Fortsetzung unserer kleinen Serie über den Bundestagswahlkampf in Berg, der weiterhin seltsamste Blüten treibt. Denn während andernorts von einem Schwergewichts-Duell “Schulz, die Gerechtigkeit, vs. Merkel, das Beharren” geredet wird, kämpfen im Landkreis zwei politisch unerfahrene Bantamgewichtler um das Direktmandat (s.u.). Zudem sind die Spitzenkandidaten Schulz und Merkel in Berg noch nicht mal auf Plakaten zu sehen. Dafür auf den einzigen beiden Großplakaten der Gemeinde zwei Politiker, von denen der eine gar nicht zur Wahl steht und der andere beim letzten Mal nicht gewählt wurde; und was macht da der alte Toilettencontainer? – Nun er vereinigt die Eigenschaften der Politiker auf sich!
Bundestagswahlkampf in Berg: einer der nicht gewählt wurde (FDP), einer der nicht zur Wahl steht (CSU) und ein Toilettencontainer, auf den beides zutrifft (vlnr.)
Beide Kandidaten (und der Toilettencontainer) befinden sich in Berg hinter Gittern am Kreisel. Es ist ein Sinnbild: Denn während beide Kandidaten so tun, als wollten sie politisch anpacken, dokumentiert der Zaun, hinter denen sie dynamisch stehen, gerade wie sehr die Politik manchmal versagt (in diesem Fall ist es der Landrats-Parteigenosse des CSU-Nichtkandidaten in der Mitte, der es seit Monaten nicht schafft, dass seine Behörde den Müllhaufen, den sie in Berg hinterlassen hat, auch beseitigt). Unsere politische Einschätzung: recht so, dafür ab hinter die selbstverschuldeten Gitter!
Klar für den vermodernden Toilettencontainer verantwortlich?
Sehen wir uns die Plakate näher an: den farbenfrohen Kravattenträger “Horst”, der alles mit seinem gewinnend gütigen Lächeln regiert und klar für das Land hinter ihm steht, wird man auf den Wahlzetteln allerdings umsonst suchen. Sein Gesicht steht hier also stellvertretend für die Gesichtslosigkeit seiner Bundestagskandidaten.
Den farblich schwachen Christian, für den das ebenso gilt, werden wir nach dem verheerenden Bundestagswahlergebnis von 2013 weit rechts auf den hinteren Spalten des Wahlzettels finden.
In ihrer ehemaligen Hochburg Berg rechnet sich die FDP aber auch diesmal ein paar Stimmen aus. Hat sie doch 2013 – damals allerdings mit der beliebten fundamentalliberalen Kämpferin Leutheusser-Schnarrenberger – im Ort mit 11,7% fast die SPD (15,4%) erreicht. Weil die neue Kandidatin eh keiner kennt, muß auch hier statt ihrer der schwarz-weiß getünchte Posterboy der Partei neben Seehofer seine Arme hochkrempeln:
Sinnbildlicher Bundestagswahlkampf in Berg: Gehören Politiker hinter Gitter?
Auf dem Plakat posiert mit provozierend offenem Kragen Christian Lindner, der schon deshalb ideal zur FDP paßt, weil er erst aus “Gewissensgründen” den Wehrdienst verweigerte, sich nach dem Zivildienst aus anderen Gründen allerdings zum Reserveoffizier bei der Luftwaffe ausbilden ließ. Diese Anpassungsfähigkeit der FDP wird auch optimal dadurch verdeutlicht, dass ihr Plakat auf den eloxierten Gitterzaun farblich optimal abgestimmt ist. Das könnte kein Chamäleon besser.
Unseren ersten Bericht zum “Wahlkampfauftakt” der hochqualifizierten lokalen Politikgiganten und Direktkandidaten von CSU und SPD finden sie im Blog hier: https://quh-berg.de/wahlkampfauftakt-in-berg/