Zum Advent: Ludwig Thomas “Heilige Nacht” in Aufkirchen

Die “Heilige Nacht” ist eines der meistrezitierten bayrischen Werke. Es gehört zum bayrischen Advent wie früher der Schnee zum Winter. Oft wurde der Text zur Unkenntlichkeit verkitscht. Am kommenden 2. Adventssonntag wird ihn der Schauspieler Wowo Habdank – in Berg bekannt als Starkbierredner, fulminanter Oskar-Maria-Graf-Rezitator und Bruder des Pfarrers – den Text auf Einladung der QUH in einer neuen, unsentimentalen Fassung auf die Bretter des Saales im Gasthof Die Post bringen. 

Kommet zuhauf! Wowo liest Thoma und die Evi spielt dazu

Begleitet wird Wowo von Evi Keglmaier, eine der zentralen Figuren der modernen bayrischen Volksmusikszene. Sie spielt – außer in ihrem eigenen. aktuellen Projekt “Keglmaier” – auch in so stilbildenden Bands wie der legendären “Hochzeitskapelle” oder früher bei “Zwirbeldirn”.

Ludwig Thoma überträgt in seinem Text die Weihnachtsgeschichte ins bayerische Oberland. Unbezweifelbar: “Die “Heilige Nacht” zählt zum Anrührendsten und Feinfühligsten, was je in bayerischer Mundart geschrieben wurde” (SZ). In ihr stapft eine schwangere Frau bis zur völligen Erschöpfung durch die bayerischen Alpen und die Gefilde der dort wohnenden Menschen, denen das Herz vom Geld versteinert wurde. Nachdem Thoma bei einer Winterwanderung der Vers “Im Wald is so staad, alle Weg san verwaht,” eingefallen war, schrieb er die Geschichte wie in einem Rausch nieder.

Der in Holzhausen wohnende Schauspieler Wowo Habdank rezitiert die bekannte Geschichte auf eine besonders eindrucksvolle, kräftige Weise … ohne alle falsche Sentimentalität und Rührung im rechten bayrischen Idiom. Die Eintrittskarten für diese letzte QUH-Veranstaltung des Jahres gibt es wie immer in der “Drogerie Höck” und bei “Schöner Lesen” (13 € / Beginn 19 Uhr). Der Saal ist ab 18 Uhr geöffnet, essen kann man vor oder nach der Vorstellung.

Selbst der raubeinige Oskar Maria Graf konnte sich dem universellen Reiz dieser grandiosen Vers-Erzählung nicht entziehen. Er erinnert sich: “Es mag mir vielleicht als Rührseligkeit ausgelegt werden, wenn ich gestehe, dass ich die Heilige Nacht beim Lesen so empfinde, als säße ich als Kind wieder daheim in der warmen Stube und sähe all das Göttliche dieser Legende so menschlich und geheimnisvoll, als wär es etwas, das jedem von uns geschehen könnte.”