Johano Strasser kam aus Holland zu uns


Johano Strasser (Foto: Andreas Huber)

Johano Strasser ist ehemaliger Präsident des deutschen PEN Clubs und lebt und arbeitet als freier Schriftsteller seit fast 30 Jahren oder 40% seines weltlichen Daseins in Assenhausen.

QUH: Johano, wo kommt deine Familie ursprünglich her?
Johano Strasser: Mein Vater ist in St. Louis (USA) geboren, mit sieben Jahren zog er nach Frankreich, von dort Anfang der 30er in die Niederlande. Meine Mutter ist gebürtige Holländerin, sie lernt meinen Vater auf einem Esperanto-Kongreß in Paris kennen, lebt mit ihm in Avignon und später in Mulhouse (Elsaß), wo zwei meiner Brüder geboren werden, und zieht dann mit der Familie in die Niederlande zurück. In Leeuwarden (Niederlande) werde ich und ein weiterer Bruder geboren. Nach dem Krieg ziehen wir nach Deutschland, wo noch eine Schwester geboren wird. Meine Eltern wandern 1972 in die USA aus, wo (in Kalifornien) die beiden ältesten Brüder schon leben.

QUH: Und wie hat es euch nach Berg verschlagen?
Johano Strasser: Nach 20 Jahren in Berlin und viel politischer Arbeit bin ich mit meiner Frau Franziska und zwei kleinen Kindern zwei Jahre vor dem Mauerfall von Berlin nach Berg gezogen. Franziskas Mutter hatte die Wohnung in Asssenhausen entdeckt und wir waren froh, dass unsere Kinder in einer schönen Landschaft aufwachsen konnten statt im Berliner Großstadtdschungel.


Leeuwarden – Kulturhauptstadt Europas 2018 (Foto: Niederländisches Büro für Tourismus & Convention)

QUH: Woran denkst du, wenn du an dein Herkunftsland denkst?
Johano Strasser:Vorige Woche sprach ich mit einer Gruppe Studenten aus meiner holländischen Geburtsstadt Leeuwarden über das Kulturleben in Deutschland und dachte vorübergehend: Das sind meine Leute! Wenn ich, was wir in diesem Jahr tun, die Weihnachtstage in Berlin verbringe, wo unsere Kinder leben, mutet mir dort vieles heimatlich an. Wenn ich anschließend bei unseren alten Freunden im norddeutschen Flachland in der Nähe von Worpswede das Jahresende verbringe, greift mir die Landschaft meiner Kindheit und Jugend ans Herz und ich fange unweigerlich an, in leichter norddeutscher Färbung zu sprechen. Wenn ich im neuen Jahr vom Norden zurückkehrend schließlich den Berger Kreisel erreicht habe und weiter Richtung Assenhausen fahre, habe ich vermutlich das Gefühl nach Hause zu kommen. Alle diese Stationen sind ein bißchen Heimat für mich. Nur wenn ich meine Eltern und meine Brüder in Kalifornien besuchte, hatte ich nie das Gefühl nach Hause zu kommen. Dort war alles exotisch, auch meine Brüder, die mir amerikanischer erschienen als die Amerikaner, und meine Eltern, die sich in der fremden Umgebung nie recht zu Hause fühlten.