Prominente Fürsprecher: Der Schauspieler Michael Brandner, bekannt aus Film und Fernsehen (u.a. Tatort, Hubert und Staller) hat sich als großer Oskar Maria Graf-Fan geoutet.
Michael Brandner mit unserem Berger Flyer
Und wir hatten das Glück, dass Susanne Sasse ihn als Interviewpartner hatte und wir den Text veröffentlichen dürfen – danke für den Text!
Wer hätte das gedacht: Oskar Maria Graf ist der Lieblingsschriftsteller von Schauspieler Michael Brandner. Alles von ihm hat er gelesen, und froh ist er, dass Graf endlich breite Anerkennung erfährt. Dies erzählte er der Berger Reporterin Susanne Sasse beim Sommerfest der Agenturen am Samstag anlässlich des Münchner Filmfests – im Restaurant des Edelpizzabäckers Ugo Crocamo. Graf-Fan Brandner freute sich über das Programm der Graf-Festtage und fing gleich an zu philosophieren. So wie Graf zu Lebzeiten gehe es leider auch vielen guten Schauspielern heute: Anerkennung gebe es kaum. Um das zu ändern hat Michael Brandner übrigens den Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler (BFFS) gegründet.
F: Wie steht es um die Filmkunst in Deutschland?
Michael Brandner: Wir müssen uns nichts vormachen, die Lage ist in den vergangenen Jahren eher schlechter geworden., Es ist lächerlich, zu sagen, Deutschland sei das Land der Dichter und Denker. Wir sind das Land der Ingenieure und Bürokraten. Kreative erfahren Achtung meist erst nach ihrem Tod.
F: Das erinnert mich an Oskar Maria Graf. Heuer ist sein 50. Todestag. In seinem Heimatort Berg wird er gefeiert mit den Oskar Maria Graf-Festspielen.
Michael Brandner: Das ist schön. Das hat er verdient, der Graf. Er ist mein Lieblingsschriftsteller, den habe ich rauf und runter gelesen. Also, ich wüsste nicht, dass es irgendein Buch von ihm gibt, dass ich nicht gelesen habe. Zu den Festtagen komme ich, wenn mein Terminkalender es zulässt. Versprochen.
F: Was mögen Sie an Graf?
Michael Brandner: Er ist einfach, ich mag das. Er ist abgründig witzig aus einer Verzweiflung heraus. Wenn man sich mit Literatur beschäftigt, kommt man an Oskar Maria Graf nicht vorbei. Er gehört zu den Leuten, die ihre Zeit am besten begriffen haben. Kein Wunder, dass er in dem Dorf erst spät Anerkennung erfuhr, er hat die dortigen Menschen ja ziemlich angepisst.
F: Sie meinen das Leben meiner Mutter. Mögen Sie das Buch?
Michael Brandner: Ja, es ist eine Abrechnung, jeder von uns muss im Grunde mit sich selbst abrechnen. Die Familie, in der war man damals in einer Art Isolierhaft, und die Kirche hat das bestens ausgenutzt. Der nächste Nachbar ist schon der Blockwart, der kontrolliert und drauf schaut, dass er einen findet, der unter ihm steht. Aber diese Abrechnungshaltung mag ich an sich nicht so. Ich bin froh, wenn ich mich mit Erwachsenen unterhalte, die mit sich im Reinen sind und Frieden gemacht haben mit den Eltern. Das meine ich aber jetzt eher in Bezug auf meine Zunft. Unter den Schauspielern gibt es viele, die hadern und jammern. Meistens ist das langweilig. Oskar Maria Graf ist da eine Ausnahme.
F: Warum ist er eine Ausnahme?
Michael Brandner: Er ist ein Urviech, das deutlich sichtbar nicht aus seiner Haut konnte. Wenn die Bayern auf irgendetwas stolz sein können, dann auf solche Querdenker. Die sind Volksgut. Leute, die den Rüssel hochstrecken und sehen, wo sie sich befinden, und ihn nicht in der Erde vergraben. Genie setzt Sublimation voraus.
Ganz herzlichen Dank an Michael Brandner und Susanne Sasse!
Heute um 19 Uhr ist Vernissage der Ausstellung “Das Bier ist gut hier!” – Oskar Maria Graf kehrt heim nach Berg in der Galerie Wimmer (in der alten Brauerei Schloß Berg, deren frisch gebrautes Bier – gemäß dem Ausstellungstitel – auch Ausschank finden wird.