Volles Haus beim Berger Advent des Kulturvereins: Bis auf den letzten Platz besetzt war der Rittersaal von Schloss Kempfenhausen, und am Ende gab es Ovationen für Wowo Habdank und die Münsinger Sängerinnen.
Wowo Habdank im Rittersaal
„Sie strotzen von Saft und Leben“ – so charakterisierte der Schriftsteller Lion Feuchtwanger die Geschichten von Oskar Maria Graf – besonders wenn sie von Wowo Habdank vorgetragen werden, werden die Anwesenden an dem Abend hinzufügen. Als Graf-Interpret genießt „der Wowo“ ja seit langem Kultstatus. Gleich ob der Metzgermeister Heinagl sich inmitten „keifender Weiber“ beim Bieterwettstreit um die bratfertige Weihnachtsgans durchsetzt, die alte Bäckin den letzten Schnaufer tut und dabei sofort des Malzuckers hinter dem Kopfkissen verlustig geht oder ob die Graf-Buben beim Schlittschuhlaufen auf dem gefrorenen See jammernd und schlotternd gerade noch das rettende Kempfenhausener Ufer erreichen – alle Figuren werden so lebendig und authentisch gegeben, dass man als Zuhörer mittendrin dabei ist.
Wowo Habdank, gezeichnet von Matthias Schilling
Dabei ist es nicht nur der bayerische Dialekt, der Wowo Habdank wie selbstverständlich aus dem Mund kommt – auch perfekt schwäbeln kann er, wie beim Bericht vom schwäbischen Weihnachtsessen in Amerika, in dem die Erinnerung an die altbayerischen Christmetten in Aufkirchen hochkommt.
Im Publikum befanden sich übrigens nicht nur Bürgermeister und Altbürgermeister samt Gattinnen, sondern auch der Starnberger Grafikdesigner und ehemalige Kulturvereinsvorsitzende Matthias Schilling, der noch während der Vorstellung den Stift zückte und das Porträt oben entstehen ließ.
Die Münsinger Sängerinnen mit Wowo Habdank
Mit großem Gespür wählten die Münsinger Sängerinnen eine Reihe von Volksmusikstücken aus alter und neuer Zeit aus, aus, die sie mit Frau Ehrhardt an der Harfe interpretierten. Es gab tosenden Beifall und Begeisterung für das ganze Ensemble.
Weihnachtsbaum von Lucie Plaschka (Fotos: Matthias Schilling)
Das künstlerische Weihnachtsbäumchen von Lucie Plaschka illuminierte den Saal und verwandelte ihn zur „warmen Stube”.
Oskar Maria Graf selbst hätte seine Erwartung an den Abend vielleicht so formuliert wie im Vorwort zu seinem 1961 erschienen Essayband. Da schreibt er: „Ich wünsche mir, dass das Ganze recht unterhaltlich und ein bisschen anregend ist. Mehr erwarten zu wollen, hielte ich für anmassend.“ Die Zuhörer beim Berger Advent waren sich einig, es gab noch was drauf: Heiterkeit, menschliche Wärme und adventliche Stimmung, ganz ohne Rührseligkeit und falsche Sentimentalität. Ein großer Abend, danke an alle Beteiligten!