Asyl in Berg: Das Jahrestreffen – 2. Teil

Vor der Pause ging es noch einmal konzentriert zur Sache – die innere Struktur des Helferkreises wurde veranschaulicht. Nach der Pause vermittelte ein Round-Table-Gespräch Einblicke in den Alltag, und ein kleiner Film bildete den amüsanten Abschluss.

Peter Born erklärt den Aufbau des Helferkreises

Peter Born stellte die Organisationsstruktur des Helferkreises vor. Für jeden Bereich gibt es einen sogenannten HAP, einen Hauptansprechpartner. Das sieht so aus:

  • Allgemeine Koordination: Iradj Teymurian
  • Deutsch-Unterricht: Michaela Luyken
  • Arbeitsbeschaffung: Karl Morasch
  • Lern- und Freizeitprojekte: Peter Born (“Das ist besonders für die Geflüchteten ohne Arbeitserlaubnis gedacht, die dazu verdammt sind, im Container zu sitzen – da wollen wir den Frust etwas abmildern – mit Gärtnern oder handwerklichen Tätigkeiten.”)
  • Kinder- und Jugendarbeit: Verena Machnik (“Es werden dringend Hausaaufgabenbetreuer gesucht!”)
  • Ländervertreter (für länderspezifische Probleme): Renée Bieri, Donya Schraudenbach, Katrin Stefferl
  • Kommunikation (Öffentlichkeitsarbeit, Website): Renate Jacob, Susanne Polewsky
  • Wohnraumsuche: Bernhard von Rosenbladt. (“Anerkannte Flüchtlinge müssten als sogenannte Fehlbeleger eigentlich aus den Containern ausziehen.” Er bat um Ansprache wegen möglichen Wohnraums und wünschte sich ausdrückliche eine aktivere Rolle der Gemeinde bei der Wohnungssuche.)

Nach der Pause ging es um Persönliches. Eva-Maria Marxen moderierte fünf Round-Table-Gespräche, in denen Deutsche und Geflüchtete kurz von ihren unterschiedlich gearteten Verbindungen zueinander erzählten.

Jessie Gerlach trainiert eine Mädchenmannschaft beim FSV Höhenrain und hat zwei afghanische Spielerinnen in der Mannschaft. Schwierigkeiten gab es nur in Sachen Spielerpass – der BFV muss immer beim Fußballverband des Heimatlands anfragen, ob dort ein Spielerpass vorhanden ist. So gut wie nie kommt eine Antwort, aber man muss eine gewisse Frist abwarten. Die Mädchen sagten: “Wir haben hier Fußballspielen gelernt – in Afghanistan dürfen nur Jungs spielen.”

 

 

Die Schüler Amelie Hauser und Paolo Schraudenbach gaben ihren Schützlingen als Paten Sprachunterricht – das kam im Rahmen eines P-Seminars in Kempfenhausen zustande. Amelie hat dadurch eine “gute Freundin” gewonnen, Paolo, dessen Schüler Analphabet war, berichtet eher von einer “Lernbeziehung”.

 

 

Dazze Kammerl unterstützt Khaleg aus Afghanistan, der mit seiner Frau und dem hier geborenen Baby in Berg lebt, beim Lernen. Khaleg sagte: “In Afghanistan habe ich mit meinem Vater gearbeitet, aber nicht gelernt. Mathematik und Sozialkunde kannte ich nicht. Ich bin sehr froh, dass Dazze Zeit hat.” “Wir sind Freunde geworden”, so Dazze. Khalegs Wünsche für die Zukunft? “Unser Wunsch ist, dass wir nicht abhängig bleiben – wir möchten arbeiten und selbstständig leben. Ich habe Abschiebeverbot, aber ich weiß nicht, wie es weitergeht.”

Bernhard von Rosenbladt ist Pate eines unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings. Die Geschichte war bereits in Susanne Polewsky “Paare-Paten”-Reihe hier im Blog zu lesen: https://quh-berg.de/asyl-in-berg-paten-paare-2-rashid-und-bernhard/ Rashid beschreibt seine Ankunft: “Wenn man in ein fremdes Land kommt, dann ist man wie ein Blinder. Man kann nichts verstehen und sehen und braucht Hilfe. Das ist der Pate.” “Rashid ist Teil unserer Familie geworden – ich habe viel gelernt und bin dankbar dafür”, so Bernhard von Rosenbladt.

 

Zuletzt war Christian Haager, Leiter der Münchner Volkshochschule in Haus Buchenried, Gesprächspartner am Tisch, um von seinen Erfahrungen als Arbeitgeber zu berichten. Saiman aus Pakistan war bei ihm als 1€-Jobber angestellt, ebenso wie Khaleg. Herr Haager erzählte, dass es zunächst durchaus Vorbehalte im Team gab. Die Arbeit der 1€-Jobber bestand zunächst im Gärtnern, Hausmeistern und dann in Büroarbeiten. “Das war wenig Geld für viel Unterstützung. Letztlich empfanden es dann alle als große Bereicherung. Und es war erhellend zu sehen, wie fleißig, lernwillig und arbeitswillig die beiden waren, ohne Sozialleistungen abgreifen zu wollen. Ingesamt eine positive Erfahrung für das Team.”

Ein Dingsda-Film bildete – fast – den Abschluss. Deutsche Kinder und Kinder der Gäste mussten zu erratende Begriffe umschreiben. Raten Sie mal, wer hiermit gemeint ist: “Er hat eine Brille und hinten eine Glatze und ist für Ausländer ständig da.”

 

 

Nachdem Heinz Rothenfußer ein Lied mit Gitarrenbegleitung (statt mit Oud) – auf Arabisch und in bayrischer Übersetzung – zum Besten gegeben hatte, schloss Iradj Teymurian mit einer ergreifenden Abschlussrede: “Darauf haben mich die Kinder gebracht: Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass jede Woche Menschen im Mittelmeer ertrinken. Ich will mich nicht daran gewöhnen, dass unsere Freunde in Ghettos leben. Sie haben so viel verloren. So sollen wenigstens ihre Würde behalten.”

Gut 130 Teilnehmer waren dabei, dazu 17 Kinder. Drei neue Mitglieder konnten gleich an dem Abend gewonnen werden.

Hochachtung vor dem gesamten Helferkreis, allen seinen Mitgliedern und allen, die zur Gestaltung des höchst informativen und anregenden Abends beigetragen haben. Melden Sie sich, wenn Sie sich irgendwie einbringen möchten – das Geben ist immer auch ein Bekommen – das wurde an dem Abend offenbar.