Schon vor der offiziellen Eröffnung, zu der Bürgermeister am 8.8. geladen hat, kocht die Diskussion um die Berger Ortsdurchfahrt langsam hoch. Fast stündlich erreichen uns Zuschriften, die sich über die neue Verkehrssituation beschweren. Selbst das “Radio Alpenwelle” (92,0 MHz) bringt heute, Montag in seiner Morgenshow zum Thema ein Interview mit dem QUH-Vorsitzenden Ammer.
Die Berger Ortsdurchfahrt ohne Benutzer, aber mit einer Vision
Stellvertretend für viele Zuschriften mag hier die kundige Zuschrift des Farchacher Unfallanalytikers Herr M. Nabe stehen:
“Man muss sich das Potenzial der Durchfahrt anschauen. Ich fahre jeden Tag dort entlang und das, was auf den Fotos weiter unten zu sehen ist, ist nun mal der tägliche Zustand. Kommen wir zu den Unfällen, die ich schon in den vielen Jahren der Unfallanalytik bearbeitet habe. Es müssen bestimmte Faktoren zusammen kommen, dass es zu einem Unfall kommt. Klingt nicht einfach, ist aber schneller getan als gedacht.
Ein einfaches Beispiel. In einem ähnlichen Fall der Verkehrsführung parkte ein Pkw in der Parkbucht rechts am Fahrbahnrand. Ein Radfahrer fuhr an den parkenden Fahrzeugen links entlang. Der genervte Autofahrer konnte aufgrund des starken Verkehrs nicht aussteigen und nutzte aus seiner Sicht noch die „Lücke“ zum Radler, der aus seiner Einschätzung „weit entfernt“ war und öffnete die Tür. Reaktiv lenkte der Radler nach links, da er ja nicht wissen konnte, wie weit die Tür geöffnet wird. Von hinten kam ein Lkw und fuhr den ausweichenden Radler an, der noch an der Unfallstelle verstarb. Aus der Analyse ergab sich, dass sowohl der Radler als auch der Lkw-Fahrer zuvor einen ausreichenden Sicherheitsabstand einhielten. Der Autofahrer schätzte die Situation falsch ein. Bei den Sichtproben und Fahrversuchen war klar herauszuarbeiten, dass der Lkw-Fahrer den Radler schon zum Zeitpunkt des Ausweichbeginns nicht mehr sehen konnte, obwohl sich der Radler noch vor ihm befand. Ausweichen wäre für den Lkw aufgrund des Gegenverkehrs nicht möglich gewesen. In dem konkreten Fall wurde angeregt, die Parkbuchten zwischen Fahrbahn und Radweg zu legen. Die Beispiele lassen sich abendfüllend fortführen.
Im Ergebnis ist bei kluger Überlegung nur eine konstruktive Lösung für die Ortsdurchfahrt zu diskutieren. Nämlich, wie wird ein Gefahrenpotenzial vermieden. Hierfür kommt ein Radweg auf einer Seite für beide Richtungen in Betracht und zwar zwischen Parkbucht und Fußgängerweg, wie im Beispiel oben. Zwar müssen ein- und aussteigende Autofahrer auch geschützt werden, aber meist wird nur die Tür abgefahren.
Ein vermeidbarer Fehler bei der Planung liegt auch bei der notwendigen Überquerung der Fahrbahn für die Radfahrer in nördlicher Richtung. Aus zahlreichen Radfahrerunfällen kann man gerade bei Kindern und älteren Menschen ein zögerndes Überqueren als Unfallursache erkennen. Dabei reagierten die Autofahrer zwar nicht schlecht und leiteten bei Gefahrerkennung reaktiv eine Abwehrbremsung ein. Nur half dies nichts, da es durch die Fehleinschätzung und Unsicherheit sowie das Zögern zu tödlichen Unfällen oder schweren Verletzungen kam. Insofern ist eine sichere Überquerungsmöglichkeit genauso wichtig wie ein sicherer Radweg, insbesondere, wenn zu Spitzenzeiten das Verkehrsaufkommen groß ist. Aus meiner Sicht hätte die Ortsdurchfahrt aber besser so gestaltet werden können, dass eine Überquerung der Fahrbahn gar nicht erst erforderlich ist.”
