Unser 4. Bänkchen ist das vielleicht heiligste in der ganzen Gemeinde. Es steht vor der Kirche in Höhenrain. Trotzdem findet sich kein “Hier regiert Hearoa!”-Spruch eingeritzt. Wer auf dieser Bank sitzt, sieht sich direkt dem Heiland gegenüber, der – mit der Sonne im Rücken – streng und mit Leidensmiene auf jeden Bankbesitzer herabblickt.
In der Nähe würde es einen Parkplatz geben, der ist aber laut Hinweisschild “Nur für Besucher Kirche Friedhof Kindergarten” – von der Ruhebank steht da nichts. Wer sich also an das Gesetz halten will, sollte zu Fuß oder mit dem Rad zu dieser Bank kommen. Die Erbauer haben mit einem so großen Andrang gerechnet, dass sie zur Sicherheit nebenan gleich eine zweite Ersatzbank mit Blick auf das Marterl erbaut haben. Beide Bänke sind in vorbildlicher Verfassung. Die Füße aus formschönen Gußeisen. Fast der ganze FSV Höhenrain könnte hier Platz nehmen. Das Flurkreuz selbst – kann man von diesen Bänken aus erkennen – ist schön bepflanzt und symmetrisch von zwei Buchsbäumen in Andachtshaltung gesäumt.
Marterl, Sonne, Misthaufen, die Bank vor der Kirche in Höhenrain
Weil wir uns mitten im Ort befinden, sieht man weder die Berge noch den See. Wer das Auge etwas schweifen lässt, kann links immerhin einen formschönen Misthaufen betrachten, der selbstsicher auf die Bedeutung von Landwirtschaft und Tradition in diesem Berger Ortsteil hinweist. Manchmal ist man auf der Bank etwas geblendet, wenn die Sonne direkt voraus im Süden steht, welche wiederum oft vom Marterl verdeckt wird. Dafür ist der Weg zu den Bänken vorbildlich mit Betonsteinen gepflastert, sodass sie auch nach langen Regengüssen gut zu erreichen sind. Eine Bank für Gottesanbeter, Seeleugner, Marterlbeschauer, Misthaufenvoyeure und Buchsbaumanbeter.