Geht es Ihnen auch so? – Seit wir hier im QUH-Blog die Bäume der Gemeinde behandeln, gehen wir anders durch das Dorf, erheben öfter den Blick und schauen hinauf zu den ehrwürdigen Bäumen um uns herum … zum Beispiel zu dieser Weide, an der Münchner Straße in Kempfenhausen, die vor ein paar Jahren schon völlig gekappt worden war.
Eigentlich schon längst gekappt: eine Trauerweide widersetzt sich ihrem Schicksal
Wir haben die Nachbarn gefragt, aber keiner konnte uns sagen, wieso vor ein paar Jahren die Wipfel der prächtigen Trauerweide am Bushäuschen von Kempfenhausen gekappt wurden … war es wie so oft die Sicht, wurde der Baum zu lästig oder gar gefährlich, war es Willkür? Nachtrag: Nein, war es nicht. Wie wir soeben erfahren haben (danke für die Info!), hat die Weide einen Schwefelporling. Das ist ein Baumpilz, der unten vom Stamm bis in die Krone hinauf wächst. Er ist extrem holzzersetzend. Zu Beginn des Wachstums im Frühjahr ist er gelb und weich, im Herbst färbt er sich dann grau und wir trocken und spröde. Befallene Bäume sind bruchgefährdet. Wie es Weiden so machen, hat sich der Baum von seiner “Beschneidung” (in ca. 3 m Höhe wurden einfach die Stämme gekappt) prächtig erholt. Die Natur hat zurückgeschlagen.
Wo der Stamm gekappt wurde, wachsen munter neue Äste
Weiden, die in der Nähe von Häusern wachsen, können für die menschlichen Mitbewohner des Grundstückes zu einer echten Herausforderung werden. Es gibt sogar in Gartenratgebern explizite Warnungen: “Eine echte Trauerweide neben ein Haus oder auch in einen normalen Garten zu pflanzen ist gelinde gesagt absoluter Blödsinn. Viel Schlimmeres kann man sich als Gartenbesitzer kaum antun.” Der Grund dafür: “Es gibt kaum einen Baum, der mehr Sauerei macht.“. Die flachwurzelnde und schnell wachsende Trauerweide kann nicht nur nahe Wege anheben oder mit ihren übermäßig sprießenden Blättern die Dachrinnen verstopfen, sondern wird auch riesengroß und verschattet alle Flächen unter ihr, sodass sie unnutzbar werden. Allerdings gibt es auch kaum einen erhabeneren Anblick.
Auch in Oberberg steht eine Weide, die ein ähnliches Schicksal erlitten hat: Sie wurde vor ca 2 Jahrzehnten (als das Haus hinter ihr gebaut wurde), in Kopfhöhe radikal gekappt und wäre vielleicht sogar ganz gefällt worden, wenn nicht die erbosten Nachbarn mit Zetteln wie “Rettet diesen Baum!” um dessen Erhalt gebettelt hätten. Auch diese wunderbare, den ganzen Straßenzug prägende Weide hat sich prächtig erholt, erfreut die vorbeifahrenden Nachbarn (und ist wahrscheinlich dem Hausbesitzer eine rechte Last).
Vor 20 Jahren in Kopfhöhe gekappt und immer noch ein Schmuckstück: Weide in Oberberg.
Die Kempfenhauser Weide finden Sie hier: https://www.google.de/maps/@47.9831309,11.3626839,64m/data=!3m1!1e3 .