Der Abschied von Gemeinderat Martin Klostermeier (in der Gemeinderatssitzung vom 3.6.2025)

Die Überraschung gab es zum Schluss der öffentlichen Sitzung: BGM Steigenberger nickte zu dem gerne schweigsamen Gemeinderat Martin Klostermeier (EUW) hinüber, der – nach kurzem Zögern – zu seiner längsten Rede ansetzte, seit er im Gemeinderat war. Es war seine Abschiedsrede! Auch sonst gab es wichtige Neuigkeiten: Die Rangliste der Kandidaten für die Wohnungen an der Osterfelderstraße wurde dem Verband Wohnen weitergegeben, und Berg bemüht sich, Fair Trade Gemeinde zu werden.

“Hast alles, was d’brauchst?”, fragte Martin Klostermeier nach diesem seinem letzten Foto als Berger Gemeinderat

Es wurde fast ein bewegender Moment: “Es liagt ned an Eich!“, bekannte Marin Klostermeier in seinem typischen Höhenrainer Dialekt. “Ich hab lang mit mir gehadert.”. Dann bekannte er, dass er auf die Liste seiner Partei gekommen sei, ohne ernsthaft gefragt worden zu sein. Von Platz 12 auf der Liste wurde er dann auf Platz 3 hochgewählt und damit zum dritten EUW-Gemeinderat. Am Wahlabend habe er aus dem Internet erfahren, dass er überraschenderweise gewählt worden sei. Zunächst wollte er das Amt gar nicht annehmen, wurde aber dann durch seine Frau mit Hinweis auf die vielen Stimmen, die er bekommen habe, überredet, Als Gründe für seinen Rücktritt nannte er seine Gesundheit und seinen landwirtschaftlichen Betrieb: “Es passt nicht mehr”, fasste er zusammen, und: Er habe das Amt zwar nicht gewollt, aber dann eine interessante Zeit erlebt und Menschen kennengelernt, die er sonst nie kennengelernt hätte. Ein kleines, spitzes Schlussplädoyer Richtung “Bauamt” konnte er sich nicht verkneifen. Er wisse zwar, dass es strenge Bauvorschriften gebe, aber “Wenn es die vor 1000 Jahren schon gegeben hätte, würd’ heit in Hearoa koa Haus stehn”. Als die QUH ihm nach der Sitzung gestand: “Lieber Martin, wir werden dich vermissen“, regierte er gewohnt amüsant: “I bleib ja da wohnen, ihr wisst’s ja, wo I wohn und in Urlaub fahr I a ned.”

Weil die eigentliche Nachrückerin – und Ex-Bierkönigin – Lena Hochstrasser mittlerweile verheiratet und in Dietramszell ansässig ist, bekommt die EUW zwar nicht ihre erste Gemeinderätin, sondern – was fast genauso verblüffend ist – einen Gemeinderat, der nicht in Höhenrain, sondern in Berg wohnt: Georg Haslbeck, der fünftplazierte EUWler von 2020, ein engagierter Feuerwehrler, wird in der nächsten Sitzung vereidigt werden.

 

Wie gewohnt kein Wort übrig hatte Martin Klostereier für die umstrittenste Frage, ob Berg eine “Fair Trade Gemeinde” werden soll. “Machen wir es halt einfach, aber bitte nicht schon wieder einen Arbeitskreis dazu”, meinte GR Harald Kalinke (QUH) und setzte damit den Tenor der anschließenden Diskussion, in deren Verlauf sich herausstellte, dass sich schon längst eine “Steuerungsgruppe” gebildet hatte, die nur einen Gemeinderatsbeschluss brauchte, um ihre Arbeit aufzunehmen. Die beste Frage stellte Maxi Graf (CSU), der mit dem Blick auf das Getränk vor ihm fragte, ob dann alle in der Gemeinderatssitzung Fair Trade Wasser trinken müssten. Antwort: Nein, es gebe nur relativ geringe Hürden, einige Geschäfte müssten auch “Fair Trade”-Produkte anbieten (tun sie längst), und es sollte ab und zu einmal darüber berichtet werden (was GR Ammer sofort für den QUH Blog versprach). Trotzdem eine umstrittene Abstimmung, die mit 12:8 Stimmen ausging (gegen die Stimmen von CSU, EUW & GR Kalinke).