Hoffen wir, dass es zu in Berg nie nie nie zu einem Unfall kommt. Die verantwortlichen Stellen haben allerdings das ihre dazu nicht getan.
“Hier sind momentan keine Inhalte vorhanden” – Selbstauskunft auf der Internetseite der Gemeinde Berg
Eine weitere Auswahl aus den teils hochkompetenten Zuschriften, die wir bekommen, finden Sie im Anhang.
Eine weitere Zuschrift im Wortlaut … so ist es ja jetzt auch gekommen. Nur dass es so schlimm kommt, hätte ich mir auch nicht vorgestellt.
Die Lastwagen und PKW`s rasieren in Richtung Percha bei der Apotheke Rau ja schon jetzt den Randstein (vorstehendes Eck – warum?), da passt auch ein dünner Radler nicht mehr dazwischen. Hoffentlich kommt kein Radfahrer auf die Idee, rechts auf dem neuen „Radweg“ in Richtung Percha zu fahren, ohne vorher die Ampel auf rot zu stellen. Sonst gnade ihm Gott im wahrsten Sinne des Wortes!
Von Richtung Percha kommend hast du zwei Möglichkeiten. Die Schlauen – und wie ich beobachtet habe, sehr viele – fahren vorsichtig? an der Sparkasse vorbei auf dem Gehweg weiter, riskieren lieber ein Bußgeld. Aber immer noch besser als am Ende vom schönen und breiten Geh/Radweg vom Etztal her kommend, auf den neuen Radweg zur Straße versetzt queren zu müssen. Da riskierst du immerhin dein Leben, da – wie mehrmals beobachtet – kein „Schwein“ mit seinem Auto einem Radfahrer Vortritt lässt. Und sollte doch einmal ein Radfahrer es wagen, parallel zum Auto auf den Radweg versetzt einzuschwenken, hat der Autofahrer nur die Möglichkeit scharf abzubremsen oder auf die andere Straßenseite auszuweichen und einen Gegenunfall zu produzieren, oder den Radfahrer zusammen zu stangeln. Alles hervorragende Perspektiven! Bin gespannt wann der erste Unfall passiert, hoffentlich geht es dann gut aus.
Wie ich meine, keine Glanzleistung des Straßenbauamtes Weilheim, dem Landratsamt und leider auch des Gemeinderates, wiewohl der sicherlich in diesem Falle keine Entscheidungsgewalt hatte. Wieder einmal hat der Gesetzesbuchstabe vor vernünftigem logischem Denken gesiegt.
Grüße
K.H.
Dipl. Bauing. (FH) für Hoch- und Tiefbau,
Ltd. Sicherheitsing. a. D. einer großen kommunalen Einrichtung
PS: Meine Meinung:
Um wirklich schwere Unfälle zu vermeiden dürfte man in dem gesamten neuen Straßenbereich nicht einmal nur auf 30 km/h begrenzen, sondern müßte auf „Radfahrergeschwindigkeit“, also etwa 20 km/h gehen!!
PPS: Die Lösung sehe ich für eine verkehrsberuhigte Zone als durchaus geeignet an, nicht jedoch für unsere sehr viel befahrene Durchgangsstraße, wo in der Regel mit 50-70 km/h gefahren wird, gerade wenn die Münchner vom Baden heimfahren, wenn ein Gewitter im Westen ansteht!
Geschwindigkeit der Radfahrer Genau da haben wir den Kern des Problems:
Die Geschwindigkeit der Radfahrer beträgt heute im Schnitt eben bereits über 20 km/h.
Begeisterte Hobbyradler schaffen heute mit den technisch aufgemöbelten Sportgeräten (und die werden immer mehr) locker einen 30er Schnitt.
Und ein Radler, der aus Richtung Starnberg kommt schafft hier auch schon mal 40km/h durch den Ort.
Diesen schnellen Radlern ist das Risiko auf einem gemischten Rad-/Fußweg zu groß, da langsame Radler und Fußgänger, geschweige denn Kinder oder aus Einfahrten herauskommende Fahrzeuge auf einen schnellen Radler nicht achten. – Auch hier gibt es ja genug Unfälle, die übrigens auch zugenommen haben.
