Es war ein Abend, der an Stars nicht gerade arm war. Einer (die Kafka-Koriphäe Dr. Reiner Stach aus Berlin) kam gerade von einer Vortragsreise durch Brasilien und wird nächste Woche seinen Berger Vortrag auch in Marokko halten. Eine andere, die beliebte Schauspielerin Katerina Jacob, musste nur einmal quer durch die Gemeinde fahren (und kam doch von Jobs aus Amerika). Der eine – so versprach der Berger Kulturbeauftragte Andreas Ammer – werde den Über-Autor Kafka, den sich jeder nur Schwarz/Weiß vorstellen kann “in Farbe” darstellen, die andere werde ihn 100 Jahre nach seinem Tod “zum prallen Leben bringen”.
Reiner Stach erzählt, wie lustig Kafka war, Katerina Jacob bestätigt das durch ihre lebendige Lesung
Und so geschah es. Natürlich hatte es unter den Veranstaltern Diskussionen gegeben: Würde das Berger Publikum wirklich ein 3 1/2-stündiges Programm über einen Autor folgen, den nichts mit der Gemeinde Berg (aber viel mit der Schullektüre der meisten) verbindet? Würde es wirklich den durchaus neutönerischen “Kafka-Fragmenten” des Komponisten György Kurtág lauschen? – Sie taten es … bis zur letzten Sekunde fasziniert … auch und gerade von den famosen Musikern. Auch bei ihnen setzte sich das Konzept fort: Berger Können mit international tätigen Künstler:innen oder Experte:innen zusammenzubringen:
Der Berger Geiger Nils Schad und die Berliner Mezzosopranistin Sarah van der Kemp zelebrieren György Kurtág
Alle Beteiligten schafften es, vermeintlich schwer verdauliche Stoffe, Themen, Stücke zu vermitteln, als seien sie etwas Leichtes. Allen war die Freude und die Lust anzumerken, die auch das Publikum empfand, wenn schwierige Themen und Werke so fulminant dargestellt werden.
Die Akteure des Abends: v.l.n.r. mit Dankesdahlie Aurélien Bello (Klavier), Nils Schad, (Violine), Sarah van der Kemp (Sopran), Reiner Stach (Biograph), Katerina Jacob (Lesung), Franz Kafka (Autor, mit Feder statt Dahlie)
Die Veranstaltung war auch eine Leistungsschau der Berger Kulturinstitutionen, die sich für dieses ausverkaufte Festival zusammengetan hatten, das es so deutschlandweit nicht gegeben hat. Die Gemeinde Berg (Andreas Ammer), der Kulturverein Berg (Elke Link, Nils Schad, Ludwig Steindl) und die Christoph-und-Stefan-Kaske-Stiftung (Joachim Kaske) trugen jeweils anteilig zu der Veranstaltung bei. Die Berger Künster*innen traten allesamt ohne Gage auf. Die “Schad-Stoffe” hatten obendrein einen “Epitaph für Franz Kafka” von Boris Blacher einstudiert. Der Kulturverein organisierte nicht nur das ganze Drumherum, sondern hatte obendrein noch die Besucher*innen bekocht. Ein riesiges Dankeschön an alle, die solche “Erste Liga-Events” in Berg möglich machen.
Ebenfalls aus der Welt zu Gast: die Kafka-Ausstellung von Nicolas Mahler
Die Nicolas-Mahler-Ausstellung, die das Festival endgültig zum Gesamtkunstwerk aus Text, Ton und Bild gemacht hat, bleibt für Besucher von Schloss Kempfenhausen noch eine Weite aufgebaut.
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