Das zweite von der Gemeinde Berg und ihrem Kulturbeauftragten Andreas Ammer organisierte “Geisterbahn” Festival war – so kann man sagen – ein überwältigender Erfolg. Erst fanden über 200 Gäste kaum Platz bei der klassischen Ouvertüre im Marstall, dann drängten sich 375 Besucher auf der restlos ausverkauften MS Starnberg und hörten 4 Stunden lang auf mehreren Decks buchstäblich “unerhörte” Musik aus aller Welt … und dann ging es noch lange weiter.
Das “Geisterschiff” am Sonntag auf dem See … und die Berliner Band “Driftmachine” spielte dazu an Deck
Der Publikumserfolg des Festivals war ein großer Vertrauensbeweis in die Organisatoren: Hatte doch kaum jemand von einer der Bands gehört, die auf dem Schiff auftreten sollten. Dort spielten insgesamt sieben Bands mit Musikern aus 7 Ländern und von 3 Kontinenten … allen voran die gastgebende “Hochzeitskapelle”, die mit den anderen Musikern die Besucher als “Marching Band” vom “klassischen” Marstall auf das Schiff geführt hatte:
Eine musikalische Macht-Demonstration der Musik in Unterberg
Am Landesteg wartete ab 18 Uhr der Katamaran “MS Starnberg” auf die Festivalbesucher. An Deck spielte währenddessen schon das Berliner Elektronik-Duo “Driftmachine”, …
.. dass ihrem Kabelsalat hypnotische Töne entlockte und deren Groove wunderbar zum Sonnenuntergang, der lauen Sommernacht und dem anschließendem Fast-Vollmond über dem See passten.
“Driftmachine” spielten auf Deck und die Gestirne hörten zu
Gleichzeitig wechselten sich unter Deck die internationalen Gäste ab. Darunter auch wieder japanische Musiker mit fremden Klängen: das Duo Wataru Okuma und Miwa Kogure, die neben traditioneller Musik auch japanische Fassungen von Liedern aus der Dreigroschenoper spielten.
Wataru Okuma und Miwa Kogure spielen Brecht auf dem Geisterschiff
Es war ein Festival der Kontraste: Nach der filigranen Musik der Japaner vertrieb die 7-köpfige Vodou/Elektonikband Chouk Bwa & the Ångstroemers mit ihren Haitianischen Rhythmen alle bösen Geister vom Schiff:
Zeitgenössische Volksmusik aus der Karibik auf dem Starnberger See
Zu Publikumslieblingen mauserten sich die vier Frauen, die aus England angereist waren, sich “The Pegwells” nennen und traditionelle amerikanische (Männer)-Musik aus weiblicher Perspektive interpretieren.
Die ganz und gar famosen “Pegwells” von der Backbordseite
Die Hochzeitskapelle wiederum schloß sich dem Hang zur Internationalität an und hatte sich den griechischen Musiker Nikos Papadopoulos an der Bouzouki als Gastmusiker an Bord geholt,
Der Grieche Nikos Papadopoulos & die bayrische Hochzeitskapelle spielten auf der Steuerbordseite
Alle 20 Minuten wechselten sich die Bands – darunter auch noch das Münchner Instrumentalquartett “Le Millipede” und das Experimental-Duo “Images Of Goo” – auf den verschiedenen Decks ab. Es gehörte zum Konzept der Veranstaltung, dass jederzeit alles passieren konnte und niemand alles hören und sehen konnte.
Bergs Kulturbeauftragter Andreas Ammer (QUH) begrüßte die Gäste auf dem Geisterschiff
Bis 22 Uhr glitt das “Geisterschiff” derart durch die Nacht und die Musik spielte immer und überall. Der Höhepunkt des Festivals war da aber noch nicht erreicht …
Der Mond, die Musik, das Geisterbahnfestival
Denn nach der 4-stündigen Kreuzfahrt (und dem 2 Stündigen Klassik-Konzert im Marstall, auf das wir zurückkommen werden) gab es noch eine unangekündigte “After-Show-Party” im extra geöffneten “Strandhotel Berg”, dem für diese Gastfreundschaft ein Extra-Dank gebührt. Bis Mitternacht improvisierten und feierten die Musiker der “Geisterbahn #2” gemeinsam mit dem Publikum weiter. Andreas Ammer und seine Ehefrau, Bergs 3. Bürgermeisterin Elke Link, die den ganzen Tag alle Augen, Ohren und Hände voll mit der Organisation des Tages beschäftigt gewesen waren, wurden bei einem erleichterten Tänzchen beobachtet.
Die “heimliche” After-Show-Party mit allen Musikanten im “Strandhotel”
Der Berger Kämmerer Florian Bendele, der das Festival maßgeblich mit organisiert hat, war tragischerweise krankheitsbedingt verhindert.
Über den ersten – nicht weniger spektakulären – Teil des Festivals erzählen wir morgen. Heute, Donnerstag Abend wird die BR-Kultursendung “Capriccio” über die Berger Veranstaltung berichten. Bis dahin empfehlen wir die Lektüre der einschlägigen Presse-Rezensionen in den Zeitungen oder in der BR-Musiksendung “Zündfunk”:
Als Beleg, wie wohl sich auch die Akteure in Berg gefühlt haben, mag dieses gut gelaunte Bild vom “Morgen danach” aus der Allmannshauser Pension des Gemeinderates Peter Sewald herhalten, wo einige der Musiker übernachtet haben und wo sich Bayern, Belgier und Haitianer bestens vertrugen:
V.l.n.r.: Belgien, Haiti, Belgien, Haiti, Bayern in der “Pension Sewald”
Photos: Enid Valu, Florian Freud, QUH.