbacher Blasmusik.
Das Festzelt
Bürgermeister Monn hatte als erster das Wort. Nach der Begrüßung der Gäste – Geistlichkeit, Bürgermeister und Vertreter der beteiligten Gemeinden, Kreisbaumeister Dr. Kühnel, Jurist Dr. Wust, Landratsabgeordnete Dr. Eiling-Hütig, Vertreter der Banken, der Landeshauptstadt München, der Bayerischen Staatsforsten, des Berger Gemeinderats und der Verwaltungsmitabeiter – ließ er die Geschichte des Projekts noch einmal Revue passieren.
Die Ansprache von Bürgermeister Monn
Im Jahr 2005 beschloss der Kreistag, man wolle bis 2035 energieautark sein. Ein ehrgeiziges Ansinnen. Der Berger Gemeinderat strebte in seinem Leitbild gar eine autarke Energieversorgung bis 2020 an. Innerlich habe Monn damals gelächelt, gesteht er – doch heute sei Berg die erste Gemeinde im Landkreis, die energieautark sei. In Berg wird nun mehr Energie erzeugt, als verbraucht wird – einschließlich Beleuchtung und Gewerbe. Schlaflose Nächte und viele Kämpfe hat es während des Projektverlaufs gegeben, und sogar Horst Seehofer, der nach Fukushima 1800 WKA in Bayern gefordert hatte, hatte Bgm. Monn einst die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: “Lassen Sie die Finger davon, Herr Bürgermeister, das wird nichts.” Nach zahlreichen Untersuchungen, Messungen, Gutachten, Klagen, Verhandlungen – während derer der gesamte Gemeinderat immer (bis auf zwei Stimmen) geschlossen hinter dem Projekt stand und der Bürgermeister trotz aller Widrigkeiten stets Rückgrat bewies – konnten die vier Windkraftanlagen gebaut und nun endlich gebührend gefeiert werden.
Grund zur Freude und großer Applaus von (fast) allen: Bürgermeister Monn und Ingenieur und Geschäftsführer Robert Sing
Wie zu erwarten war, freuten sich aber nicht alle. Noch bevor die Veranstaltung beginnen konnte, blockierten etwa 20 Windkraftgegner den Weg, so dass der Bus nicht wenden konnte.
Der Protest blieb nicht aus
Die Protestierenden, wie es hieß, zum Teil bekannte Gesichter, die von weither angereist kamen, kündeten auf Schildern von Krankheiten, Vogel- und Fledermausmord und von Profitgier. Die Begrüßung im Zelt wurde von lautem Getrommel von draußen begleitet. Bei der Segnung durch Pfarrer Franja und Pfarrer Habdank wurde Pfarrer Habdank sogar beschimpft: “Früher habt ihr Waffen gesegnet, heute Windräder.” Pfarrer Habdank entgegnete: “Wir segnen nur Menschen.” Es sei Zeit, den Streit beizulegen, nach vorne zu blicken und aufeinander zuzugehen.
In den Eingeweiden des Windrads
Nach dem Vaterunser wurde stilecht die Bayernhymne gespielt, und die Gäste konnte mit Mitarbeitern der Firma Enercon das Innere der Windkraftanlage besichtigen.
Durchgehalten: Robert Sing
Zum Abschluss präsentierte Herr Sing einen Rückblick auf die Historie des Projekts und bedankte sich bei sämtlichen Mitstreitern, insbesondere bei Bgm. Monn und dem Gemeinderat, bei dem geschäftsleitenden Beamten der Gemeinde Benjamin Bursic, bei Dr. Kühnel sowie bei seinen Mitarbeitern, unter denen vor allem Lukas Mas und die erst 28-jährige Projektleitern Pia Zordick hervorzuheben waren. Die Erleichterung über die gelungene Fertigstellung und die Beendigung der Querelen war ihm anzusehen – und man kann sich vorstellen, was es für ein Gefühl war, als er vor zwei Wochen gemeinsam mit Bgm. Monn oben auf der Nabe des Windrads ein Bier aus dem Rucksack packte und in die Berge schaute …
Bravo!
