Herzog Franz von Bayern stiftet Gedenktafel für Bernhard von Gudden

Heute – drei Wochen vor dem Todestag von Bernhard von Gudden und König Ludwig II. – wurde unterhalb der Votivkapelle die von Herzog Franz von Bayern gestiftete Bronzegedenktafel für Prof. Bernhard von Gudden im kleinen Kreis – im Beisein von Angehörigen der Familien Wittelsbach und Gudden – von Pfarrer Mathias Klein-Heßling gesegnet.

Die Gedenktafel

Der Psychiater Bernhard von Gudden war am 13. Juni 1886 an derselben Stelle wie König Ludwig II ums Leben gekommen.

Maßgeblich beigetragen zu der Entscheidung des Herzogs, eine Tafel zu stiften, hat wohl das zweite Kreuz, das, inspiriert von der Nachfrage eines Gastschülers aus Phalsbourg, neben dem Gedenkkreuz für König Ludwig von Unbekannten aufgestellt, aber schon nach kurzer Zeit entfernt worden war.

Die beiden Kreuze

Pfarrer Mathias Klein-Heßling hielt eine Andacht und segnete im Anschluss die Tafel, die Kränze, die von den beiden Familien niedergelegt wurden, sowie die Anwesenden.

Die Andacht (Foto: Walter Glück)

Dr. Wolfgang Gudden, ein Nachfahre Bernhard von Guddens und selbst Nervenarzt, würdigte in seiner Ansprache seinen Vorfahren – den Text lesen Sie im Anschluss. Er dankte Herzog Franz von Bayern für die von ihm gestiftete Gedenktafel, mit der die Persönlichkeit und die berufliche Lebensleistung Bernhard von Guddens gewürdigt wird.

Die Gäste der Andacht (Foto: Marc-Andreas Hofmeister)

Auf der Bronzetafel, von Marcus Morell gestaltet und in der Kunstgießerei Marc-Andreas Hofmeister gegossen, steht die Inschrift: „Professor Bernhard von Gudden. Königlicher Obermedizinalrat. Direktor der Bayerischen Kreisirrenanstalt. Träger des Verdienstordens der Bayerischen Krone. Wegbereiter für eine gewaltfreie und respektvolle Behandlung seiner Patienten“.

 

Angehörige der Familie Wittelsbach (Prinz Leopold, Prinz Ludwig und Herzog Franz) und Angehörige der Familie Gudden (Foto: Walter Glück)

 

Rede anlässlich der Segnung Tafel BvG an der Votivkapelle Berg 21.05.2025    

An diesem Ort starb vor fast 140 Jahren zusammen mit König Ludwig II. Dr.Bernhard von Gudden, Professor für Psychiatrie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, Mitglied des Obermedizinalausschusses im Innenministerium, Direktor der oberbayerischen „Kreisirrenanstalt auf der Auer Lüften“ in München-Haidhausen und behandelnder Psychiater des Prinzen Otto von Wittelsbach, des jüngeren Bruders von König Ludwig. Letztere Aufgabe hatte zur Berufung Guddens von der Professur in Zürich 1872 nach München geführt, das Haus Wittelsbach wollte den damals besten Psychiater für die Betreuung des psychisch kranken Prinzen gewinnen und setzte sich deshalb gegen die Berufungswiderstände der Münchener Universität durch, seine über 14 Jahre errungenen Erfolge als Leiter der psychiatrischen Klinik in Werneck/Unterfranken waren in München noch in guter Erinnerung.

Bernhard von Gudden war in seiner Zeit tatsächlich „bahnbrechend“, sowohl in Bezug auf die menschenwürdige Behandlung psychisch kranker Menschen, er verbannte weitestgehend Zwangsmittel aus seinen Kliniken, als auch in dem Versuch durch neuroanatomische Forschung in Tierversuchen und in akribischen Untersuchungen verstorbener psychiatrischer Patienten möglichen Verursachungen psychischer Erkrankungen auf den Grund zu gehen. Mehrere neuroanatomische Strukturen des menschlichen Gehirns tragen, wie in der Medizin bei Erstbeschreibern üblich, seinen Namen. Etliche seiner Schüler und Assistenten setzten diese Bestrebungen teils sehr erfolgreich fort und bereicherten dadurch die medizinischen Fachgebiete der Psychiatrie und Neurologie im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ungemein.

Als Anstaltsleiter hatte er mehrere Attentatsversuche von Patienten unbeschadet überstanden, sein charismatischer Umgang mit psychischen Kranken war legendär, er schuf beispielsweise in seiner ersten Klinik, Werneck in Unterfranken, Freiräume für seine Patienten in bis dahin wenig bekannten Dimensionen durch Angebote von „Licht, Luft und Sonne“, Aufenthalt im Freien, landwirtschaftliche und handwerkliche Beschäftigung gegen Entlohnung, Unterricht durch angestellte Lehrer, Veranstaltungen mit Lesungen, Musik und Theater, kurzum möglichst weitgehende Abwesenheit von Tatenlosigkeit, Zwang und Restriktion.

Im Laufe der von 1872 bis zu seinem Tode 1886 währenden psychiatrischen Betreuung des Prinzen Otto hielt Gudden hochfrequent Kontakt mit dessen Mutter, berichtete über den jeweiligen Stand der Erkrankung ihres Sohnes und beantwortete deren mütterlich besorgte Fragen und Anliegen. Nach dem Tod von Ludwig II. und Bernhard von Guddens drückte die Mutter Marie von Bayern gegenüber der Witwe Clarissa von Gudden ihr Beileid und tiefe Dankbarkeit für das Bemühen ihres verstorbenen Mannes aus.

Für diese hier heute von Herzog Franz von Bayern gestiftete Tafel bedanken wir uns sehr, sie soll an einen großartigen und verdienten Menschen erinnern, der zu früh sein Leben verlor; unsere Familie gedenkt seiner in Respekt, Liebe und Dankbarkeit.

Wolfgang Gudden

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