Also was war die Konsequenz? Ein Sportradler hat geklagt, dass er als mündiger Verkehrsteilnehmer die Straße auch dann benutzen darf, wenn ein Radweg vorhanden ist, ohne eine Ordnungswidrigkeit zu begehen. – Und er bekam Recht vor dem Gericht.
Konsequenz: Es findet gerade ein Paradigmenwechsel statt, da sich die Rahmenbedingungen im Straßenverkehr durch die höhere Geschwindigkeit bei Fahrrädern ändern.
Das Problem dabei: Wir müssen uns erst umgewöhnen und mit der veränderten Situation umgehen lernen. Auch muss es ein durchgängiges System werden und nicht in einem einzelnen Bereich zur Anwendung kommen.
Das Problem an der Berger Ortsdurchfahrt ist eben, dass wir Jahrzehnte gelernt haben: Sicher ist es nur, wenn Fahrradfahrer vom motorisierten Verkehr getrennt werden. Und das haben wir jetzt in großen Teilen der Gemeinde geschafft. Und jetzt kommt die Rolle rückwärts, und die Fahrradfahrer müssen aufgrund ihrer höheren Geschwindigkeit wieder in den motorisierten Verkehr integriert werden, weil sie für Fussgänger und Kinder zu gefährlich werden.
Was bleibt? – Wir müssen uns, wie in fast allen Bereichen unserer Gesellschaft mit Änderungen abfinden und uns auf geänderte Rahmenbedingungen eben neu einstellen und das beste daraus machen.
Mindestbreiten eingehalten? Für diese Schutzstreifen gibt es empfohlene Breiten und Mindestbreiten:
– Regelbreite: 1,50 m, Mindestbreite 1,25 m
– Erforderlicher Sicherheitsabstand zu parkenden Kfz: 0,50 m, Mindestbreite 0,25 m
Es werden nur befahrbare Flächen eingerechnet, nicht die Kopfsteinabschlüsse zwischen Asphalt und Bordstein.
Ich habe mir die Streifen am Wochenende nochmals angesehen und habe Zweifel, dass diese Streifen überall den erforderlichen Mindestmaßen entsprechen, nicht zu reden von den großzügigeren empfohlenen Breiten. Gleichzeitig frage ich mich, ob bei unserem Verkehrsaufkommen zu Stoßzeiten das Konzept der Schutzstreifen überhaupt empfehlenswert ist; vermutlich wären Radfahrstreifen oder reguläre Radwege angemessener.
Maße und Empfehlungen finden sich im Radverkehrshandbuch des Bayrischen Innenministeriums (insbesondere Seiten 33 und 37):
/wp-content/uploads/Radverkehrshandbuch.pdf
Ideenlose Politik Anscheinend dreht sich das politische Programm der Quh in diesem Wahlkampf nur noch um den Kreisverkehr und die Ortsdurchfahrt.
Zum einen gibt es sicherlich wichtigeres als sich immer noch mit dem Kreisverkehr zu beschäftigen.
Zum anderen sollte die Quh sich nicht hier hinstellen und den potentiellen Wähler zu verkaufen, dass die Quh es anders gemacht hätte.
Auch Sie wären nicht gegen die Vorgabe des Straßenbauamtes Weilheim, dem Landratsamt angekommen.
Oder sagen Sie uns doch ganz klar wie Sie diese Situation ändern wollen.
Derzeit ist das alles Ideenlos.
Bis jetzt bekommen Sie bei dieser Wahl meine Stimme nicht.
Überzeugen Sie mich.
Lieber Buerger aus Berg, da haben Sie wirklich was begriffen! Die QUH will alles besser machen, kann es aber nicht und deshalb wird alles gleich bleiben, egal wer’s wird. Das betrifft Ortsdurchfahrt, Windkraft … Immer entscheiden eigentlich ganz Andere und der Rat nickt halt ab (oder empört sich). Worum es doch nur gehen kann: Welcher Ortsteil kriegt die meisten Schmankerl? Jetzt frag ich mich aber: Warum sind Sie dann so gegen die linke Elke? Wodurch hat Sie denn der Monn überzeugt? Der trinkt doch nur Wasser!
