Im Jahr 2003 vergab die Bayerische Staatsoper (Festspiel+) an die beiden Berger Sebastian Hess und Andreas Ammer den höchst ehrenvollen Auftrag, ein letztes Stück für das zu sanierende Cuvillestheater über den Dichter Oskar Maria Graf zu verfassen. Graf war nach seinem Exil am 22.8.1958 zum ersten Mal kurz nach Deutschland zurückgekehrt und hier bei der 800-Jahr-Feier der Stadt München aufgetreten. Es kam zum Eklat: Der Kommunismusverdacht und die Lederhose, die der Dichter auf der Bühne trug (und ohne die sich heute kam mehr jemand auf die Wiesn traut), sorgte damals für Proteststürme.
Der Dichter Oskar Maria Graf am 22.8.1958 im Barocktheater
Der mittlerweile verstorbene Cellist Sebastian Hess und der Autor Andreas Ammer schrieben daraufhin eine “Sprachoper für Oskar Maria Graf” mit Sepp Bierbichler in der Rolle des Dichters. In der Königsloge trat ein leibhaftiger Hitler auf und auf der Bühne spielte die Bachhauser Blasmusik im noblen Theater. Bürgermeister Monn (in Lederhose) ließ es sich nicht nehmen, persönlich zu erscheinen und seinen Vorgänger in der Gestalt des Schauspielers Michael Tregor auf der Bühne zu erleben. Am Ende zerschlug Sepp Bierbichler zum Entsetzen der Schlösser- und Seenverwaltung genau so einen Stuhl wie den, auf dem Oskar saß. Seine letzten Worte: “”Unser Leben ist nichts als ein Geschwätz und Gelächter. Jetzt könnt’s des Theater abreißen. Macht’s ein Museum draus.” – Statt einem Skandal gab es 2003 viel Applaus.
1958 der falsche Ort für Oskar, 2003 genau der richtige (Photo: AuHaidhausen – CC BY 4.0)
Der BR hat die Aufführung damals aufgezeichnet, strahlt sie heute am Freitagabend wieder einmal als Hörspiel aus (BR2 ab 20 Uhr 5) und stellt den Event zugleich für ein Jahr als Podcast zum kostenlosen download oder zum Anhören online: https://www.br.de/mediathek/podcast/hoerspiel-pool/unser-oskar-sprachoper-fuer-oskar-maria-graf-livemitschnitt-aus-dem-cuvilli-s-theater-muenchen-2003/2098023
Der Journalist Tobias Lehmkuhl hörte damals ein “hinreißendes Hörerlebnis”, bei dem es nur unklar sei, welchen der Beteiligten an diesem Werk er am meisten loben solle: Die Autoren Andreas Ammer und Sebastian Hess hätten hier eine wunderbare Mischung aus Biografie des Künstlers Oskar Maria Graf und “akustischem Experiment” gewagt, das famos gelungen sei, so der Rezensent. Ab heute wieder jederzeit zum Nachhören unter: “Unser Oskar” von Andreas Ammer & Sebastian Hess.
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