Iradj Themurian, der frühere Chef des Berger Helferkreises, steht auf dem Gelände der Berger Gemeinschaftsunterkunft und seufzt. “So viele Träume sind hier schon geplatzt … aber manche haben es auch wirklich geschafft!” – Bald wird es in Berg 60 neue Bewohner in der Gemeinschaftsunterkunft geben, deren Zukunft sich erst noch entscheiden muss.
Ohne dass es auch nur irgendeinen Protest gegeben hätte, ist in Berg die Erweiterung der Gemeinschaftsunterkunft fertiggestellt worden. In 11 neuen Wohnungen können ca. 60 neue Asylsuchende sowie ein Büro für den Helferkreis und die Verwaltung untergebracht werden. Rein architektonisch ist die Unterkunft mit ihrer warmen Holzverkleidung – im Vergleich zu den mintgrünen Containern – ein riesiger Schritt nach vorne. (Die QUH freute sich darüber bereits im Frühjahr https://quh-berg.de/die-neue-asylbewerberunterkunft-in-berg/ . Aber es gibt auch neue Herausforderungen.
Blick entlang der neuen Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende in Berg
Nur zu Beginn des Baus hatte es Irritationen gegeben, weil das Landratsamt schon vor der offiziellen Genehmigung mit dem Bau begonnen hatte, was den Berger Gemeinderat etwas erboste, weshalb im letzten Herbst sogar zwischenzeitlich die Baugenehmigung versagt wurde. (.https://quh-berg.de/neues-aus-dem-gemeinderat-die-sitzung-vom-22-10/ ). Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt. Das Gelände sieht mustergültig aus. In weniger als einem Jahr wurden die Gebäude errichtet. Nur die Frage nach einer Feuerwehrzufahrt, die sowohl im Gemeinde- wie auch im Kreisrat gestellt wurde, bleibt bislang unbeantwortet. Ob selbige schlicht “vergessen”, das Ganze also ein Schildbürgerstreich, oder gar keine nötig sei, ist offenbar noch nicht endgültig geklärt. Weder Landrat noch Bürgermeister können abschließend eine Auskunft geben. Vielleicht sei alles gar kein Problem, weil die Häuser so niedrig sind, heißt es von offizieller Seite.
Der äußere “Luxus”, den die Häuser ausstrahlen, spiegelt sich im Inneren nicht unbedingt wider:
Bezugsbereit … nur die Betten sind nicht gemacht.
Anders als bisher gibt es pro Container nicht mehr 2 Schlafräume für 3, sondern 3 Schlafräume für 2 Personen. Jede/r Bewohner/in bekommt: Ein Bett, einen Stuhl, einen Spind sowie ein Bett- und Geschirrset. Kochzeile, Kühlschrank, Spüle und Toilette gibt es für jeweils sechs Personen gemeinsam. Grillen und Alkohol sind verboten. Aber obwohl sich die Anzahl der zu betreuenden Personen von 80 auf ca. 140 erhöhen wird, gibt es keine Erhöhung der Anzahl von Flucht- oder Integrationsberatern. Bisher arbeiten in der Unterkunft ein Integrationsberater (14 Wochenstunden) sowie eine von der Gemeinde finanzierte Fachkraft (8 Wochenstunden). Ein Großteil der Betreuung (Sprachtraining, Hilfe bei behördlichen Formalien) erfolgt weiterhin durch Ehrenamtliche, deren Anzahl sich ebenfalls nicht erhöhen dürfte.
Der Gemeinschaftsraum
Innerhalb der Wohncontainer wird versucht, nach Familien, Geschlecht, Herkunftsländern oder Tagesstruktur geordnet ein sinnvolles Zusammenleben zu ermöglichen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in der bisherigen Unterkunft, die nunmehr fast 10 Jahre besteht, beträgt ca. 4 Jahre. 80 % der Männer haben einen Job. Die meisten Flüchtlinge kommen derzeit aus Afghanistan (21), Nigeria (16), Pakistan (13) und dem Jemen (12). Es gibt 4 Ukrainer/innen und einen Bewohner aus China. 28% der Untergebrachten (22) sind Kinder. Der Gemeinderat wird sich vor der morgigen Sitzung vor Ort ein Bild machen. Auch interessierte Bürger können sich gerne beim Asylhelferkreis melden.
Blick von der neuen Unterkunft auf die alten Container
Mögen die neuen Unterkünfte dazu beitragen, dass möglichst viele Lebensläufe in unserem Land zu gelungenen Lebensläufen werden.
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