Jede der vier WKA wird voraussichtlich fast 7 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen und für 8,9 ct/kWh abliefern. Damit kann der gesamte Stromverbrauch von etwa Tausend Bürgern gedeckt werden. Also der Stromverbrauch daheim aber auch der auf jeden einzelnen von uns entfallende Stromverbrauch in der Wirtschaft und im Staat (Straßenbeleuchtung usw.)
Gut, dass Bürgermeister und Gemeinderäte diese Infrastrukturinvestition gewollt und verwirklicht haben!
Raimund Kamm
Dass ein evangelischer Pfarrer Windräder segnet, kann ich mir nicht vorstellen und es ist auch nachweislich falsch und muss korrigiert werden. Fragen Sie doch einmal bei Pfarrer Habdank nach, er wird Ihnen das bestätigen.
Den Kommentar von Herrn Kamm kann man nur verwundert zur Kenntnis nehmen. Eine falsche Behauptung “Damit kann der gesamte Stromverbrauch von etwa Tausend Bürgern gedeckt werden.” wird auch nicht durch stetige Wiederholung richtig, denn bei Windstille wird der Strombedarf von keinem einzigen Bürger gedeckt. Da muss dann auf die bösen Kohle- und Kernkraftwerke zurück gegriffen werden. Die Verwendung des Begriffs Jahresstromerzeugung zeugt schlichtweg von einem totalen Unverständnis des physikalischen Arbeitsbegriffes. Kein Wunder; die MINT-Fächer sind in Deutschland ja nicht mehr gefragt.
Zur Energiewende gab es heute u.a. das zu lesen:
“Als die Schildbürger bemerkten, dass sie beim Bau ihres neuen Rathauses die Fenster vergessen hatten, kamen sie bekanntlich auf die Idee, das Sonnenlicht in Eimern hineinzutragen. Diese Art von Optimismus legen derzeit auch die Architekten der deutschen Energiewende an den Tag, wie sich einem aktuellen Bericht der Bundesnetzagentur entnehmen lässt. Während ständig neue Windräder und Solaranlagen aufgestellt werden, fehlt es demnach fast überall an Kabeln, um den Strom dorthin zu leiten, wo er womöglich gebraucht würde.”
“Finanziell kann es den Betreibern der Anlage freilich egal sein, ob ihr Strom gebraucht wird oder nicht. Für jede Kilowattstunde bekommen sie eine Garantie-Vergütung, die weit über dem normalen Börsenpreis für Strom liegt. Und zwar selbst dann, wenn es sich um eine Kilowattstunde Strom handelt, die sie wegen Trudelbetriebs in Wahrheit gar nicht erzeugt haben, aber theoretisch hätten erzeugen können. Ein weiteres Schildbürger-Phänomen, dass in der Branche “Phantomstrom” genannt wird.
Die Kosten für Trudelbetrieb, Phantomstrom und ähnliche Streiche trägt der Verbraucher mit seiner Stromrechnung. Etwa 24 Milliarden Euro werden die Deutschen dieses Jahr für die Ökostromförderung ausgeben müssen. Das ist nicht viel weniger als die Summe, die der Staat an alle Hartz IV-Empfänger ausbezahlt. Mit dem Unterschied, dass von der Ökostromförderung keine armen Leute profitieren, sondern Grundbesitzer, Windparkbetreiber und Eigenheimbewohner mit Solardach.”
Ist doch schön, wenn sich eine kleine Gruppe auf Kosten der Allgemeinheit die Taschen vollstopfen kann!
Lieber Gast,
da haben Sie – mit Ihrem ersten Einwurf – recht. Der Segen galt in der Tat nicht den Windrädern, sondern den Menschen. Insofern ist Pfarrer Habdank zwar richtig zitiert, aber die Passage “Segnung der Windräder” ist falsch. Wird korrigiert!
Liebe QUH,
Ihre Einschränkung des Wahrheitsgehaltes auf den ersten Einwurf meines Kommentars müssen Sie schon mal erklären.
