Kuh oder Avantgarde? Rückblick auf die 35. Ateliertage

Lange Jahre wusste man recht genau, was einen bei den Berger Ateliertagen erwarten würde: ausgehöhlte Hözer bei Gerd Jäger, schicke Holz-Beton-Bauten bei Hans Panschar, beglückend bunte Glasbilder bei Juschi Bannaski. Das meiste davon gab es auch dieses Jahr, und doch  war vieles neu, anders und beglückend radikaler. Wir blicken in einige der Ateliers der 14 teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen, unter denen sich auch neue Talente finden.

Wir beginnen unseren nachträglichen Rundgang im immer farbenfrohen und gastfreundlichen Atelier von Juschi Bannaski & Roman Woerndl.

5 1/2 Werke, 2 Künstler, 1 Hund

Juschi hat sich einerseits wieder etwas der figürlichen Malerei zugewandt, immer wieder schaut aus ihren Farbflächen auch ein Gesicht, ein Mensch, ein Tier heraus, andererseits ist sie ihren hypnotischen Farbflächen treu geblieben und hat sich fast schon der Monochromie angenähert. Uns gefiel am besten ein fast reinweißes Bild, auf den nur einige Farbreste zu erahnen waren.

Auf alles verzichten: Hinterglasbild von Juschi Bannaski

Darauf erzählte uns Roman, dass wir unbedingt nach Wolfratshausen fahren sollten, wo die beiden relativ neu aufgenommenen Mitglieder der “Künstler der Ateliertage” Nausikaa Hacker und Ulrich Panick ihr Atelier haben. Auf das zentrale, aber fast unsichtbare Werk von Ulrich Panick mussten wir erst hingewiesen werden: eine glattpolierte weiße Gipsfläche, die direkt auf die weiße Rauhfasertapete aufgetragen wurde. Aber holla!

Sicher das radikalste, fast unsichtbare Werk der Ateliertage von Ulrich Panick

Nicht weniger “unzugänglich” war der Raum nebenan von Nausikaa Hacker (ebenfalls relativ neu in der Künstlergemeinschaft), die ihr Atelier in eine Beuys’sche Installation verwandelt hatte: Ganz mit gesiebter Asche bedeckt, durfte es von keinem Besucher betreten werden.

Ein unzugänglicher Raum als Kunstwerk: “Phönix, vielleicht”. Installation mit gesiebter Asche, Schreibtisch, A4-Papier, Bleistift, Regal, Radio und Werkzeugkasten, 2021

Gegenüber diesen Neuzugängen mussten sich einige der etablierten Atelier-Künstler*innen mächtig ins Zeug legen: Hans Panschar etwa kehrte zu seinen aktionistischen Ursprüngen zurück und machte eine Tuba platt, um dem Thema der Ateliertage, der “Stille”, gerecht zu werden.

Kunst ist funktionslos: “Stille” von Hans Panschar

Gut gefallen haben uns auch die Collagen von Daniela Fugger-Antonacci, einer “Schülerin” von Juschi Bannaski, die als “Gast” zum ersten Mal, in einer eigenen Location in Sibichhausen an den Ateliertagen teilnehmen durfte. Bei der Auktion “Made-In-Berg” war die gelernte Innenarchitektin erstmals als Künstlerin aufgetreten. Jetzt zeigte sie in zwei Gebäuden einbereits beachtliches OEuvre an der Schnittstelle von abstrakter Malerei und figürlicher Collage vor …

Collage von Ateliertage-Gast Daniela Fugger-Antonacci 

… das uns sogar inspirierte, ihr den “QUH-Preis der Ateliertage” zu verleihen, der traditioneller Weise aus einem warmen Händedruck der QUH-Vorsitzenden Elke Link besteht.

Elke Link bei der Preisübergabe an Daniela Fugger-Antonacci

Natürlich gab es auch noch gegenständliche Kunst zu bewundern und zu kaufen: zum Beispiel die wunderbaren “Wichte” von Birgit Behrens-Wöhrl …

Skulptur von Birgit Behrens-Wöhrl

… und wie immer wäre auch unser Wappentier in künstlerischer Aufarbeitung zu erwerben gewesen …. Kühe im Atelier von Ernst Grünwald in Ammerland:

QUH-Wappentiere als Kunstwerke in Ammerland