Unser QUH-Energiefachmann Ulrich Kupper besuchte gestern das SZ-Forum zum Thema „Fünfseenland – zu schön für Windräder?“. Hier sein Bericht, in dem auch einige Neuigkeiten verraten werden:
“Wie sich an dem starken Andrang zeigt, wird dem Thema Windkraft großes Interesse entgegengebracht, denn schon frühzeitig ist der Raum mehr als voll – die Sitzplätze reichen nicht aus.
Das Publikum im Raum
Auf dem Podium diskutieren die Herren Reinhard Grießmeyer, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Ammersee e.V., Hans Wilhelm Knape, Vorsitzender des Energiewendevereins Starnberg, Christian Kühnel, Kreisbaumeister, unser Bürgermeister Rupert Monn, der auch Sprecher der 14 Bürgermeister im Landkreis ist, Robert Sing von den Stadtwerken München und Arno Zengerle, Bürgermeister der Windkraftgemeinde Wildpoldsried, über das Für und Wider von Windkraftanlagen.
Zuvor brachte der Moderator Ulrich Schäfer von der Süddeutsche Zeitung die Anwesenden auf den aktuellen Stand der Planung. Tatsache ist, dass Bayern insgesamt ein Entwicklungsland ist, wenn es um Windkraft geht. In der Umgebung von München gibt es sogar nur zwei Anlagen – eines auf dem Fröttmaninger Berg (Eigentümer sind die SWM) und eines in Berg (Eigentümer ist Herr Genz). Wegen eines vorliegenden Bauantrags für eine neue Anlage mit 140 Metern Nabenhöhe (mehr als doppelt so hoch wie die bestehende in Berg) sieht sich der Landkreis und insbesondere die Gemeinde Berg gezwungen, schnell einen Flächennutzungsplan zu erstellen, um die Standorte beeinflussen zu können. Da Windanlagen privilegierte Bauwerke sind, können sie nicht verhindert werden.
Die Diskutanten auf dem Podium
Neue Techniken machen zudem den Betrieb, auch in Bayern, wirtschaftlich. Allerdings nur für Anlagen bei großen Nabenhöhen! – Wo Geld zu verdienen ist, werden sich weitere Investoren melden. Kreisbaumeister Christian Kühnel ist mit der Planung der ersten Ausbauphase betraut und sieht sieben bis acht Anlagen als realistisches Ziel an.
Rupert Monn erläuterte, das die Gemeinde Berg über die Jahre gelernt habe, wie sensibel mit dem Thema umgegangen werden muss. Er sprach sogar von „verbrannter Erde“. Für die Gemeinde Berg gibt es überdies bekanntermaßen eine spezielle Situation: Sie muss auf einen Bauantrag reagieren und kann daher nicht auf den Flächennutzungsplan des Landkreises warten, sondern muss schnell selber einen geeigneten Standort ausweisen.
Herr Monn sieht aber auch generell die dringende Notwendigkeit, alternative Energien bei uns zu erzeugen, um künftig auf gefährliche Techniken wie Atomkraftwerke verzichten zu können. Windräder werden aus seiner Sicht kommen – auch in Berg! Die Berger Anlagen sollen aber nicht von Investoren errichtet werden, sondern von der Gemeinde oder auch von einer neu zu gründenden Betreibergesellschaft unter Bürgerbeteiligung. Die Gemeinde Berg verhandelt deshalb bereits mit den Stadtwerken München über eine mögliche Zusammenarbeit bei Planung und Betrieb.
Der Landrat vor dem Windatlas
Einziger Gegner der Windanlagen – aber auch jeder anderen regenerativen Energiequelle – auf dem Podium war Reinhard Grießmeyer, der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Ammersee e.V., der mit der Bedrohung von Vögeln und Fledermäusen argumentierte und immer wieder das Bild zerstörter Landschaften zeichnete. Genau das, so argumentierte Bürgermeister Monn, solle aber durch die Initiative der Gemeinden verhindert werden.
Der Kreisbaumeister Christian Kühnel – wie auch Landrat Roth in der späteren Diskussion mit dem Publikum – betonte aber immer wieder, dass es nicht die Frage ist, ob Windanlagen gebaut werden, sondern nur wo. Dieses „wo“ soll aber offen und mit allen Gemeinden gemeinsam festgelegt werden. Diese Art und Weise wie der Landkreis und die 14 Gemeinen das Thema angehen und offen mit den Bürgern diskutieren, wurde vom Bürgermeister der Gemeinde Wildpoltsried im Allgäu aufs Höchste gelobt. Dort sind bereits neue Analgen in Betrieb, die Erfahrungen sind fast durchweg positv.
In der überraschend ruhig geführten Diskussion mit dem Saal wurden vor allem die Punkte Kosten-Nutzen-Verhältnis der Anlagen und der berechtigte Appell, besser mehr Energie zu sparen, damit nicht so viele Anlagen notwendig werden, vorgebracht.
Insgesamt schien die Stimmung im Saal überwiegend positiv gegenüber Windkraftanlagen zu sein, was durchaus daran liegen kann, dass noch nicht bekannt wurde, wo die Anlagen gebaut werden sollen.”
Danke Uli für diesen schönen Bericht. Die Würze liegt natürlich im letzten Satz. Die Diskussion über das Thema hier im Blog hat schon begonnen, wie der kritische Kommentar von “Einanderer” zeigt, der ebenfalls die Veranstaltung besucht hat (rechts in der Spalte anklicken).