Oder glauben Sie wirklich, dass Windräder auch Strom erzeugen, wenn kein Wind weht? Dass ist dann höchstens der “Geisterstrom” den die Verbraucher teuer (zweithöchster Preis in Europa) bezahlen müssen, ohne dass sie ihn verbrauchen können. Gemeinhin nennt man sowas eigentlich Betrug aber in Deutschland heißt das EEG-Umlage.
Auch die Verwendung des Begriffs einer Jahresarbeitsleistung bei Strom ist angesichts der Tatsache, dass Strom eben keine Ware sondern eher eine Dienstleistung ist, ohne Aussagekraft. Wenden Sie doch den Begriff einmal auf die Jahresniederschlagsmenge an und erzählen dann den vom Hochwasser betroffenen, dass eine Dürre im Sommer das ja wieder ausgleicht. Die Jahresniederschlagsmenge ist schon in Ordnung. 😉
Integrale Werte von differentiellen Größen sind eben nur etwas für Politiker und andere MINT-ferne Menschen.
Die Änderung des EEG zeigt eigentlich nur, dass die Politik langsam merkt, wohin das Ganze führt und streut fleißig Puderzucker auf den Kuhfladen EEG. Aber es wird kein Kuchen; es bleibt das, was es ist. Sch…..!
Laut sagen traut sich das natürlich Keiner, da er sonst sofort politisch abgestraft wird.
Das sind nun also die Zahlen des ersten Jahres “Windpark Berg”.
Erste Ertragswerte des Berger Windparks:
Soll 2.177.705 € 24,5 Mio. kWh
Ist 1.790.000 € 20,8 Mio. kWh
Verlust 387.705 € 3,7 Mio. kWh -8,25%
Geplante Ausschüttung:
Soll 330.000 €
Ist 0 € auch wenn keine Ausschüttung erfolgt,
Verlust 57.705 € gibt es immer noch einen Verlust!
Mehr oder weniger genau das, was wir im Vorfeld immer gesagt haben und was durch windige Gutachten bestritten wurde.
Und der Grund dafür? 2016 war angeblich ein windschwaches Jahr! Ich prophezeie schon heute, dass 2017 und die Folgejahre ebenfalls windschwache Jahre werden.
Aber Hauptsache ist, dass die Trümmer da stehen und die Gegend verschandeln.
Alle vermeintlich “guten” Nachrichten zum Thema Windenergie in Berg hat die QUH sofort und ausführlich kommentiert. Kommen einmal reale und nicht so gute Nachrichten wie z.B. die Daten zum Ertrag im Jahr 2016, sieht man nichts dazu im QUH Blog.
Dazu wird lt. einem Artikel im Münchner Merkur auch noch als “gute Nachricht” die erhöhte Einspeisevergütung von 8,9 ct/KWh aufgeführt. Ja, toll, aber halt nur für die Windparkbetreiber!
Bezahlen tun es wieder die dummen Verbraucher und Steuerzahler.
Nein, nein – das ist in Arbeit und erscheint natürlich noch. Der Artikel ist nur aus Zeitgründen noch nicht erschienen. Wir sind dran!
Ich höre gerade, dass sich die günstigeren Baukosten u.a. durch Einsparung der Heizung der Rotorenblätter möglich war.
Fliegen mir demnächst bei der morgendlichen Fahrt zur Arbeit demnächst Eisbrocken um die Ohren?
😉 keine Sorge Herr Althof, angesichts der prophezeiten Klimaerwärmung, erübrigen sich doch Heizsysteme aller Art und damit wird auch viel CO2 eingespart. 😉
….. und sogar Horst Seehofer, der nach Fukushima 1800 WKA in Bayern gefordert hatte, hatte Bgm. Monn einst die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt: “Lassen Sie die Finger davon, Herr Bürgermeister, das wird nichts.” ……
Da hat der Herr Seehofer im Gegensatz zu unserem Gemeinderat wirklich Weitblick bewiesen.
Das Realitätsbewußtsein der Gemeinde Berg zeigt sich besonders eindrucksvoll beim Betrachten der Website, auf der man sich jetzt noch trotzig daran festklammert, daß die 10H-Regelung keine Bedeutung hätte und niemals Gesetz werden würde ……
Willkommen in der Realität 😉