Sehr geehrter Gast was will denn die QUH besser machen?
Die Ortsdurchfahrt ist Geschichte, und das Strassenbauamt wird sich nicht ändern.
Bleibt noch die Windkraft. Die Position der QUH ist mir bis heute nicht klar.
Dafür, Dagegen? Hier wird viel “rum geeiert”
Immerhin ist die Gemeinde Schuldenfrei. Das haben wir doch auch der Amtszeit von Herrn Monn zu verdanken, und welche Gemeinde kann das schon vorweisen.
Wenn ich mir die Anfänge der Quh noch einmal in Erinnerung rufe, da gab es den Ansatz von einem Konzept, mit den 10 Wahlversprechen. Was ist daraus geworden?
Heute geht es nur um Feste, Kreisverkehr. Das kann es doch bitte nicht sein.
Klare Positionen, Klare Konzepte, das würde die Quh abheben. Aber hier hat man das Gefühl es geht nur noch um Profilierung.
Hmm … da ist wirklich was dran. Bei der Windkraft ist die QUH immer kritisch … und dann natürlich doch dafür. Und der Blog hier? Wirklich gut zum Meinungsaustausch, aber eben durch eine gehörige Portion Eigenwerbung sozusagen “finanziert”, jedenfalls meilenweit von der Neutralität entfernt, mit anderen Worten: auch ein Propagandainstrument, was in meinen Augen aber hauptsächlich ein Eigentor ist. Denn zu vieles hier erscheint mir unsäglich peinlich: die Belehrungen von Herrn Dr. Kaske, die Frustreden von Herrn Dr. Ammer, die literarischen Bereicherungen durch die Kandidatin usw. usw.
Das einzige wirklich Unverzichtbare sind für mich die aktuellen GR-Berichte, da ich nie Zeit habe hinzugehen.
Was die quh so den ganzen Tag denkt … Lieber Bürgerberg, Sie haben eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, Ihre immer wieder kehrende Frage nach der Windenergie haben wir schon des öfteren, zum letzten Mal im Juni beantwortet ( /?p=2044#comments ). Wenn wir Sie hier nicht 350 Tage im Jahr durch unsere tägliche Arbeit und als einzig aktive Fraktion im Gemeinderat überzeugen, dann werden wir es durch ein paar Wahlkampfparolen auch nicht tun, oder? Unsere 5 (nicht 10) Wahlkampfziele finden Sie seit 6 Jahren rechts in der Spalte, alltäglich zum Überprüfen unter “QUH-Versprechen (1)-(5)”. Lustig ist allerdings, dass unser Eintreten für eine offene Diskussion manchmal als “Dagegensein” gewertet wird. Wir sind für eine prinzipielle Offenheit der Diskussion und für eine Transparenz der Entscheidungen, die es ohne uns nicht gäbe … im Gegenteil, mehr und mehr wird versucht, uns diese Transparenz zu erschweren (z.B. in dem der Bürgermeister nicht gestattet, dass uns öffentliche, von der Allgemeinheit bezahlte Pläne weitergeleitet werden). Und was die “Eigenwerbung” betrifft: Wie man unschwer an dem oben stehenden Banner erkennen kann, handelt es sich hier nicht um eine objektive Seite der Gemeinde, sondern um einen allein von Enthusiasmus und ehrenamtlichem Engagement getragenen Blog, in dem wir täglich allzu viel Zeit investieren, aber natürlich uns das Recht herausnehmen unsere Meinung zu vertreten (aber trotzdem jeder anderen ein Forum zu bieten). Eine offene Diskussion, das ist Bürgerbeteiligung, das ist Demokratie … heute haben 678 Haushalte diesen Blog hier angeklickt und sich für die Politik in der Gemeinde interessiert. Wieviel waren das vor 6 Jahren?
Noch ein Wort zur vermeintlichen “Schuldenfreiheit” … auch die wird sich – soweit wir wissen und egal wer die Wahl gewinnt nach der Wahl zwangsläufig schnell wieder erledigt haben (und das nicht nur wegen der Windenergie).