Heute streiken in den Städten wieder die Erzieherinnen der Kindertagesstätten. In Berg wird nicht gestreikt, denn die Trägerschaft liegt nicht in kommunaler Hand, sondern seit 5 Jahren beim BRK, dessen Vertrag wegen einer bis heute nicht begründeten Kostenexplosion gekündigt wurde. Berg ist auf der Suche nach einem neuen Träger.
Mit einer modernen, aber wenig aussagekräftigen PowerPoint-Präsentation versuchte letzte Woche – wie berichtet – eine noch zu gründende GmbH namens “KinderArt” den Gemeinderat davon zu überzeugen, ihr die ab September vakante Trägerschaft über die beiden gemeindlichen Kindergärten (Berg, Höhenrain), die Kinderkrippe (Höhenrain) und die Schülertagesstätte (Aufkirchen) zu überlassen. Höhepunkt der Präsentation war der Satz: “Das Lächeln eines Kindes ist der wertvollste Return on Investment”.
Gründung noch im Juni? Neue GmbH “KinderArt”
BM Monn macht sich persönlich für die “KinderArt GmbH” stark, hinter der u.a. Gerhard Jaeger steht, der auch in den letzten 5 Jahren beim BRK für unsere Kindergärten verantwortlich war. Weitere Bewerber sind bislang noch nicht geladen worden.
Wer aber steht sonst hinter “KinderArt”? – Da wäre zum einen Georg Okrusch – laut dem Handout von KinderArt – u.a. verantwortlich für “Human Resources”. Ein Selbstportrait von Georg Okrusch findet sich bei seiner jetzigen Beratungsfirma unter http://www.wibk.net/berater-und-trainer/okrusch-georg . In seinem Lebenslauf gibt er an, “mehr als 100 Supervisionen und Coachingsitzungen durchgeführt” zu haben. Was das bedeutet, können wir nicht ermessen. Herr Okrusch ist bei KinderArt fürs Finanzielle zuständig.
Dritte im Bunde ist die junge Sabine Jaeger. Ihre Aufgabe in der neuen Firma ist v.a. “Fachberatung und Fortbildung (insb. SBK)”. Hinter SBK verbirgt sich Frau Jaegers Tätigkeit als “Kursmultiplikatorin Deutschland” des “Salzbuger Beobachtungs-Konzeptes für Kindertagesstätten” der Uni Salzburg.
Dieses Institut hat bereits Studien für das BRK erstellt, deren Kosten laut Presseberichten vom BRK dann indirekt an die Gemeinden weitergegeben wurden. Im Netz findet sich das SBK hier. Frau Jaeger hat im Wintersemester 2008 ein Studium in München aufgenommen und wäre anscheinend für die versprochenen Fortbildungen verantwortlich, mit denen KinderArt die Qualität der Betreuung steigern will und wofür man – dies die einzige Zahl im Handout – der Gemeinde pauschal 3,5% des Honorarvolumens aller Kindergärtnerinnen in Rechnung stellen will.
“KinderArt” hat als eigener Träger noch nichts vorzuweisen und ist wohl, um überhaupt gegründet zu werden, auf den Auftrag aus Berg angewiesen. Es gibt viele offene Fragen und Ungewissheiten.
Dagegen steht auf der Habenseite von “KinderArt” die reibungslose Führung der Kindertagesstätten durch Gerhard Jaeger in den letzten 5 Jahren und die versprochene volle Kostenkontrolle. “KinderArt” verspricht, die Angestellten zu übernehmen und – gegen Gebühr – Abend- und Ferienbetreuung für die Kinder anzubieten. Die QUH ist der Meinung, dass neben diesem viel versprechenden, aber auch risikobehafteten Start-Up-Unternehmen, dessen Finanzierung nicht öffentlich dargelegt wurde (und auch “nicht-öffentlich” nicht) unbedingt auch andere Bewerber oder Möglichkeiten der Trägerschaft gehört und bedacht werden sollten.
Als da wären… zum Beispiel die Caritas, welche gerade 20-jähriges Jubiläum in Starnberg feierte oder die AWO (Arbeiterwohlfahrt), die, wie in der Starnberger SZ von heute zu lesen, die Eröffnung einer neuen Kinderkrippe in Starnberg ankündigt. Fraglich ist auch, warum die Gemeinde ihre Sozial- und Bildungsaufgabe überhaupt delegiert und nicht wieder selber in die Hand nimmt. Das Experiment “Kindergarten Outsourcing” ist doch grandios gescheitert. Von Kostentransperenz bzw. Kostenkontrolle kann keine Rede sein. Der durchschnittliche Kindergartenplatz kostet heute ziemlich genau doppelt soviel wie vor fünf Jahren. Dennoch bleibt ein dickes Defizit bei der Gemeinde hängen. Mit diesem Geld wäre doch ein Sozial- oder Bildungsreferent auf Gemeindeebene gut ausgestattet. Es wird ja in Zukunft nicht nur um Kindergarten und Krippenplätze, sondern auch um die Ausweitung der Ganztagesbetreuung für die Schulkinder bzw. die Überführung der Grundschule in eine Ganztagesschule gehen.