Die “so genannte Mückenplage”

Es war eine an Skurrilitäten reiche und an Entscheidungen arme Gemeinderatssitzung, in der man dennoch einiges über den Zustand der politischen Kultur in Berg hätte lernen können … wenn man denn da gewesen wäre. Zum Termin um 19.30 war der Berger Gemeinderat gestern nicht einmal beschlussfähig. Es waren weniger als die Hälfte der Räte anwesend. 14 von 21 waren es am Ende … also konnte zumindest das wenige, was auf dem Plan stand, auch verabschiedet werden.


Eine ganz besondere Tischvorlage: Eine Fliegenklatsche (gesponsert von der CSU und trotzdem rot)

Zunächst gab es die Diskussion um die Mücken, die, wenn es nach dem Willen des Rathauses gegangen wäre, gar nicht stattgefunden hätte: GR Streitberger (SPD) begründete, warum seiner Meinung nach in der letzten Sitzung das Bemühen gegen die – vom Bürgermeister “so genannte Mückenplage” genannte – Mückenplage zu schnell abserviert worden sei.

Demonstrativ hatte BM Monn nach dem QUH-Artikel vom Tag die Türen des Sitzungssaales für den Tagesordnungspunkt “Mücken” öffnen lassen. Während der wohl durchdachten Rede von GR Streitberger schlug er mit einer von der CSU als “Tischvorlage” gespendeten Fliegenklatsche nach einer imaginären Mücke (als sei damit das von ihm ungeliebte Thema erledigt). In einer sachlichen Diskussion wurden trotzdem einige Möglichkeiten der Prävention entwickelt: Der Wasserstand in den Rückhaltebecken wird noch genauer kontrolliert (GR Streitberger), man wird sich um Ansiedlung von Fledermäusen kümmern (in Zusammenarbeit mit Ex-GR Jäger), es sollen Entwässerungsgräben ins Wasserrückhaltebecken eingezogen werden (GR Steigenberger) und es werden präventiv und in Zusammenarbeit mit dem Bund Naturschutz die genaue Art und das Hauptverbreitungsgebiet der Mücken festgestellt (GR Ammer). Falls die Plage – anders als in diesem Jahr – wieder auftritt, könnte man dann evtl. schneller handeln. All dies sind kleine aber sinnvolle Vorhaben, die man allerdings auch letzte Woche schon hätte diskutieren können.

Mit einer gschmackigen Bemerkung über die erneute Behandlung des Themas (“wenn das das größte Problem ist, das wir in der Gemeinde haben”) leitete BM Monn dann zu den eigentlichen Problemen über: Bauanträge für Garagen, Bebauungsplanänderungen und die Wünsche von Landwirten, ihren Acker in Bauland umzuwandeln. Ein diesbezüglicher Antrag wurde – auf Betreiben von GR Brunnhuber – zu Recht ausgebremst. Ein Antrag aus Bachhausen, eine unerschließbare landwirtschaftliche Fläche als Bauland auszuweisen – wurde mit großer Mehrheit und gegen die Stimme des Bürgermeisters abgewiesen. BM Monn wollte den Antrag unter dem Vorbehalt der sichergestellten Erschließung weiter laufen lassen.

Und was soll an diesen Nichtigkeiten lehrreich sein? – Nun: endlich einmal zeigte der Gemeinderat etwas Selbstbewußtsein. Schon die Diskussion und die kleinen Verbesserungen in Bezug auf die Mückenplage geschahen gegen den Willen der Verwaltung und des Bürgermeisters. Auch in einer Bausache wurde zum ersten Mal seit langer Zeit gegen den Vorschlag der Verwaltung gestimmt. Ist’s ein demokratisches Sommermärchen? … fragte man sich von Mücken geplagt bei der Nachbereitung der Sitzung im Garten.

Kommentieren (2)

  1. Quh-Tipps
    29. Juni 2011 um 14:28

    Ehrenamtliche, Sportler, Mücken … und Qühe Was wurde eigentlich zum TOP 3 “Ehrung von Ehrenamtlichen und Sportlern durch die Gemeinde Berg” beraten und beschlossen? Sind die Mücken eben doch das größte Problem der Gemeinde Berg und noch wichtiger als unsere Ehrenamtlichen? Glückliches Berg! Wirklich glücklich?

    • quh
      29. Juni 2011 um 17:08

      Sportler und Ehrenamtliche Zu diesem Thema wurde nur beschlossen, dass es mal wieder an der Zeit wäre, eine solche Ehrung durchzuführen – im nächsten Jahr. In der Jury sitzen die drei Bürgermeister, zwei Kirchenvertreter und Vertreter von Vereinen, wenn ich das recht in Erinnerung habe.