 

 

Das Fleißbildchen der gestrigen Sitzung verdiente sich dann GR Monn (EUW), der in Anlage 2 Paragraph 4 des Tagesordnungspunktes 4 zur “Aufhebungssatzung eines Grundstückes in Höhenrain” entdeckt hatte, dass sich versehentlich statt des Wortes “Aufhebung” das Wort “Außenbereich” eingeschlichen hatte.

Und damit zum derzeit unbeliebtesten Bewohner der Gewässer von Berg: dem Biber. GR Machnik (Grüne) wies darauf hin, dass es hinter dem Wehr in Höhenrain inzwischen einen Biber gebe, der das Wasser mitten im Mückengebiet aufstaue. BGM Steigenberger wusste bereits von dem Fall …

Zieht zur Zeit Unwillen auf sich: der streng geschützte Biber

… schon in der vergangenen  Woche gab es deshalb eine Begehung mit dem zuständigen Biberbeauftragten, der befand: Kein Schaden zu befürchten, weshalb dieser Biber wie alle anderen streng geschützt sei. Andi Hlavaty (CSU), der – in Sportkleidung – sich offenbar bereits auf seinen nahenden Ruhestand als Gemeinderat und 2. Bürgermeister vorbereitet, schlug vor, den Biberbeauftragten bei der nächsten Mückenplage dort auszusetzen.

Der Bürgermeister gab zu, dass das Thema Biber immer virulenter werde. Wie ihm die 3. Bürgermeisterin Elke Link (QUH) erzählt habe, wütet ein Artgenosse auch im Schlosspark, was Prinz Poldi Sorgen bereite.

Außerdem behandelte der Gemeinderat einen Antrag aus der Bürgerversammlung. Heinz Diehl, ein häufiger Gast in den Gemeinderatssitzungen – hatte, wie die QUH berichtete, ( https://quh-berg.de/fragenkomplex-5/) beantragt, die Ausgaben zur Vereins- und Kulturförderung der letzten 10 Jahre aufzulisten. Der Kulturbeauftragte der Gemeinde, GR Ammer (QUH), bezweifelte die Sinnhaftigkeit des Unterfangens, verwies darauf, dass er den öffentlich bekannten und beschlossenen Kulturetat nie überziehe, und betonte, dass jede Veranstaltung (er erinnerte an den von der Gemeinde unterstützten triumphalen Dietrich-Fischer-Dieskau-Abend des Kulturvereins von letzter Woche ( https://quh-berg.de/gipfeltreffen-umjubelter-schubert-liederabend-mit-jochen-kupfer-und-gerold-huber/ ) für sich zu betrachten sei. Ihm pflichtete GR Manninger (CSU) bei, dass eine solche Auflistung auch für die Vereine nur ungleiche Dinge miteinander vergleichen würde und obendrein der Aufwand für die Verwaltung erstens immens und zweitens alle Kosten bei den Etatsitzungen eh öffentlich seien. Der Antrag wurde mit 4:16 Stimmen abgelehnt.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Rechnungsprüfungsausschuss den Jahresabschluss 2021 begutachtet hat. Man ist mit der Haushaltsführung also in der aktuellen Wahlperiode angekommen, weshalb mittlerweile auch der Bürgermeister einstimmig entlastet wurde (gegen die nachgereichten Haushalte des Vorgängers Monn hatte es stets Gegenstimmen gegeben). Trauriger “Fun-Fact”: 2021 hatte Berg noch noch liquide Mittel von knapp 15,2 Millionen auf dem Konto. Aber es gab noch die gute Nachricht (zumindest für 24 glückliche neue Mieter):

Die glücklichen neuen Mieter stehen fest, sie wurden aber noch nicht benachrichtigt

Die Wohnungen an der Osterfelderstraße wurden nach dem Punktesystem inzwischen vergeben. Der von der Gemeinde gebildete Ausschuss hat für die 24 Wohneinheiten aus den 90 Bewerber/innen nach den bekannten Kriterien eine Auswahl getroffen, die jetzt dem “Verband Wohnen” vorgelegt wird. Dann können die Bewerber/innen auch mit einer Nachricht rechnen.

Und: Die Suche nach einen Pächter für das Wirtshaus Farchach läuft weiter, obwohl es inzwischen wohl einen “professionellen” Interessenten gibt.

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